Plötzlich fehlte ein Muttertier Tierhalter berichten über Wolfsriss in Much

Much · Um 4 Uhr nachts schlugen die Hunde an, um 6 Uhr schrien die Lämmchen - ein Muttertier war verschwunden. Die Überreste fanden Werner und Ulrike Stommel aus Much am Waldrand. Das berichten die beiden Hobbytierhalter zum Wolfsriss.

 Ulrike und Werner Stommel haben ein sehr enges Verhältnis zu ihren Tieren wie der kleinen Herde Skudden, einer alten Schafrasse.

Ulrike und Werner Stommel haben ein sehr enges Verhältnis zu ihren Tieren wie der kleinen Herde Skudden, einer alten Schafrasse.

Foto: Inga Sprünken

Es war ein Schock für Werner und Ulrike Stommel. Ein Schaf der Hobbytierhalter ist einem Wolf zum Opfer gefallen. Das Ehepaar hält auf seinen drei Hektar Land drei Pferde, zwei Ziegen, zwei Gänse, zwei Enten, einige Hühner und eine kleine Herde Skudden. Von der vom Aussterben bedrohten alten Schafrasse haben sie zwei Mutterschafe mit je zwei Lämmern. Alle haben Namen und sind zutraulich wie Hunde. Gemeinsam mit den Ziegen beweiden sie die landwirtschaftlichen Flächen.

„Um vier Uhr nachts haben die Hunde angeschlagen, und um sechs Uhr habe ich die Lämmchen schreien gehört“, erzählt Ulrike Stommel. Als das Ehepaar gegen sieben Uhr die Tiere füttern wollte, fehlte ein Muttertier. Mit den Hunden machten sich die Tierhalter auf die Suche und entdeckten am Waldrand die Überreste von Leni. „Das war kein schöner Anblick“, sagt Ulrike Stommel. Das war der erste bestätigte Wolfsriss am 1. August in Much.

62 Euro Entschädigung

„Wenn uns das jemand noch im April erzählt hätte, hätten wir ihn für verrückt erklärt“, sagt ihr Ehemann. Beide hätten es nicht für möglich gehalten, dass ein Wolf ihr Tier gerissen hat. Sie hatten eher an wildernde Hunde gedacht und das Veterinäramt angerufen. Das empfahl den Förster Marc Reedemann anzurufen, der auch Wolfsberater ist, damit dieser DNA-Spuren nehmen könne. Dass es im Juli schon Sichtungen und Risse in Engelskirchen gegeben hatte, hatten die beiden nicht mitbekommen. Denn dann hätten sie, wie sie es seither tun, die Tiere nachts in den Stall am Haus gebracht. „Die haben natürlich anfangs protestiert“, sagt Werner Stommel. Jetzt ärgert sich das Ehepaar besonders über die mangelnde Informationspolitik, auch in Bezug auf das Ergebnis des DNA-Tests, das sie erst aus dem Internet erfuhren.

Zudem fühlen sie sich allein gelassen. „Wir haben auch einen emotionalen Schaden erlitten“, sagt Ulrike Stommel. 62 Euro haben die Eheleute nach der Wolfsbestätigung erhalten. „Viel zu wenig. Dafür kriegt man kein Zuchtschaf“, sagt Werner Stommel mit Blick auf den Anschaffungspreis des trächtigen Tieres in Höhe von 170 Euro. „Der Betrag ist wahrscheinlich ein Durchschnittspreis zwischen dem Schlachtpreis und dem Zuchtwert“, vermutet Simon Darscheid aus Hennef-Söven. Er ist ebenfalls Schafhalter und setzt sich dafür ein, dass sich die Weidetierhalter vernetzen. Das Ziel: Sich gegenseitig zu unterstützen und zu informieren – etwa darüber, wie die Halter am Niederrhein mit dem Thema umgehen.

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