Musikerporträt: Jürgen Goldschmid Eitorfer schrieb bei Birth Control Musikgeschichte

Eitorf · Jürgen Goldschmidt aus Eitorf spielte vier Jahre Bass bei Birth Control. Mit Conny Oberhäuser bildet er heute das Duo String2Voices.

 Alte Zeiten bei Birth Control: Jürgen Goldschmidt ist seit fast 50 Jahren auf der Bühne.

Alte Zeiten bei Birth Control: Jürgen Goldschmidt ist seit fast 50 Jahren auf der Bühne.

Foto: Jürgen Goldschmidt

Er spielte mit den ganz Großen und feiert in zwei Jahren sein 50-jähriges Bühnenjubiläum. Die Rede ist von Jürgen Goldschmidt. Der Bassist, Schlagzeuger und Kontrabassist, der heute mit seiner Lebensgefährtin Conny Oberhäuser als Duo Strings2Voices mit Jazz- und Schlagermusik sowohl auf den Bühnen im gesamten Umkreis, als auch im Fernsehen Furore macht, kommt eigentlich aus der Rockmusik. Vier Jahre lang spielte Goldschmidt als Bassist bei Birth Control, die 1972 mit dem Song „Gamma Ray“ in die Musikgeschichte eingingen.

Als Horst Stachelhaus ausschied und die Band 1980 in einem Musikmagazin einen Bassisten suchte, stieg Goldschmidt ein. „Sie haben 30 Leute getestet, und ich habe den Job gekriegt“, so Goldschmidt, der froh ist, dass er sich vier Jahre lang bei Birth Control ausprobieren konnte, wie er sagt. Nach dem Tod von Bruno Frenzel löste sich die ursprünglich aus Berlin stammende Band auf, deren Mitglieder sowohl in Pohlhausen, Ortsteil von Neunkirchen-Seelscheid, wie auch in Hennef-Lichtenberg in einem Haus lebten und arbeiteten.

Goldschmidt, dem schon mit zehn Jahren klar war, dass er Profimusiker werden wollte – seit seinem sechsten Lebensjahr spielte er Akkordeon und Klavier, ab neun Gitarre, ab 14 Bass – und der nur auf Wunsch seiner Mutter eine Ausbildung als Fremdsprachenkorrespondent für Englisch absolvierte, arbeitete dann lange als Studiomusiker. „Ich habe viel für die EMI eingespielt“, berichtet der heute 63-Jährige, der auch Schlagzeug spielte, etwa bei Stücken von Herbert Grönemeyer. Zudem schrieb er Songs für Schlagersängerinnen wie Kristina Bach. „Als Studiomusiker fühlte ich mich wie ein Huhn auf der Stange, das jeden Tag ein Ei legen muss“, erzählt Goldschmidt von seiner Sehnsucht nach der Bühne.

So stieg er 1987 als Bassist bei der Formation Lilli & the Rockets ein, in der auch Birth-Control-Schlagzeuger Bernd Noske mitspielte. Bis 1993 war Goldschmidt bei über hundert Konzerten der Band dabei. Bei einem Auftritt der Show „American Car Nationals“ lernte er Gary Garrison, den Frontmann von Ohio Express kennen. Goldschmidt war jahrelang Mitglied der Band, die 1968 mit dem Popsong „Yummy Yummy Yummy“ die US-Charts gestürmt hatte. Mit Garrison verbindet ihn bis heute eine Freundschaft – gerade erst standen beide als Roadhouse Gang bei den Rheinbach Classics zusammen auf der Bühne.

Dass er seit 2005 mit seiner Lebenspartnerin Musik macht, ist indes eher einem Zufall zu verdanken. Während Conny Oberhäuser als Filialleiterin der Kreissparkasse in Winterscheid und Eitorf tätig war, sang sie – unabhängig von Goldschmidt – in einer eigenen Band. „Ich hatte mir einen Kontrabass gekauft und wir haben für den 75. Geburtstag meiner Mutter zwei Stücke mit Kontrabass und Gesang eingeübt“, erinnert sich der in Unna geborene und in Eitorf aufgewachsene Musiker, der sich früher schon mal am Kontrabass versucht hatte. „Der Applaus der 50 Gäste hörte fast nicht mehr auf, und wir dachten uns, wenn das 50 Leute überzeugt, überzeugt es auch 500“, so Goldschmidt über den ersten Auftritt mit seiner Lebenspartnerin.

Fortan probten sie zusammen und traten mit Swing-Jazz und Comedian-Jazz auf. Oberhäuser wagte es im Jahr 2011 sogar, ihren Job an den Nagel zu hängen. Inzwischen treten die beiden in ganz Deutschland und in Belgien auf, haben 80 bis 100 Auftritte jährlich. Sie musizieren nicht nur, sondern setzen die Musik auch szenisch um. Während die 60-Jährige für das Management zuständig ist, kreiert er das Musikprogramm. Dabei verschmäht Goldschmidt auch Volksmusik und Schlager nicht. Dass er eigentlich aus dem Progressive Rock kommt, stört ihn wenig. „Ich spiele alles, was mich fordert, und akzeptiere keine Grenzen“, sagt er und erklärt, dass alte Schlagermusik etwa von Hildegard Knef und Katja Epstein im Gegensatz zu heutiger sehr anspruchsvoll sei.

Ein Zimmer seiner Wohnung hat das Paar zum Musik-Studio umfunktioniert, wobei der schalldichte Nachbau einer englischen Telefonzelle den Tonaufnahmen dient. Fünf Programme und damit 10,5 Stunden Musik hat das Duo aktuell zu bieten. Nebenher unterrichtet Goldschmidt noch Gitarre und Bass und hat schon mehrere Jugend-musiziert-Gewinner sowie Musiker hervorgebracht. Dass Goldschmidt und Oberhäuser Leben und Beruf miteinander teilen, hat der Beziehung entgegen anfänglicher Befürchtungen nicht geschadet. Der einstige Rockmusiker und die Bankkauffrau sind bereits seit 29 Jahren ein Paar.

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