Darmbakterium im Eitorfer Trinkwasser „Man muss plötzlich auf so vieles achten“

Eitorf · Nachdem Escherichia coli-Bakterien in einem Eitorfer Hochbehälter aufgetaucht sind, müssen die Bürger das Leitungswasser weiter abkochen. Das wirkt sich auch auf den Betrieb von Kitas, Cafés und Krankenhäusern aus.

Wer in einem Kindergarten arbeitet, muss flexibel sein: „Noch bevor die ersten Kinder da waren, hatten wir bereits zwei Ladungen Leitungswasser abgekocht. Außerdem haben wir alle Zahnbürsten weggeschmissen und bis zum Ende der Woche werden wir ganz aufs Zähneputzen verzichten“, erklärt die Leiterin des Kindergartens Harmonie in Eitorf Regina Langel.

Der Grund: Ein Großteil des Trinkwassernetzes in Eitorf ist durch das Darmbakterium Escherichia coli verunreinigt. Das teilte das Gesundheitsamt des Rhein-Sieg-Kreises am Montagabend mit. Das Leitungswasser darf nur noch abgekocht getrunken werden. Die Ursache liegt wohl im Wasserhochbehälter Josefshöhe. Die Gemeindewerke Eitorf vermuten dort einen technischer Defekt in einer der Reinigungsanlagen. „Genau können wir dazu noch nichts sagen“, erklärt Markus Stricker, Sachbearbeiter der Gemeindewerke.

Bei einer Routineuntersuchung sei der Keim an einer der festgelegten Entnahmestellen nachgewiesen worden. Die daraufhin durchgeführten Kontrolluntersuchungen seien jedoch unauffällig gewesen, bis eine weitere Nachuntersuchung das Vorhandensein des Darmbakteriums dann doch bestätigte.

Keim könnte noch an anderer Stelle sitzen

„Es gibt keine Anhaltspunkte zur akuten Gefährdung im Großraum Eitorf. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass der Keim noch woanders sitzt. Was wir machen ist rein vorsorglich“, so Stricker. Die Gemeindewerke desinfizieren das Wassernetz mit zusätzlich eingeführtem, für Verbraucher unbedenklichem Chlor.

Neue Proben, die im Laufe der nächsten Tage gemacht werden, sollen dann zeigen, ob der Keim verschwunden ist. Das Ergebnis wird gegen Ende dieser Woche erwartet, so die Gemeindewerke. Dann könnte das Gesundheitsamt, in Abstimmung mit dem Hygieneinstitut der Uniklinik Bonn, das geltende Abkochgebot wieder aufheben. Das Leitungswasser darf derzeit nur noch abgekocht getrunken und zum Zähneputzen sowie zur Reinigung von Wunden verwendet werden.

Diese Regel gilt auch beim Spülen von Geschirr. Deshalb sollte die Spülmaschine auf mindestens 60 Grad eingestellt werden – genauso die Waschmaschine für Leib- und Bettwäsche.

„Gestern Abend habe ich Wasser abgekocht – keine Ahnung wie viel man zum Zähneputzen braucht. Den Kaffee habe ich mit gekauftem stillen Wasser gekocht. Man muss plötzlich auf so vieles achten“, erzählt Ulrike Böhm. Die Mutter einer fünfköpfigen Familie ist beeindruckt, wie schnell sich das Abkochgebot noch am Abend verbreitet hat: „Ich habe es noch kurz im Radio gehört, da wurde auf Facebook schon groß diskutiert.“

Krankenhaus verteilt Mineralwasser zum Zähneputzen

Nicht nur in Privathaushalten wird das Kaffeekochen schwieriger: Im Café Gilgen's am Markt bleibt der Kaffeeautomat vorübergehend außer Betrieb. „Wir machen nur noch Filterkaffee mit abgekochtem Wasser. So etwas wie Cappuccino fällt erst mal weg“, erklärt Vivien Arndt von der Bäckerei.

Auch auf das St. Franziskus Krankenhaus hat die eingeschränkte Wassernutzung Auswirkungen. „Alle Patienten bekommen ausreichend Mineralwasser, um sich damit auch die Zähne zu putzen. Patienten mit offenen Wunden werden mit Feuchttüchern gewaschen. Für kurze Zeit geht das, aber für länger müssten wir Wasservorräte beschaffen“, erklärt Geschäftsführer Carsten Haeckel. Wie lange das Abkochgebot andauern wird, ist unklar. Das Gesundheitsamt hofft, Ende dieser Woche Entwarnung geben zu können.

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