Rhein-Sieg-Kreis Landwirte klagen über Wildkaninchen

RHEIN-SIEG-KREIS · Im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis klagen Jäger und Landwirte weiterhin über die große Zahl an Wildkaninchen, die Schäden an Obstbäumen und Sträuchern verursachen.

 Von Wildkaninchen geplagt:

Von Wildkaninchen geplagt:

Foto: dpa

Schon im Mai bedauerte der Alfterer Jäger Heinz Langen den ausufernden Tierbestand. "Wir haben in den vergangenen Wochen mehr als 120 Jungkaninchen geschossen", sagt der 65-Jährige nun.

Um die Population der Nager einzudämmen, die wegen des Ausbleibens der Kaninchenkrankheit Myxomatose seit einiger Zeit ausufert, hat Langen zusätzlichen Nachwuchs mobilisiert. Mehreren jungen Jägern hat er eine Genehmigung erteilt. Sie drehen nun verstärkt ihre Runden.

Weil für Wildkaninchen eine gesetzliche Schonzeit von Anfang März bis Ende September gilt, dürfen die Jäger aber nur auf Jungtiere schießen. "Die älteren Tiere vermehren sich fröhlich weiter, und wir können ja nicht 24 Stunden vor Ort sein." Auch das hohe Gras macht den Jägern zu schaffen. "Obwohl wir alles tun, wird das nicht ausreichen", befürchtet Langen.

Im Mai hatte der Kreis, der als Untere Jagd- und Landschaftsbehörde zuständig ist, zugesichert, sich der Problematik anzunehmen. "Bewegt hat sich seitdem nichts." Dass die Jäger für Wildschaden an Feldern und Obstplantagen belangt werden können, es ihnen aber per Gesetz verboten ist, die Wildkaninchen zu schießen, sei "absurd", so Langen.

Auch der Wormersdorfer Landwirt Stefan Mömesheim, der im Frühjahr über einen Schaden an seinen Obstplantagen von rund 9000 Euro klagte und von einer "regelrechten Plage" sprach, kann keine Verbesserung feststellen: "Die Kaninchen sind immer noch ein Riesenproblem."

Ähnlich ist die Lage bei seinem Ersdorfer Kollegen Michael Rönn, der sich im Mai über Verbiss an seinen Bäumen, tiefe Löcher im Boden und ausgegrabene Wurzeln beschwerte.

"Ich persönlich würde sogar sagen, dass es schlimmer geworden ist", sagt der Obstlandwirt. Es seien zwar einige wenige Fälle der Kaninchenkrankheit Myxomatose aufgetreten.

"Die meisten Wildkaninchen sind aber inzwischen gegen das Virus resistent." Anders als in Alfter und Bornheim seien in Rheinbach und Meckenheim nicht die Gesetze das Problem. Vielmehr nutzten die Jäger ihre Möglichkeiten, beispielsweise in der Schonzeit Jungkaninchen zu schießen, nicht zur Genüge, meint Rönn.

Ein Grund sei wohl, dass die Landwirte in Bornheim und Alfter besser Druck auf die Jäger ausüben könnten, weil sie die Jagdpächter für Wildschaden haftbar machen können, vermutet er. In Bornheim ist vor allem der Ackerbau von der Kaninchenplage betroffen, in Meckenheim und Rheinbach vorwiegend Obstbaugebiete. Diese sogenannten Sonderkulturen sind nur bedingt schadenersatzpflichtig.

Den Vorwurf an die Jäger weist Jörg Pape, der als Kreisjagdberater der Unteren Jagdbehörde fachlich beisteht, zurück. "Wir halten die Jäger an, Jungtiere zu schießen, und sie sind für das Problem sensibilisiert." Zusätzliche Maßnahmen, wie eine Genehmigung in einem eingegrenzten Bereich nachts mit künstlichem Licht zu jagen, wie in Bornheim erteilt, müssten die Landwirte beantragen.

Eine Diskussion über die Aufhebung der Schonzeit hält Pape für unsinnig. "Elterntiere zu schießen würde bedeuten, dass ihre Jungen im Bau verhungern. Das kann man nicht wollen, und das verbietet der Tierschutz ausdrücklich."

Es seien aber bereits einige Fälle von Myxomatose aufgetreten, was den Schluss nahelege, dass der Pockenvirus in diesem Herbst wieder mehr Wildkaninchen befallen werde. Davon erhofft Pape sich eine Entspannung der Situation. Für die Landwirte ist das angesichts des schon entstandenen Schadens ein schwacher Trost.

"Den Hof kosten die Kaninchen einen Haufen Geld," sagt Stefan Mömesheim. Vergangene Woche hat der Landwirt neue Brombeeren gepflanzt. "Wir können nur hoffen, dass sie nicht kaputt gehen."

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