Verein der Heimat- und Brauchtumspflege Info-Tafel am ehemaligen Bahnhof Gratzfeld erinnert an das Brölbähnchen

QUIRRENBACH · Bürgermeister Peter Wirtz traut Wilbert Fuhr eine Menge zu. "Er brächte es auch fertig, dass die Bahn wieder fährt." Na, ganz so weit hat es der Eudenbacher von Oberhau aktuell und dem Verein der Heimat- und Brauchtumspflege nun doch nicht getrieben. Aber: Am ehemaligen Bahnhof Gratzfeld erinnert neuerdings eine Tafel an das Brölbähnchen, das von 1902 bis 1951 Quirrenbach mit Siegburg verband.

 Erinnerungen an ein Bähnchen: Das Brölbähnchen verband bis 1951 Quirrenbach mit Siegburg.

Erinnerungen an ein Bähnchen: Das Brölbähnchen verband bis 1951 Quirrenbach mit Siegburg.

Foto: Privat

Sie informiert klar und knapp über die Geschichte dieser Eisenbahnverbindung, und Fotos zeigen, wie das damals am Bahnhof Quirrenbach aussah. Sogar eine alte Fahrkarte vom 9. März 1945, wenige Tage, bevor die amerikanischen Truppen vorrückten, hat Initiator Wilbert Fuhr für den Aushangkasten aufgetrieben.

Die Tafel-Idee fand solch großen Anklang, dass Handwerker aus dem Ort und der Umgebung - Dieter Weber, Heinz Böling, Lothar Weber sowie Guido Schmeichel - Schreiner- und Erdarbeiten ausführten. Und die Dorfgemeinschaft um Vorsitzende Monika Efferoth-Klein machte aus der Einweihung spontan ein Fest.

Ihr Stellvertreter, Chefkoch Detlev Weber, legte Würste auf den Grill. Fuhr dankte ihnen allen herzlich. Fast hundert Besucher kamen, um den neuesten heimatgeschichtlichen Coup in Augenschein zu nehmen. Auch Vizebürgermeister Sokratis Theodoridis war da. Und Gretchen Klein, die Schwiegertochter des Bahnhofsvorstehers Wilhelm Klein.

Ihr Mann Erich hatte 1964 den Bahnhof erworben. Das Ehepaar lebt da, wo einst Fahrkarten verkauft wurden. Und Erich Klein wird immer noch "De Bahnhofs Erich" genannt. Am 20. August 1900 hatte die Reichsbahndirektion Köln den Bau der Trasse von Herresbach nach Rostingen über Quirrenbach genehmigt.

Bereits am 1. Oktober 1902 wurde die 4,46 Kilometer lange Strecke durch die Brölthal-Eisenbahn-Aktiengesellschaft in Betrieb genommen. Das war ÖPNV im Sauseschritt. Für die 17 Kilometer von Quirrenbach nach Siegburg benötigte die Bahn 55 Minuten. Ab 1930 wurde im Bahnhof auch eine Dienstwohnung eingerichtet. Bahnhofsvorsteher Wilhelm Klein und seine Frau Wilhelmine zogen ein.

Damals hatte es bereits einen Wechsel gegeben. Bis 1921 war die Brölthalbahn federführend, dann übernahm die Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) das Unternehmen. 1951 erfolgte das Aus. Wilbert Fuhr: "Durch die Stilllegung der Rhein-Sieg-Eisenbahnstrecke ging für die Bewohner des Quirrenbacher Raumes mehr als ein Stück Heimatgeschichte verloren."

Altes Eisenbahngefühl kam noch einmal auf, als 1989 während des Straßenbaus von Quirrenbach nach Eudenbach die Omnibusse die Trasse als Umleitungsstrecke nutzten. Wilbert Fuhr: "Heute dient das alte Bahnbett als Wanderweg Nummer eins und zwei durch den Oberhau." Das ist quasi "Wandern auf Schienen".

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