Podiumsdiskussion mit Bundestagskandidaten Herdprämie und Griechenlandhilfe sorgen für Zündstoff

SANKT AUGUSTIN · Zu einem politischen Schlagabtausch der Bundestagskandidaten des Wahlkreises 98 ist es am Montagvormittag im Albert-Einstein-Gymnasium gekommen.

Der Leistungskurs Sozialwissenschaften hatte die Politiker eingeladen und die Diskussion vorbereitet. Neben der Jugendarbeitslosigkeit in Europa und dem Abhörskandal der NSA sorgte vor allem das von der schwarz-gelben Regierung eingeführte Betreuungsgeld für Diskussionsstoff.

"Eltern sollen frei entscheiden können, wie sie als Familie leben wollen. Dies unterstützen wir durch das Betreuungsgeld", sagte CDU-Kandidat Norbert Röttgen. Die Menschen wüssten immerhin am besten, ergänzte Thorsten Knott (FDP), was für ihr Kind am sinnvollsten sei. Ganz anders sieht das die Linke: "Das Betreuungsgeld ist kontraproduktiv und gehört sofort abgeschafft", forderte Andreas Danne. Das Geld solle vielmehr in Schulen und Kindergärten gesteckt werden.

Noch drastischer ist die Sichtweise von SPD-Kandidatin Bettina Bähr-Losse: "Die Herdprämie ist ein Schritt zurück ins Mittelalter." Das Weltbild, das Schwarz-Gelb dort vermittle, sei absolut realitätsfern. "Die Frauen haben finanziell doch heute kaum eine Wahl, ob sie arbeiten gehen", so Bähr-Losse.

Die Schüler hatten bereits im vergangenen Schuljahr Themen vorgefiltert. "Schließlich haben sie sich dann für Europa, die Finanzkrise und die Jugendarbeitslosigkeit sowie den Abhörskandal und die Netzneutralität entschieden", erklärte Lehrerin Dagmar Wenzel, die die Diskussion mit den Schülern vorbereitet hatte.

Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von den Oberstufenschülern Lara Grohe, Jessica Ackermann und Benedikt Bungarten. Einig waren sich alle Politiker, dass man Griechenland weiter helfen muss, um so Europa eine Chance zu geben. "Die Griechen brauchen unsere Hilfe, und wir können nicht riskieren, dass dieses Land pleite geht", betonte Röttgen.

Dabei gibt es jedoch große Unterschiede bei der Art und Weise der Hilfe. "Es kann nicht sein, dass wir die griechischen Banken sanieren. Wir müssen die Ausbildung fördern, die Innovationen, damit sich dort neue Unternehmen gründen können", sagte Grünenpolitiker Arnd Kuhn.

Nach den jeweiligen Themen gab es auch für die 14- bis 17-jährigen Schüler im pädagogischen Zentrum des Gymnasiums die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Großen Applaus - auch von einigen Politikern - gab es für die Frage eines Schülers: Er mahnte an, dass gerade beim Betreuungsgeld und der Jugendarbeitslosigkeit auch über sozial Schwächere gesprochen werde und fragte, ob eine solche Podiumsdiskussion auch in den Hauptschulen stattfinden würde.

"Ich gebe dir vollkommen Recht, eine solche Veranstaltung gibt es in der Hauptschule leider nicht", so Danne. Genau wie Kuhn verwies er auf die im kommenden Jahr anstehenden Kommunalwahlen, bei der auch schon ab 16 Jahren gewählt werden darf. "Ich hoffe, dass dann eine solche Diskussion auch in den Hauptschulen stattfindet", so Kuhn.

Für die Schüler war auch das Thema Datensicherheit wichtig. "Wie schützen wir uns vor datenfressenden Unternehmen", fragte ein Schüler die Bundestagskandidaten. "Bei Firmen im Ausland haben wir keinen Einfluss. Daher brauchen wir internationale Vereinbarungen", forderte Jürgen Weiler, Kandidat der Piraten. Kritik an der Regierung äußerte Bähr-Losse im Zuge der NSA-Affäre.

"Es ist ein Unding, in einer solchen Situation einen Mann der zweiten Reihe nach Washington zu schicken." Gemeint war Kanzleramtschef Ronald Pofalla. Wie die Kandidaten abschnitten, können sie bald selbst ablesen. Die Schule beteiligte sich im Anschluss an den Junior-Wahlen.

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