Integration in Hennef Zehn junge Flüchtlinge lernen schwimmen

Hennef · Zehn junge unbegleitete Flüchtlinge lernen mit dem Hennefer TV und dem Kreissportbund das Schwimmen. Die Jugendlichen aus dem Irak, aus Syrien, Eritrea und Afghanistan träumen schon vom Sommer am See.

 Unterricht im Schulschwimmbad: Die jungen Flüchtlinge hören aufmerksam auf die Anweisungen der Übungsleiter.

Unterricht im Schulschwimmbad: Die jungen Flüchtlinge hören aufmerksam auf die Anweisungen der Übungsleiter.

Foto: Franziska Jünger

Zehn Jugendliche sitzen in einer Reihe am Beckenrand. Sie blicken alle in eine Richtung. Dann nicken sie und stoßen sich ins Wasser ab. Mit mehr oder weniger geschickten Arm- und Beinbewegungen kommen sie voran. Was für Hunderttausende Kinder in Deutschland normal ist, ist für diese Jungs etwas ganz Besonderes. Seit Oktober bietet der Hennefer Turnverein (HTV) in Kooperation mit dem Kreissportbund Rhein-Sieg einen Schwimmkursus für junge Flüchtlinge an. Mit Freude sind seitdem Jugendliche aus dem Irak, aus Syrien, Eritrea und Afghanistan dabei.

Für Farid (Name von der Redaktion geändert) ist der wöchentliche Schwimmkursus eine Abwechslung, die ihm sichtlich gefällt. Der höfliche 17-Jährige kommt aus Afghanistan. Er lebt zusammen mit anderen Jugendlichen, die ohne Familie nach Deutschland geflüchtet sind, in einer Wohngemeinschaft in Happerschoß.

Die sogenannten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge zwischen 14 und 17 werden dort von Mitarbeitern der Caritas-Jugendhilfe-Gesellschaft Sankt Ansgar pädagogisch betreut. Einmal pro Woche werden sie zum Schwimmbad an der Uckerather Grundschule gebracht. Pädagogin Corinna Förster hatte die Idee, dass die Jugendlichen schwimmen lernen sollen und ging damit auch auf einen vielfach geäußerten Wunsch der jungen Flüchtlinge ein. Der HTV als Ausrichter und der Kreissportbund als Financier zögerten nicht lange, dieses Projekt zu unterstützen. Zwei Folgekurse sind bereits jetzt gesichert.

Der junge Afghane Farid albert mit den anderen herum, die inzwischen seine Freunde geworden sind. Dass sie alle eine traumatische Fluchtgeschichte eint, spielt in diesen Momenten keine Rolle. Ohne seine Familie hat sich Farid als ältester von mehreren Geschwistern über Pakistan, Iran, die Türkei, Griechenland, Mazedonien und die Balkanstaaten nach Deutschland durchgeschlagen.

Das Geld der Familie reichte nur für ihn. „Ich möchte im Sommer mit Freunden an den See gehen“, erzählt der 17-Jährige. Deswegen geht er jede Woche zum Schwimmunterricht. Badeseen, Schwimmbäder oder Vergleichbares kennt er aus seiner Heimat nicht. „Vielleicht schwimme ich mal in einem Verein“, sagt Farid mit Blick auf die Zukunft. Eigentlich ist Fußball sein Lieblingssport.

Farid und die anderen schwatzen und lachen – hören aber auch sehr aufmerksam zu, wenn Lara Wevelsiep ihnen erklärt, was beim Tauchen zu beachten ist oder wie sie sich beim Brustschwimmen am besten über Wasser halten. Die Sportstudentin leitet den Kursus. Mit freundlichem, aber bestimmtem Ton macht sie hier die Ansagen.

Unterstützt von zwei Kollegen bringt sie den Jugendlichen, die anfangs kaum Deutsch verstanden, die Basiskenntnisse des Schwimmens bei. Für die Studentin war dieser Kursus nicht nur wegen der Sprachbarriere eine besondere Herausforderung. „Ich wusste nicht, womit ich überhaupt rechnen kann, welche motorischen Fähigkeiten sie mitbringen“, erzählt die 22-Jährige.

Alles andere habe aber sofort gut geklappt, weil die Jugendlichen mit großer Begeisterung dabei sind. „Es gab schon ganz tolle Momente. Als wir zum ersten Mal ins tiefe Wasser gegangen sind und sie auf die andere Seite schwimmen sollten, haben sie sich gegenseitig geholfen. Das hätte ich gar nicht erwartet, und das war ein ganz cooler Augenblick.“ Inzwischen haben viele Jugendliche sprachlich und was das Schwimmen angeht große Fortschritte gemacht – und dem Freibadbesuch im Sommer wird wohl nichts im Wege stehen.

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