Nonne, Burgfräulein oder Zänkisches Weib Waltraud Schlüssel ist Blankenbergs Gästeführerin mit Herz

HENNEF · Waltraud Schlüssel informiert seit 15 Jahren unterhaltsam über Blankenbergs Geschichte. Kinder wie Erwachsene nehmen stets gern an ihren Führungen teil.

 Mit Waltraud Schlüssel als „Waltraudis“ wird die Geschichte Blankenbergs lebendig.

Mit Waltraud Schlüssel als „Waltraudis“ wird die Geschichte Blankenbergs lebendig.

Foto: Stephanie Roller

Bekannt ist sie in Hennef, vor allem in Blankenberg, als „Waltraudis“: So nennt sich die Gästeführerin Waltraud Schlüssel während ihrer Gruppenführungen schon lange. Der Grund für den Spitznamen ist simpel: Ihr Vorname gefällt der 65-Jährigen nicht, und sie wollte etwas, das mittelalterlich klingt. Denn das passt perfekt zu ihren Führungen durch das denkmalgeschützte Städtchen Blankenberg und die dazugehörige historische Burg.

Als „Magd Waltraudis“ stellt sie verschiedenen Gruppen in ihrem Kostüm interessante Fakten zu dem Ortsteil vor. Um die Leute mit dem geschichtlichen Hintergrund nicht zu langweilen, bringt die gebürtige Kölnerin viel Witz und Spaß mit ein. Als „e esch kölsch Mädsche“ fällt ihr das natürlich nicht schwer, und so schlüpft sie während einer Führung auch schon mal in drei verschiedene Kostüme.

Wie alles begann

Als Nonne, Burgfräulein oder „zänkisches Weib aus Adscheid“ begeistert sie die Teilnehmer jedes Mal aufs Neue – und das bereits seit 15 Jahren. Nicht nur das genaue Datum ihrer Vertragsunterzeichnung ist ihr in bester Erinnerung geblieben. Auch, wann sie ihre erste Führung gegeben hat, kann Schlüssel auf den Tag genau sagen: „Am 19. Juli 2002 habe ich den Vertrag mit der Stadt Hennef abgeschlossen“, sagte sie.

„Am 1. Oktober desselben Jahres habe ich dann meine erste Führung gegeben.“ Das wisse sie deswegen so genau, weil das der Geburtstag ihres Sohnes sei. Vier Kinder hat Schlüssel mit ihrem Mann Willi, den sie im Alter von 17 Jahren beim Tischtennis in Köln kennenlernte.

Mit ihm gemeinsam bietet sie seit einigen Jahren Nachtwächterführungen durch Blankenberg an. Dabei gefällt ihr besonders das launige Zusammenspiel mit ihrem Ehemann. „Wir veräppeln uns gegenseitig, und ich erzähle den Leuten manchmal, dass er nicht dazukommt. Wenn er dann doch erscheint, spiele ich die Genervte“, beschreibt „Waltraudis“ den Ablauf.

Faszination Burg Blankenberg

Am Ende der Führung trinken alle gemeinsam auf dem mittelalterlichen Marktplatz Met. Gerne wohnt Schlüssel in Hennef, und das schon seit 43 Jahren. Der Wunsch nach einem eigenen Haus verschlug das Ehepaar im Jahr 1975 in die „Stadt der 100 Dörfer“, und als ein Bekannter ihr empfohlen hat, die Burg Blankenberg zu besuchen, war sie fasziniert von der historischen Anlage. Diese Faszination ist bis heute erhalten geblieben. „Ich bin zwar älter geworden, und die Wanderung hoch zur Burg ist sehr anstrengend, aber noch schaffe ich es“, sagt Schlüssel.

„Manchmal fahre ich mit dem Auto hoch und nehme ein paar Teilnehmer mit.“ Ihren Beruf möchte sie nämlich noch so lange wie möglich ausüben. Bestärkt wird sie durch die positiven Rückmeldungen der Gruppen nach Führungen.

Einige haben sogar schon mehrfach daran teilgenommen, weil Schlüssel mit ihren verschiedenen Rollen und Kostümen jedes Mal etwas Neues bietet. Kinder begeistert „Waltraudis“ mit ihrer kleinen Handpuppe namens Kuno-Schmitz. Der Ritter wirkt auf den ersten Blick arm. Aber er hat ein Pferd und das Burgfräulein Adelheid, die Schlüssel mit zwei weiteren Puppen darstellt.

Was ihr besonders an ihrem Beruf als Gästeführerin gefällt, ist, dass sie sein darf, wie sie ist: Lustig und manchmal etwas verrückt, wenn sie etwa als zänkisches Weib auftritt. Dabei fehlen darf nie ihr Kostüm. „Darin fühle ich mich am wohlsten“, sagt Waltraud Schlüssel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort