Kur Theater Hennef Stimmungsvolle Chansons zum Thema Zeit

HENNEF · Die große Show ist ihre Sache nicht. Annett Kuhr macht nicht viel Aufhebens um ihre Kunst. Auf der Bühne sitzt eine Frau mit kurzen, leicht ergrauten Haaren, ganz in schwarz gekleidet, in der Hand eine Gitarre, neben sich ein kleines Tischchen mit einer Thermoskanne Kaffee.

 Eine Frau, die etwas zu sagen hat: Die Sängerin Annett Kuhr im Hennefer Kur Theater.

Eine Frau, die etwas zu sagen hat: Die Sängerin Annett Kuhr im Hennefer Kur Theater.

Foto: Ingo Eisner

Sie schaut fast zerbrechlich aus, ähnlich wie Joan Baez. Aber man sollte sich nicht vertun. Mit ihrer beneidenswerten Stimme, mit der sie ihre gehaltvollen Texte erklingen lässt, füllt sie bereits beim ersten Stück den altehrwürdigen Raum des Hennefer Kur Theaters und schnell wurde klar: Da sitzt jemand, der etwas zu sagen hat.

Es ist nicht das erste Mal, dass sie in Hennef zu Gast ist. Bereits vor sechs Jahren war sie der Einladung des Hennefer Hospizvereines Lebenskreis gefolgt und hatte damals mit ihrem Programm "Wenn ich einmal tot bin, mach ich, was ich will - Lieder über Tod, Trauer und Abschied", das thematisch passende Programm parat. Am Dienstagabend war sie erneut der Einladung des Hennefer Hospizvereines gefolgt.

Diesmal drehte sich bei ihren Chansons alles um das Thema "Zeit". Philosophisch, melancholisch, augenzwinkernd, poetisch und bisweilen rebellisch kreisen die Lieder und Texte, die Kuhr kredenzte, um dieses facettenreiche Thema. Mit eigenen Stücken, aber auch Werken von Joachim Ringelnatz, Kurt Marti, Christof Stählin, Herman van Veen, Andreas Zimmer, Philipp Schmidt-Rhaesa und Holger Saarmann näherte sich Kuhr der "Zeit".

Auf der Suche nach immer neuen Blickwinkeln erzählt sie mal aus der Perspektive einer Eintagsfliege oder eines Zwanzigjährigen, mal aus dem Blickwinkel eines Demenzkranken oder eines Kindes. Mit diesen Chansons und Gedichten öffnete Kuhr den Blick für die kleinen Momente, in denen man die Zeit vergisst. Das Publikum zeigte sich jedenfalls begeistert von der aus Rottweil stammenden Musiktherapeutin, Altenpflegerin und preisgekrönten Chanson-Sängerin.

Es war für den Hospizverein mal wieder der passende thematische Abend, den Kuhr gestaltete. "Mit diesem Programm trifft sie das Anliegen des Vereins, trauernden oder sterbenden Menschen das zu schenken, was niemand mehr hat, nämlich Zeit", sagte Klaus Graeff, Vorsitzender des Lebenskreises. Der ambulante Hennefer Hospizverein wurde vor 13 Jahren ins Leben gerufen und beschäftigt derzeit 40 ehrenamtliche Sterbe- und zwei Trauerbegleiter.

Zehn zusätzliche Ehrenamtler werden derzeit ausgebildet. Ziel des Vereins ist, Schwerstkranke, Sterbende und deren Angehörige zu unterstützen. Trauercafé und thematische Gruppen runden das Programm ab. Die Mitarbeiter werden mittels Befähigungsseminaren ausgebildet und erhalten fortlaufende Fortbildung. "Über Mangel an Arbeit können wir nicht klagen. Unsere Dienste sind kostenlos, aber mit künftig 50 Mitarbeitern, deren Fahrtkosten und Ausbildung der Verein trägt, stoßen wir an eine Grenze", sagte Graeff.

"Allein die Ausbildung eines Mitarbeiters kostet 600 Euro. Wir brauchen einfach mehr Mitglieder." Wer den Hospizverein Lebenskreis unterstützen möchte, kann sich unter www.hospizverein-hennef.de. informieren und Kontakt aufnehmen.

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