Selbstlernzentrum in Hennef Spatenstich für Gesamtschule West

HENNEF · Es ist das Hennefer Investitionsprojekt schlechthin für die kommenden Jahre: der Umbau der Realschule zur Gesamtschule Hennef-West. Das lässt sich die Stadt 9,12 Millionen Euro kosten, womit das Vorhaben rund doppelt so teuer wird wie ursprünglich geplant.

 Startschuss für den Umbau zur Gesamtschule Hennef-West: (v. l.) Norbert Spanier (von der Realschule), Martin Roth (Gymnasium), Eleonore Joerdell (Schulamt), Klaus Pipke (Bürgermeister), Alfred Scholemann (Gesamtschule) und Michael Herkenrath (Planungsbüro).

Startschuss für den Umbau zur Gesamtschule Hennef-West: (v. l.) Norbert Spanier (von der Realschule), Martin Roth (Gymnasium), Eleonore Joerdell (Schulamt), Klaus Pipke (Bürgermeister), Alfred Scholemann (Gesamtschule) und Michael Herkenrath (Planungsbüro).

Foto: Ingo Eisner

Beim offiziellen Spatenstich gestern Vormittag nannte Bürgermeister Klaus Pipke das Großprojekt "eine Investition in die Zukunft, in die Bildung von Kindern und Jugendlichen". Und das in Zeiten sehr klammer Kassen: 2016 rutscht Hennef zum ersten Mal nach acht Jahren wieder ins Haushaltssicherungskonzept.

Hennef-West ist die zweite Gesamtschule im Stadtgebiet, und sie hat ihren Betrieb schon im Sommer 2013 aufgenommen. Derzeit besuchen 522 Kinder aus den Jahrgangsstufen fünf bis sieben die junge Gesamtschule - in den Räumen der auslaufenden Hauptschule an der Wehrstraße.

Neben dem Umbau der ebenfalls auslaufenden Realschule gehört auch ein kompletter Neubau zu dem Vorhaben. Bis Anfang April 2017 entsteht im ersten Abschnitt auf dem derzeit umzäunten Areal ein Selbstlernzentrum, das die Gesamtschule und das benachbarte Gymnasium gemeinsam nutzen können. Das dreistöckige Gebäude plus Untergeschoss soll neben 50 PC-Arbeitsplätzen auch eine Mensa, Klassen-, Mehrzweck- und Technikräume sowie ein Schülerlabor beheimaten. Das neue Gebäude wird direkt an die bestehende Realschule angedockt und über einen Verbindungsgang auch vom Gymnasium aus erreichbar sein. Wegen der schon absehbaren Kostenexplosion hatte die Hennefer Verwaltung vorab vorgeschlagen, auf eben diese Brücke im ersten Obergeschoss zu verzichten, um somit zumindest 270 000 Euro zu sparen. Diesen Vorschlag lehnten die Politiker im Rat der Stadt Hennef jedoch mehrheitlich ab.

Die Gesamtschule West setzt sich mit den 9,12 Millionen Euro an die Spitze der großen Hennefer Investitionen der vergangenen Jahre, die allesamt in oder für Schulen getätigt wurden: Die Mehrzweckhalle an der Gesamtschule Meiersheide, im Oktober 2011 eröffnet, hatte sieben Millionen Euro gekostet. Der neue naturwissenschaftliche Trakt des Gymnasiums und Mensa sowie Freizeitbereich - Eröffnung 2011/2012 - kamen zusammen auf 7,1 Millionen Euro.

Die Umbauten an der Realschule beginnen laut Plan im Juni 2016 und sollen im Dezember desselben Jahres abgeschlossen sein. Die Gesamtschule West arbeitet von Anfang an inklusiv, unterrichtet also Kinder mit und ohne Handicap gemeinsam. Derzeit lernen an der Wehrstraße 32 Mädchen und Jungen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf.

Um das inklusive Angebot weiter ausbauen zu können, ist eine besondere Ausstattung nötig. Deswegen entstehen beim Umbau der Realschule unter anderem Arzt-, Ruhe- und Therapieräume, etwa für Logotherapie und Ergotherapie. Ein weiterer Betreuungsraum, der auch für die Schulsozialarbeit genutzt werden kann, wird an zentraler Stelle im Erdgeschoss der Realschule eingerichtet. Auf diese Weise ist er auch gut vom benachbarten Gymnasium und der Gemeinschaftsgrundschule Gartenstraße aus zu erreichen. Dieses Paket macht die Gesamtschule zur inklusiven Schule, allein dafür investiert die Stadt Hennef rund 1,1 Millionen Euro.

Für Alfred Scholemann, Leiter der Gesamtschule West, sind Neu- und Umbau nicht nur Grund zur Freude, sondern auch Notwendigkeit. "An der Wehrstraße herrscht schon richtige Platznot", sagte der Pädagoge beim Spatenstich. Die Klassen sechs und sieben der Gesamtschule West laufen sechszügig, das fünfte Schuljahr sogar siebenzügig. "Eine Klasse musste bereits in eine Art Container ausweichen. Mal gucken, ob wir den geheizt bekommen und im Winter überhaupt nutzen können", meinte der Lehrer für Mathematik und katholische Religion.

Die Klassen fünf bis sieben bleiben auch weiterhin im Gebäude der Hauptschule, die seit dem Sommer 2013 keine Kinder mehr aufnimmt. "Da die beiden Standorte der Gesamtschule keine zehn Minuten Fußweg auseinander liegen, stellt diese Trennung kein großes Problem dar", sagte Scholemann.

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