Interview mit dem Heimatforscher Seine Heimat liegt Fischer am Herzen

Hennef · Helmut Fischer war mehr als 30 Jahre Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins von Stadt Blankenberg und möchte die Menschen für ihre Umgebung sensibilisieren und begeistern.

Wer etwas über die Geschichte der mittelalterlichen Stadt Blankenberg, aber auch über sprachliche Phänomene, über Mundart, über Sagen oder die Wirkungsgeschichte von Volks-, Kinder- und Jugendliteratur erfahren möchte, wird in der Bibliothek des Heimatforschers Helmut Fischer fündig. Mittlerweile hat der 84-jährige Germanistik-Professor im Ruhestand und Heimatforscher über 60 Bücher veröffentlicht, die neben der akribischen Quellenforschung eines eint: Fischer, der mehr als 30 Jahre Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins der Stadt Blankenberg war, möchte nach wie vor die Menschen für ihre Umgebung sensibilisieren und begeistern. Mit dem ehrenamtlichen Denkmalbeauftragten der Stadt Hennef sprach GA-Mitarbeiter

Herr Professor, wie definiert sich für Sie der Begriff Heimat?

Helmut Fischer: Heimat ist zunächst einmal ein Raum, den wir als Menschen kennen und den wir durchmessen können. Es ist die allernächste Umgebung, in der ein Mensch lebt, wohnt und arbeitet, ein territorial gefasstes Element. Bereits im Mittelalter war die Heimat nicht nur Lebens- und Schaffensraum, sondern auch ein Ort der Sicherheit. Menschen organisieren sich, schützen sich und schaffen sich einen Lebensmittelpunkt, der dann ihre Heimat ist. Leider ist der Heimatbegriff oft missbraucht worden, aber eigentlich geht es darum, ein Bewusstsein für die eigene Umgebung zu entwickeln. Heimat ist für den Menschen immer kleinräumig. Und natürlich ist Heimat auch ein Begriff, der die Emotionen der Menschen anspricht.

Wie kamen Sie dazu, sich so sehr für Ihre Heimat zu interessieren?

Fischer: Ich bin als Sohn eines Schlossers zur Welt gekommen, interessierte mich aber bereits früh während meiner Schulzeit für Sprache, Geschichte und Heimatkunde. Lehrer sind da ein wichtiger Faktor. Über meinen damaligen Lehrer wurde einmal gesagt, dass er uns die Heimat ins Herz gesenkt habe. Das stimmt. Bereits 1956 wurde ein Artikel von mir über Stadt Blankenberg in einer Lokalzeitung veröffentlicht und ich habe mich mein Leben lang mit meiner Umgebung beschäftigt.

Fehlt dieses Bewusstsein heute, wird zu wenig über die Umgebung vermittelt?

Fischer: Ich denke schon. Zu meiner Zeit gab es an der Volksschule noch das Fach Heimatkunde. Sogar die Lokalzeitungen hatten hier in unserem Bereich Heimatseiten, die regelmäßig veröffentlicht wurden. Das gibt es alles nicht mehr. Wir waren auch mangels Mobilität ortsgebundener, als die Menschen heute sind. Wer hatte denn damals schon ein Auto? Zur Eitorfer Kirmes wurde zu Fuß gegangen, das war einfach so. Da hat sich viel verändert. Die Menschen sind einfach mobiler geworden. Heute wird auch viel von der Digitalisierung gesprochen. Die digitalisierte Welt benötigt den Begriff Heimat allerdings nicht. Sie ist wichtig für die Wirtschaft, da geht es aber mehr um Gewinnmaximierungen.

Derzeit plant die Stadt Hennef, mithilfe eines integrierten Handlungskonzeptes viel in Ihrer mittelalterlichen Heimatstadt zu tun. Dazu gehört auch ein Kultur- und Heimathaus. Was halten Sie davon?

Fischer: Von dem Kultur- und Heimathaus? Da halte ich nichts von. Was sollen die Bewohner Stadt Blankenbergs damit anfangen, was ist der Nutzen, solch ein Gebäude auf der grünen Wiese zu errichten? Warum sollen Besucher dort hingehen, wenn die gesamte Stadt Blankenberg doch eigentlich ein Museum ist? Die Besucher auf Wegen um die Stadt herumzuführen, halte ich ebenfalls für Unsinn, denn die Touristen kommen doch hierher, um sich die Stadt anzuschauen. Das lässt sich eh nicht verhindern. Wir können Stadt Blankenberg schließlich nicht dicht machen. Man sollte besser erst einmal in Ruhe alles prüfen und schauen, was man mit dem bereits Vorhandenen machen kann. Am Katharinenturm steht beispielsweise seit einiger Zeit ein Haus zum Verkauf, mit dem man durchaus etwas planen könnte. Es liegt zentral und muss nicht neu gebaut werden. Was wir wirklich benötigen, sind Parkflächen und vielleicht einen Kiosk. Auch die Gastronomie ist nicht mehr so, wie sie mal war. Wenn es aber kaum noch Gastronomie in Stadt Blankenberg gibt, werden auch keine Touristen mehr kommen.

Die Architektur zu erhalten gehört ja auch in Hennef zur Heimatpflege. Was fallen Ihnen da für konkrete Beispiele ein?

Fischer: Der Architekt Michael Christian Deisenroth hat sowohl bei der Meys Fabrik als auch beim Heymershof tolle Arbeit geleistet, um diese historischen Gebäude für die Nachwelt zu erhalten.

Gibt es ein neues Buchprojekt?

Fischer: Ja, das Manuskript über das Kloster Zissendorf ist bereits fertig. Wann das Buch erscheint, weiß ich allerdings noch nicht.

Was wünschen Sie sich für den Bereich der Heimatforschung in Hennef?

Fischer: Der Nachwuchs wird benötigt, damit die Geschichte von Generation zu Generation weitergegeben werden kann. Das Quellensammeln und -aufarbeiten darf nicht einfach aufhören.

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