Ute Poschenrieder aus Hennef Musiklehrerin ging im Reich der Mitte auf Tournee

HENNEF · Ute Poschenrieder ist trotz der Anstrengungen glücklich. Die 38-jährige Bornheimerin, die an der Hennefer Gesamtschule Meiersheide Musik unterrichtet, hat eine große und interessante Reise hinter sich, um die sie viele Musiker beneiden dürften: Die Klarinettistin tourte mit dem nordrhein-westfälischen Landesblasorchester durch China, um dort innerhalb von sieben Tagen sieben Konzerte zu geben.

 Musik ist ihre Leidenschaft: Ute Poschenrieder vor der Hennefer Gesamtschule.

Musik ist ihre Leidenschaft: Ute Poschenrieder vor der Hennefer Gesamtschule.

Foto: Ingo Eisner

Außer in Shanghai trat Poschenrieder mit dem Orchester in Ningbo, Hangzhou und Peking auf. Ute Poschenrieders Eindrücke von der Reise sind vielfältig.

"Das war schon sehr anstrengend", berichtet die Klarinettistin. "Jeden Tag standen etwa fünf Stunden Busfahren auf dem Programm. Danach einchecken, um 17 Uhr Probe und um 19.30 Uhr schließlich ein Konzert. Der nächste Tag begann erneut mit einer Busfahrt. Da blieb nur Zeit für kleinere Spaziergänge."

Allein um den Jahreswechsel herum stand sie mit dem Orchester insgesamt fünfmal auf chinesischen Bühnen. "Wir haben zum Teil in nagelneuen und großen Konzerthäusern gespielt." Das Orchester trat zusammen mit chinesischen Schulorchestern auf, mit deren Mitgliedern vorher akribisch geprobt wurde.

"Der Zugang zur Musik ist dort doch etwas anders, weil die chinesischen Schüler das Orchester als ein weiteres Musikfach betrachten, in dem sie gute Noten erhalten wollen", sagt Poschenrieder. Technisch anspruchsvolle Stellen seien zwar sehr gut gespielt worden, allerdings habe sich bei den chinesischen Schülern nicht immer die Spielfreude erkennen lassen. "Unser Dirigent hat erst einmal mit den Schülern schunkeln geübt, um ein Gefühl zu vermitteln, was ein Walzer ist", erzählt die Musikerin.

Den Chinesen habe es aber vor allem die deutsche und europäische konzertante Blasorchestermusik angetan, obwohl die Musiker neben Märschen und Polka auch Jazz spielen. Die künstlerische Messlatte liegt dort laut Ute Poschenrieder recht hoch, das Publikum ist kritisch und sehr interessiert. Bei den Konzerten spielte das Orchester im Durchschnitt vor 1500 Zuhörern. Erstmalig sei mit der Sopranistin Sabine Ludwig auch eine Sängerin mit dabei gewesen, deren Darbietung es erlaubte, den Bogen von Musicalmelodien bis hin zur Operette zu spannen.

Beim Landesblasorchester gehört Poschenrieder bereits zu den alten Hasen. "Ich bin seit 1995 dabei", sagt die Musikerin, die seit ihrem zehnten Lebensjahr Klarinette spielt. Erst mit 16 habe sie das Klavierspiel erlernt. Schon 2002 nahm sie mit dem Landesblasorchester NRW zum ersten Mal an einer China-Tournee teil. Gut zehn Jahre später war es für sie nun spannend, die rasanten Entwicklungen im Reich der Mitte seit ihrem letzten Besuch zu erleben.

Unglaublich beeindruckend empfand sie zum Beispiel die Bauwut im Großraum Shanghai. Alte Stadtviertel würden komplett abgerissen und an deren Stelle nicht eines, sondern gleich zehn Hochhäuser errichtet. "Überall sieht man Baukräne oder planierte Schuttflächen, auf denen bald der Bau beginnt", beschreibt Poschenrieder ihre Beobachtungen auf der Konzertreise.

Das Essen in China sei sehr lecker. Da bei jeder Mahlzeit zehn bis zwölf verschiedene Gerichte auf einem Drehteller serviert worden seien, sei immer etwas für jeden dabei gewesen. "Dreimal am Tag warmes Essen ist zwar gewöhnungsbedürftig, im Winter aber auch mal ganz angenehm. Zum Frühstück gab es immer eine Suppe", berichtet die 38-Jährige, die sich schon auf ihre nächsten Konzertauftritte mit dem Orchester freut.

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