Interview mit dem neuen Hennefer Beigeordneten "Mir geht es vor allem darum, finanzierbaren Wohnraum zu schaffen"

Hennef · Der 53-jährige Martin Herkt ist seit gut 200 Tagen Beigeordneter der Stadt Hennef und will mehr finanzierbaren Wohnraum schaffen. 31 Jahre arbeitete er zuvor in der Bonner Stadtverwaltung.

Schon gut angekommen in der Hennefer Stadtverwaltung ist der neue Beigeordnete Martin Herkt.

Schon gut angekommen in der Hennefer Stadtverwaltung ist der neue Beigeordnete Martin Herkt.

Foto: Ingo Eisner

Herr Herkt, Sie sind ein ausgewiesener Verwaltungsfachmann mit jahrzehntelanger Berufserfahrung. Warum der Wechsel von Bonn nach Hennef?

Martin Herkt: Ich habe zu Hennef immer eine besondere Beziehung gehabt und bin sogar in Hennef geboren. Die Stelle und ihr Zuschnitt haben mich gereizt. Vorher gab es mit dem verstorbenen Stefan Hanraths nur einen Beigeordneten, jetzt sind die Aufgaben auf zwei Personen verteilt. Und für die Bereiche Jugend, Schule, Kultur, Soziales und Sport, für die ich jetzt zuständig bin, bringe ich reichlich Erfahrung aus meinen Tätigkeiten in Bonn mit. Es hat einfach wunderbar gepasst, und ich fühle mich hier sehr wohl.

Für SPD-Fraktionschef Norbert Spanier genießen Sie ja noch „Welpenschutz“, wie er süffisant während der letzten Ratssitzung sagte.

Herkt: Diese Formulierung hat mich sehr amüsiert. Ich habe ihn nach der Sitzung gefragt, ob er jemals einen solch großen Welpen gesehen habe.

Flüchtlinge, fehlender Wohnraum, die Einführung eines siebten Zuges an der Gesamtschule Hennef-West: So wie es aussieht, kommen viele Aufgaben auf Sie zu. Haben Sie sich bereits mit all diesen Themen auseinandersetzen können?

Herkt: Oh ja, ich habe beispielsweise bereits vor den Sommerferien 2016 sämtliche Schulen und nach den Sommerferien die Kitas besucht, um mich vorzustellen, aber auch, um erste Eindrücke mitzunehmen und bei Problemen Lösungen anzubieten. Ein Beispiel: Damit die Schüler der Sövener Kastanienschule sicher die K 40 queren können, um zur Mensa zu gelangen, die sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite bei der Feuerwehr befindet, haben wir uns umgehend darum gekümmert, dass es jetzt dort einen beleuchteten Zebrastreifen gibt.

Wie wollen Sie das Problem des fehlenden Wohnraums in Hennef angehen?

Herkt: Mir geht es vor allem darum, finanzierbaren Wohnraum zu schaffen. Die Lage ist natürlich schwierig, weil die Stadt außer an zwei Stellen über keinerlei eigene Flächen mehr verfügt, für die sich eine Wohnbebauung eignet. Wir müssen auf Grundstückseigentümer zugehen, mit ihnen Gespräche führen und uns sämtliche Bebauungspläne anschauen, die Wohnbauflächen ausweisen. Das wird sich nicht einfach gestalten, denn aufgrund der ländlichen Struktur muss sich die Stadt zudem mit den Vorgaben des Landschaftsschutzes beschäftigen. Eine Erweiterung von Bauland geht überdies immer mit der Schaffung von Infrastruktur einher.

Was halten Sie von dem Vorschlag der SPD, eine städtische Wohnungsbaugesellschaft zu gründen?

Herkt: Ich möchte mit den Sozialdemokraten und allen Ratsfraktionen zum Thema Wohnungsbau in einen Dialog treten, aber bei diesem Vorschlag frage ich mich, ob dies unsere Aufgabe als Stadt ist. Ich glaube nicht, dass uns eine solche Wohnungsbaugesellschaft weiterhilft und halte das auch nicht für finanzierbar.

Wie wollen Sie Probleme künftig angehen?

Herkt: Ich möchte eine enge Verzahnung meines Dezernates unter anderem mit der Stadtentwicklung, weil alle Themen miteinander verbunden sind. Ein Treffen der verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Mal pro Quartal halte ich für sinnvoll. Ob es die Entwicklung der Kindertagesstätten, der Schulen oder der Stadt ist: Es ist alles miteinander verbunden. Wenn die Siebenzügigkeit für die Gesamtschule Hennef-West kommt, kann sich das beispielsweise auch auf unsere Sportstättenleitplanung auswirken.

Wie flexibel müssen Sie mit Blick auf die Demografie bei Ihrer Arbeit sein?

Herkt: Sehr flexibel. Wir müssen beispielsweise beim Kita-Bau intelligente Lösungen finden, damit ein solches Gebäude, wenn es nicht mehr benötigt wird, sinnvoll weiter genutzt werden kann.

Die Flüchtlingsproblematik wird Sie ebenfalls noch eine Weile beschäftigen.

Herkt: Ja, vor allem vor dem Hintergrund, dass uns zugewiesene Menschen künftig zwischen einem Jahr und drei Jahren bei uns leben werden. Da ist Integration ein großer Baustein, die Schaffung von Wohnraum ein weiterer. Wichtig ist mir, dass wir die Menschen dezentral unterbringen und dort auch mit entsprechenden Angeboten erreichen und versorgen können.

Wie wichtig sind die Stadtbibliothek und die Musikschule für Hennef?

Herkt: Sehr wichtig, und wir brauchen beides. Ich weiß, dass der Betrieb der Musikschule durch den Bau der Gesamtschule derzeit beeinträchtigt wird, und ich weiß, dass die Stadtbibliothek in vielen Bereichen zu klein ist. Wir sind da aber am Ball und wollen in beiden Bereichen etwas tun. Für die räumlichen Schwierigkeiten der Musikschule könnte es vielleicht bald eine Lösung geben. Bei der Bibliothek ist es aufgrund der schwierigen Haushaltslage der Stadt nicht ganz so einfach. Ich habe in beiden Bereichen hohe Anerkennung für das, was die Kolleginnen und die Kollegen dort leisten.

Wie stehen Sie zum Thema Inklusion?

Herkt: Sehr positiv, allerdings sollte man die Inklusion nicht nur auf die Bereiche Schule und Bildung begrenzen. Sie sollte sich in der gesamten Gesellschaft entwickeln. Das ist allerdings ein langer Prozess, und das braucht Zeit. Ich will aber auch in diesem Bereich meinen Beitrag leisten.

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