Prozessauftakt am Bonner Landgericht Mann wegen Cannabisplantage im Bröler Bahnhof vor Gericht

Bonn/Hennef · Wegen bandenmäßigen Drogenhandels steht ein 52-Jähriger seit Freitag vor Gericht. Er soll für die Aufzucht von 1182 Hanfpflanzen zuständig gewesen sein.

 Eine Plantage mit mehr als 1000 Cannabis-Pflanzen hat der Zoll im November 2019 im ehemaligen Bahnhof in Bröl entdeckt.

Eine Plantage mit mehr als 1000 Cannabis-Pflanzen hat der Zoll im November 2019 im ehemaligen Bahnhof in Bröl entdeckt.

Foto: ZFA Essen

Ob er nicht Lust habe „ein bisschen zu gärtnern“, will ein 52-jähriger Serbe im vergangenen Herbst von ein paar Landsleuten gefragt worden sein. Dass es sich bei den zu pflegenden Gewächsen um Hanfpflanzen gehandelt habe, räumte er auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters durchaus ein.

Darüber, dass das möglicherweise nicht legal sein könne, will er sich aber zunächst keine Gedanken gemacht haben. In den Niederlanden, wo er noch kurz zuvor gearbeitet habe, sei der Cannabiskonsum doch auch kein Problem. Vor der 10. großen Strafkammer am Bonner Landgericht hat am Freitagmorgen der Prozess um den illegalen Gärtner begonnen, die Anklage lautet auf bandenmäßigen Drogenhandel.

Zu Beginn der Verhandlung verlas die Anwältin des Angeklagten eine Einlassung, in der der Mann, der nur serbisch spricht, sich „vollumfänglich“ zu den in der Anklage erhobenen Vorwürfen bekannte. Er sei im April 2019 mit dem Flugzeug aus Belgrad nach Dortmund geflogen, um in der EU Arbeit zu finden. Bis zum Tode seines Vaters im Jahr 2015 habe er in seinem Elternhaus gewohnt.

Angeklagter gibt psychische Probleme und Spielsucht an

Einer geregelten Arbeit sei er nie nachgegangen, weil er psychische Probleme habe und spielsüchtig sei. So habe er denn die elterliche Wohnung, die nach dem Tod des Vaters zur Hälfte auch seiner jüngeren Schwester gehörte, beim Glücksspiel „verzockt“.

Trotzdem habe die Schwester ihm das Geld für den Flug und die anschließende Fahrt nach Köln geborgt. Nachdem er in der Domstadt keine Arbeit fand, sei er nach Antwerpen und schließlich ins niederländische Limburg gefahren, wo er über Freunde jeweils schwarz Gelegenheitsjobs auf Baustellen gefunden habe. Wieder in Köln habe er dann in einem Café, in dem überwiegend Serben und Kroaten verkehrten, die Männer kennengelernt, die ihm den Gärtnerjob angeboten hätten. Neben freiem Logis hätte er 500 Euro im Monat bekommen sollen. Allerdings flog die illegale Plantage im alten Bröler Bahnhof vor der ersten Zahlung auf und so bestand sein einziger Verdienst möglicherweise nur in einer Tüte mit Lebensmitteln.

Nur rund einen Monat, vom 17. Oktober bis zum 28. November, soll der Mann sich um die Hanfpflanzen gekümmert haben. Seine Aufgabe habe hauptsächlich im Gießen der Pflänzchen bestanden, das sei nämlich viel effektiver als eine automatische Bewässerung. So hat wohl auch nicht die Wasserrechnung, sondern der hohe Stromverbrauch letzten Endes dazu geführt, dass die Plantage aufgeflogen ist: Nach einem Tipp der kroatischen Polizei suchten die hiesigen Ermittler wohl nach einem Objekt mit überdurchschnittlich hohem Energieverbrauch und wandten sich dahingehend an den Stromanbieter. Auf den drei Etagen des Gebäudes wurden schließlich 1182 Hanfpflanzen sichergestellt.

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