Gedenken an ermordete Juden Künstler verlegt in Hennef zehn Stolpersteine

Hennef · Mit den zehn Steinen, die der Künstler an insgesamt vier verschiedenen Stellen verlegte, soll den Mitgliedern der Rotter Familien Kaufmann und Seligmann sowie Hermann Levy, dem ehemaligen Vorsteher der jüdischen Gemeinde Hennef, gedacht werden.

Es ist still, als Roman Kovar, gläubiger Jude und Hennefer Publizist, das Kaddisch verliest. Als Lobpreisung Gottes ist es eines der wichtigsten Gebete im Judentum, verbindet allerdings auch Assoziationen von Tod und Trauer. Somit passte es zum Anlass, zu dem die Stadt Hennef gemeinsam mit dem Ökumenekreis der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden gestern nach Rott und Hennef eingeladen hatte. Mit zehn Stolpersteinen, die der Künstler Gunter Demnig an insgesamt vier verschiedenen Stellen verlegte, soll den Mitgliedern der Rotter Familien Kaufmann und Seligmann sowie Hermann Levy, dem ehemaligen Vorsteher der jüdischen Gemeinde Hennef, gedacht werden.

Sechs Stolpersteine an der Dambroicher Straße in Rott sollen künftig an die jüdische Familie Kaufmann erinnern, die Opfer der Nazi-Diktatur wurde. Viehhändler Ernst Kaufmann, dessen Ehefrau Paula, Tochter Helga Helene sowie Ernst Kaufmanns Brüder Eduard und Julius und Eduard Kaufmanns Frau Helene wurden allesamt 1942 nach Minsk deportiert und von den Nazis am 24. Juli 1942 ermordet. Der Legende nach soll Ernst Kaufmann bei seiner Verhaftung in Rott gesagt haben: „Eigentlich könnt ihr mich doch gleich hier erschießen“. Kaufmanns Tochter Helga Helene soll sogar mit dem Schulranzen, den sie noch auf dem Rücken trug, verhaftet worden sein.

Ständige Mahnung für die Zukunft

Mit drei weiteren Stolpersteinen, die Demnig an der Straße „Auf dem Komp“ in Rott verlegte, soll Julius Seligmann und seinen Schwestern Johanna und Fanny Seligmann gedacht werden. Der Handelsmann Julius Seligmann und seine Schwester Johanna starben beide 1943 nach ihrer Deportation im Konzentrationslager Theresienstadt, Fanny Seligmann wurde 15. Juni 1942 in Sobibor ermordet. Bereits 2017 hatte der Bürgerverein Söven-Rott eine Gedenkstele gestiftet, die in der Ortsmitte steht und an die jüdischen Rotter Familien Kaufmann und Seligmann erinnern soll, die verschleppt und ermordet wurden.

An der Frankfurter Straßen installierte Gunter Demnig noch einen weiteren Stolperstein im Pflaster, der an Hermann Levy, den ehemaligen Vorsteher der jüdischen Gemeinde Hennef erinnern soll, den die Nazis in den Freitod getrieben hatten. „Gerade in diesen Tagen und vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse sind diese Stolpersteine als ständige Mahnung für die Zukunft, aber auch als Erinnerung an das unvergleichliche Unrecht wichtig“, sagte der Hennefer Beigeordnete Martin Herkt. 27 Stolpersteine hat Demnig nun in Hennef verlegt. „Insgesamt sind es mittlerweile bundesweit mehr als 70.000 in mehr als 1000 Städten und Orten“, sagte der Künstler, der 1992 das Projekt startete und zum weltweit größten, dezentralen Mahnmal entwickelte. Mit weiteren Veranstaltungen wird die Stadt Hennef bis in den November hinein der Reichspogromnacht gedenken, die sich am 9. November zum 80. Mal jährt. Gestartet wird mit einem Zeitzeugengespräch am 18. September um 17 Uhr in der Christuskirche an der Beethovenstraße, an dem Holocaust-Überlebende teilnehmen werden.

Infos zu weiteren Veranstaltungen gibt es unter www.hennef.de.

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