Comedy in Hennef Kabarettist Stefan Reusch begeistert im Hennefer Kur Theater

HENNEF · Wortakrobat Stefan Reusch versucht, die Welt zu retten. Und dabei bekommen nicht nur Angela Merkel und Donald Trump ihr Fett weg.

Er wirkt wie ein unscheinbarer Mann mittleren Alters: wenige Haare auf dem Kopf, Brille, sanftes Lächeln – aber der Schein trügt. Kabarettist und Autor Stefan Reusch, ehemals Unterhaltungsredakteur beim Südwestfunk und seit 1989 in Köln lebend, versteht es vortrefflich, mit seinem Äußeren die Zuschauer auf eine falsche Fährte zu locken.

Denn sobald er den Mund aufmacht und seine bitterbösen Pointen staubtrocken und in unnachahmlicher Wortakrobatik durch den Raum fliegen lässt, hat das schon anarchische Züge. Seine Wortschöpfungen, die aus dem Stand zu entstehen scheinen, sind ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem Reusch seit Jahren sein Publikum begeistert. Am Freitag gastierte er im Hennefer Kur Theater und rettete mit seinem Jahresrückblick 2017 nicht nur den Zuschauern den Abend, sondern die Welt gleich mit.

„Die CDU wird mit der SPD eine Koalition eingehen, die SPD wird mit der Koalition eingehen“, war Reuschs trockene Feststellung zur politischen Lage in Deutschlands. Aber neben der Politik prägte auch der Protestantismus das Jahr 2017. „500 Jahre zum Lachen in den Keller gehen“, das sei laut Reusch im vergangenen Jahr gefeiert worden. Dazu präsentierte er den größten Verkaufsschlager des Luther-Jahres: eine Spielfigur des Reformators. Nebenbei streifte er auch das hochaktuelle Thema Sexismus. Reusch fragte sich, was Margot Käßmann wohl von Luthers Frauenbild hält. „Er hat ja mal gesagt: Eine Frau hat häuslich zu sein, das zeigt ihre Beschaffenheit an. Frauen haben einen breiten Podex und weite Hüften, dass sie sollen stille sitzen. Also Margot, sitz still“, ätzte Reusch.

Ein ICE mit Namen Martin Luther

Den Kabarettisten wunderte es auch nicht, dass sogar ein ICE den Namen Martin Luther trägt. „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“, ein weiteres Zitat des großen Kirchenreformators, bekäme da einen ganz neuen Sinn. Ob Merkel, die ewige Kanzlerin, gegen die, wenn sie noch ein paar Mal gewählt würde, Kohls 16-jährige Amtszeit wie eine Sternschnuppe wirken würde, oder Trump, mit dem laut Stephen King ein „Zeitalter der Dummheit“ begonnen habe – bei Reusch bekam jeder sein Fett weg. „King weiß schließlich, was Horror ist“, resümierte Reusch.

Auch mit der AfD und ihren Wählern ging er hart ins Gericht. Es ist laut Reusch nicht nachzuvollziehen, warum diese Partei aus Protest gewählt wird. „Wer rechts ist, wird auch rechts wählen“. Die aktuelle Situation der Bundeswehr persiflierte Reusch schließlich in der Rolle des „Oberst Liesen“, in der er mit schnellen Wortkaskaden die geschäftsführende Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen aufs Korn nahm, den Eurofighter zur Eintagsfliege mutieren ließ und trocken feststellte, dass „jeder Reichsbürger besser bewaffnet ist, als die Bundeswehr und über mehr Munition verfügt“.

Mit seinem bitterbösen Jahresrückblick sorgte Stefan Reusch beim Publikum für einen kurzweiligen Kabarettabend im Kur Theater, bei dem man ob der Geschwindigkeit, mit der Reusch zu Werke geht, genau aufpassen musste, dass man keine Pointe verpasste.

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