Hennefer Jugendamtsleiter "Ich gehe nicht in den Ruhestand"

Hennef · Jonny Hoffmann geht "eigentlich" Ende des Monats zumindest als Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Familie, das er aufgebaut hat, offiziell in den Ruhestand. Der passionierte Käfer-Rennfahrer und Eisenbahn-Fan wird sich ab sofort allerdings nicht nur um seine Hobbys kümmern.

 Bald räumt er sein Büro in Hennef: Jugendamtsleiter Jonny Hoffmann.

Bald räumt er sein Büro in Hennef: Jugendamtsleiter Jonny Hoffmann.

Foto: Ingo Eisner

Er tritt am 1. Dezember seine neue Stelle bei der Düsseldorfer Graf-Recke-Stiftung an, die sich als freier Träger mit verschiedenen Einrichtungen und Angeboten um Jugend- und Familienarbeit kümmert. Hoffmann wird dort die Leitung des familienunterstützenden Dienstes übernehmen. Als Hoffmanns Nachfolgerin hatte der Stadtrat bereits seine bisherige Stellvertreterin Miriam Overath gewählt. Allerdings ist ein Verfahren gegen die Auswahlentscheidung bei Gericht anhängig, das noch nicht beendet ist. Mit Jonny Hoffmann sprach Ingo Eisner.

Herr Hoffmann, am 30. November ist Ihr letzter Arbeitstag. Freuen Sie sich auf den Ruhestand?
Jonny-Josef Hoffmann: Ich gehe nicht in den Ruhestand. Ich werde die Leitung des familienunterstützenden Dienstes bei der Graf-Recke Stiftung übernehmen, die als freier Träger der Jugendhilfe Kinder, Jugend- und Seniorenarbeit leistet.

Welche Aufgaben werden Sie dort erfüllen?
Hoffmann: Da geht es um familienbegleitende Hilfen vor allem für behinderte Kinder und ihre Familien. Dafür stehe ich dann in engem Kontakt mit Jugend- und Sozialämtern und lerne dabei auch einmal die andere Seite des Aufgabenbereichs der Kinder- und Jugendarbeit kennen. Bisher war ich ja als Leiter des Hennefer Amtes für Kinder, Jugend und Familie Ansprechpartner für solche Institutionen. Meine neue Aufgabe ist sehr reizvoll und ich freue mich darauf.

Der Aufbau des Hennefer Jugendamtes, das Sie seit 1999 geleitet haben, ist ja schon so etwas wie ein berufliches Lebenswerk. Was hat Sie damals an der Aufgabe besonders gereizt?
Hoffmann: Vor allem die Tatsache, hier in Hennef etwas Neues aufzubauen. Die Stadt hatte damals noch kein Jugendamt. Und bei der Bezirksregierung gab es zunächst eine ablehnende Haltung, weil die Stadt nicht über die nötige Finanzkraft verfüge. Da war schon reichlich Überzeugungsarbeit notwendig. Damals musste Hennef als Jugendamtsumlage rund 15 Millionen Mark an den Kreis abführen. Als ich 1998 mit dem Aufbau des heutigen Jugendamtes begann, musste ich erst einmal schauen, dass ich die Kosten, vor allem verursacht durch die damals hohe Zahl der Heimunterbringungen, reduziere. Das Land genehmigte 1999 schließlich die Inbetriebnahme des Amtes.

Wie ist Ihnen das gelungen?
Hoffmann: Wir haben von Anfang an auf familienunterstützende begleitende Hilfen und aufsuchende Sozialarbeit gesetzt. Schließlich konnten wir die Zahl der Heimunterbringungen, die pro Kind heutzutage 250 Euro pro Tag kostet, reduzieren. Zudem haben wir zunächst mit weniger Personal unsere Arbeit aufgenommen und noch etwas am Image getan. Wir sind in erster Linie eine Beratungsbehörde, die den Familien Hilfestellungen anbietet. Die Inobhutnahme ist erst der letzte Schritt, wenn nichts mehr geht. Wichtig ist, dass nicht nur frühe Hilfen angeboten werden, sondern diese auch präsent sind und angenommen werden.

Mittlerweile verfügt das Hennefer Amt für Kinder, Jugend und Familie über 150 Mitarbeiter und ist somit das größte Amt der Stadt. Welche Aufgaben haben die Mitarbeiter?
Hoffmann: Das ist vor allem eine aufsuchende Tätigkeit. Die Mitarbeiter gehen nicht nur zu den Familien, sie beraten auch in Schulen, Kindertageseinrichtungen und Familienzentren. Bei allem steht immer das Kindeswohl im Vordergrund. Unser gesetzlicher Auftrag lautet, positive Lebensbedingungen für Kinder und Familien in der Stadt zu schaffen, zum Beispiel auch bei der Stadtplanung.

Die Jugendämter stehen schnell am Pranger, wenn etwas passiert wie bei den tragischen Fällen von Kevin in Bremen und Anna in Königswinter. Greifen die Ämter präventiv ein und nehmen ein Kind beim geringsten Verdacht der Kindeswohlgefährdung in Obhut, reagiert die Behörde in den Augen vieler über. Welchen Weg sind Sie gegangen?
Hoffmann: Ich bin eher dafür, bei einem Verdacht der Kindeswohlgefährdung präventiv einzugreifen, als mir im Nachgang den Vorwurf machen lassen zu müssen, nichts getan zu haben.

Sie haben immer gesagt, dass Ihnen die Arbeit Spaß gemacht hat, trotzdem Sie oftmals mit schwierigen, menschlichen Schicksalen konfrontiert wurden. Gab es Fälle, die Sie tief bewegt haben?
Hoffmann: Ich musste leider mehrere tote Kinder sehen, darunter auch ein verbranntes Kind in Meschenich während meiner Zeit als Leiter des Fachbereiches für Jugend und Familie in Rodenkirchen. In Hennef wurde ich vor ein paar Jahren mit einem wirklich tragischen Fall eines plötzlichen Kindstodes in einer Familie, die wir betreuten, konfrontiert. Die Kripo war ebenfalls eingeschaltet. Aber im Nachgang stellte sich heraus, dass dieses Kind eines natürlichen Todes gestorben war. Das alles hat mich tief bewegt.

Was ist das A und O, damit solch ein Amt gut funktioniert?
Hoffmann: Zunächst einmal darf man nicht teilnahmslos über den Dingen stehen, denn schließlich geht es hier um Menschen. Wichtig sind aber auch die gute Zusammenarbeit mit sämtlichen Dienststellen und die hervorragende Vernetzung mit Schulen und Kindertageseinrichtungen, aber auch zum Beispiel mit Polizei und Rettungsdienst.

Zur Person

Jonny Hoffmann leitete seit dem 1. Juli 1999 das Amt für Kinder, Jugend und Familie in Hennef, das er aufgebaut hat. Das Amt umfasst derzeit etwa 150 Mitarbeiter. Der diplomierte Verwaltungswirt und Sozialpädagoge hat eine Ausbildung zum Familienmanager an der Uni Bochum absolviert. Der Hennefer Jugendamtsleiter ist verheiratet, Vater von zwei Töchtern und war vor seiner Zeit in Hennef Leiter des Bürgerhauses Stollwerk in der Kölner Südstadt, später dann Leiter des Fachbereiches Jugend und Familie in Köln-Rodenkirchen.

Am 30. November hat Jonny Hoffman seinen letzten Arbeitstag als Leiter des Hennefer Jugendamtes. Am 1. Dezember tritt er seine neue Stelle bei der Düsseldorfer Graf-Recke-Stiftung an, die als freier Träger mit verschiedenen Einrichtungen sich um Jugendarbeit kümmert.

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