Nach der Insolvenz des Europäischen Berufskollegs Hennefer Verein Vesbe beklagt Imageschaden

Hennef · Vesbe kämpft um seinen guten Ruf. Der Verein für Europäische Sozialarbeit, Bildung und Erziehung mit Hauptsitz in Hennef kümmert sich seit 1999 darum, dass junge Menschen Erstausbildungen erhalten.

 In den Vesbe-Werkstätten werden Jugendliche und Erwachsene für den Einstieg in den Arbeitsmarkt qualifiziert und vermittelt.

In den Vesbe-Werkstätten werden Jugendliche und Erwachsene für den Einstieg in den Arbeitsmarkt qualifiziert und vermittelt.

Foto: Ingo Eisner

Eigentlich ist es ja eine Erfolgsgeschichte. Vor 18 Jahren als Privatinitiative in Aachen gegründet, kümmert sich der Verein für Europäische Sozialarbeit, Bildung und Erziehung, kurz Vesbe, mit Hauptsitz in Hennef an insgesamt 19 Standorten in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz seit 1999 darum, dass junge Menschen Erstausbildungen erhalten, bedarfsgerecht für den Arbeitsmarkt qualifiziert und an Unternehmen, mit denen der Verein kooperiert, vermittelt werden.

Dunkle Wolken zogen allerdings vor einigen Wochen auf, nachdem der Geschäftsführer der Vesbe-Trägergesellschaft gGmbH des Europäischen Berufskollegs am 12. April den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt hatte. Das Kolleg, das einst eine Vesbe-Schule war, ist seit Mai geschlossen, da sich trotz intensiver Bemühungen des Insolvenzverwalters kein neuer Träger finden ließ. Die Schüler konnten zwar kurzfristig auf andere Berufskollegs im Kreisgebiet verteilt werden, und auch 95 Prozent der Lehrerschaft hätten laut Vesbe-Geschäftsführerin Johanna Lau eine neue Anstellung gefunden. Dennoch ist Lau sehr enttäuscht, denn der Imageschaden für den Verein Vesbe, der durch etwas verursacht worden sei, was der Verein nicht zu verantworten habe, wiege schwer.

Imageschaden größer als finanzielle Probleme

„Das alles ist auch für uns nicht leicht. Wenn wir gewusst hätten, was passiert, hätten wir die Schule, die durch uns entstanden ist, nie ausgegliedert“, sagte Lau. „Wir sind zudem Gläubiger. Aber der Imageschaden ist bei Weitem größer als der finanzielle Schaden“, fügte Lau hinzu. Kooperationspartner seien aufgrund der medialen Berichterstattung plötzlich verunsichert gewesen. Ob in dem Gebäudekomplex an der Schulstraße, das dem Verein gehört und in dem neben der Vesbe-Verwaltung und Werkstätten bisher auch das Europäische Berufskolleg angesiedelt war, wieder eine Schule entstehen wird, steht noch nicht fest. Laut Lau stehe das Gebäude, in dem bisher die Schule residierte, zum Verkauf, und es gebe Interessenten. Das Gebäude passte laut der Vesbe-Geschäftsführerin nicht mehr zum Konzept, weil sich in den Räumlichkeiten keine großen Werkstätten einrichten lassen.

„Die Berufsausbildung ist unser Schwerpunkt“, sagte Lau, die nun wieder nach vorne blicken will. Das Vesbe-Angebot ist dabei vielfältig. Der Verein fördert berufliche Weiterbildungen im Bereich Pflege und Betreuung, bietet Teilqualifizierungen sowie Umschulungen zum Maschinen- und Anlagenführer oder Fachlageristen als Weiterbildungen mit IHK-Abschluss an. Zudem gibt es Alphabetisierungskurse, praxisorientierte berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen für Jugendliche in unterschiedlichen Gewerken sowie Maßnahmen zur Reintegration von Erwachsenen in den Arbeitsmarkt.

Attraktiv für Mitarbeiter ohne Berufsabschluss

Auftraggeber sind regionale Jobcenter, die Agentur für Arbeit, aber auch das Jugendamt. Praktische Fähigkeiten erlangen die Aspiranten in den Vesbe-Werkstätten an der Schul- und Meysstraße. Der Vorteil der Vesbe-Maßnahmen liegt laut Lau auf der Hand: „Wir qualifizieren bedarfsgerecht für die Firmen, mit denen wir kooperieren.“ Das seien insgesamt 30 bis 40 Betriebe, mit denen der Verein eng zusammenarbeitet. Nach den Qualifizierungsmaßnahmen würden die Teilnehmer umgehend an die Firmen vermittelt und hätten sofort ein festes Arbeitsverhältnis. „Das ist schon etwas Besonderes“, sagte Patricia Bowe, zuständig für die Vesbe-Öffentlichkeitsarbeit.

Attraktiv ist das Vesbe-Angebot auch für Betriebe, die Mitarbeiter ohne Berufsabschluss beschäftigen. Die Teilqualifizierung mit IHK-Abschluss ermögliche laut Bowe einen schnellen Einstieg in ein neues Aufgabengebiet. „Nach einer solchen Maßnahme sind diese Mitarbeiter bereits innerhalb weniger Wochen qualifiziert einsatzfähig. Werden alle der von uns angebotenen Module belegt, kann der Teilnehmer innerhalb von 16 Monaten sogar einen regulären IHK-Berufsabschluss erlangen“, sagte Bowe.

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