Von Vancouver nach New York Hennefer trampte ohne Geld quer durch die USA

HENNEF · Herausforderung statt faul am Strand liegen: Der Hennefer Paul Jonas legte in 32 Tagen 6400 Kilometer per Anhalter zurück - und übernachtete dabei auch mal im Obdachlosenheim.

 Tramper Paul Jonas posiert an der Frankfurter Straße in Hennef mit dem Schild, das ihn bei seiner Reise durch die USA begleitete.

Tramper Paul Jonas posiert an der Frankfurter Straße in Hennef mit dem Schild, das ihn bei seiner Reise durch die USA begleitete.

Foto: Ingo Eisner

Gut gelaunt steht Tramper Paul Jonas an der Frankfurter Straße und hält ein ganz besonderes Pappschild mit der Aufschrift „NYC“ (New York City) in seinen Händen. Die Hennefer Autofahrer ziehen an ihm vorbei, als würden sie ihn nicht wahrnehmen. Es war auch kaum zu erwarten, dass hier jemand anhält, um den 22-Jährigen Studenten ein Stück weit mitzunehmen. Aber zwischen Januar und Februar war dieses Pappschild für Paul Jonas enorm wichtig: Er nutzte es nämlich für einen ganz besonderen Trip. Jonas schaffte es, innerhalb von 32 Tagen per Anhalter von Vancouver nach New York zu reisen. Der Clou: der Tramper hatte keinen einzigen Cent in der Tasche, nur eine Kreditkarte für Notfälle.

Der Strandurlaub auf Hawaii schien zu langweilig

Es sei eine ganz besondere Herausforderung gewesen, der er sich stellen wollte. Jonas, der mit Hilfe eines Stipendiums ein Auslandssemester in der kanadischen Pazifik-Metropole Vancouver absolviert hatte, wollte die verbliebene Zeit vor seiner Rückkehr nach Deutschland eigentlich für Ferien nutzen. Ein Strandurlaub auf Hawaii erschien dem passionierten Fallschirmspringer allerdings doch zu langweilig. „Für die ersten beiden Monate im neuen Jahr musste einfach etwas Besseres her, als faul am Strand zu liegen, eine aufregende Reise mit einer Herausforderung an mich selbst“, sagt Paul Jonas.

Kurz darauf und ohne groß nachzudenken hatte er eine Idee. „Ich erkunde Amerika auf eigene Faust per Anhalter mit dem Ziel New York City. Von Vancouver aus sind das 6400 Kilometer, die ich in 32 Tagen schaffen wollte. Um noch einen Schritt weiter zu gehen, entschied ich mich, die Reise komplett ohne Geld durchzuführen“, sagt Jonas, der immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Herausforderungen ist. Er wollte bei diesem Trip erleben, wie es sich anfühlt, keinen Cent in der Tasche zu haben, sich in Verzicht üben zu müssen und komplett auf andere Menschen angewiesen zu sein. „Ich habe dabei jede Menge Erfahrungen gesammelt“, sagt er.

Am 3. Januar war er von Vancouver aus bei eisigen Temperaturen von minus 22 Grad Celsius aufgebrochen. „Das war schon ziemlich kalt dort“, erinnert sich Jonas. Mitfahrgelegenheiten boten sich in Hülle und Fülle. Dabei lernte er die unterschiedlichsten Menschen kennen. Eine Go-go-Tänzerin und ein Trucker gehörten ebenso dazu wie ein ehemaliger Häftling, der eine Strafe von 16 Jahren wegen versuchten Mordes verbüßt hatte. „Er war aber sehr nett und ließ mich sogar bei sich übernachten. Ein Freund von ihm hätte mich sogar bis nach New York gefahren, aber das wäre zu einfach gewesen“, sagt Jonas.

Mitfahrgelegenheiten sind hauptsächlich an Tankstellen zu finden

Mitfahrgelegenheiten hätten sich nicht nur an der Straße, sonder vor allem an Tankstellen geboten und wären öfter auch mit Übernachtungsangeboten und Versorgung mit Speis und Trank einher gegangen. Wildfremde Menschen ließen den Hennefer auf der Couch nächtigen. „Ich habe jedem erklärt, was ich vorhabe und dass ich ohne Geld reise. Die Menschen waren sehr nett zu mir und luden mich dann zum Essen, aber auch zu Übernachtungen ein“, sagt Paul Jonas.

Zwei Nächte blieben ihm allerdings besonders in Erinnerung. In einer Nacht musste er bei minus zehn Grad Celsius in einem Auto schlafen, eine andere Nacht verbrachte er in einer Obdachlosenunterkunft. Für die letzte Etappe von Philadelphia nach New York schenkte ihm eine Frau ein Zugticket.

In New York ging dann für Paul Jonas noch ein großer Wunsch in Erfüllung. Er traf den amerikanischen Unternehmer und Twitter-Investor Gary Vaynerchuk und konnte einen Deal mit ihm vereinbaren. „Gary Vaynerchuk hat mir versprochen, dass ich ein Praktikum bei ihm absolvieren kann, wenn ich innerhalb eines Jahres ein Buch über diesen Trip schreibe und veröffentliche“, sagt Jonas. Zwar beginnt Paul Jonas im April sein Betriebswirtschaftsstudium in Siegen, das Buch sei aber bereits in Arbeit. Deadline ist der 15. Februar 2017. Jonas: „Dann werde ich in New York sein, um ihm das Buch persönlich zu überreichen.“

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