Cover-Band "Prim(e)age" Hennefer Rock für Bundeswehr-Soldaten in Kundus

HENNEF · Das Riff von "Seven Nation Army" von den White Stripes perlt nur so von den Fingern der Gitarristen Jürgen Schellberg und Rüdiger Poschlod. Bassist Maik Richter und Schlagzeuger Matthias Mertens lassen es im musikalischen Maschinenraum kräftig rumpeln, Keyboarderin Rozan Hakim setzt an ihrem Tasteninstrument Akzente und Nicole Rink und Mike Gahre schlüpfen am Mikro in die Rollen von Meg und Jack White und intonieren den Rocker mit dem prägnanten Riff, der seit Jahren als Hymne in europäischen Fußballstadien erklingt.

 Rocken im Probenraum, und demnächst in Kunduz (von links): Bassist Maik Richter, Gitarrist Rüdiger Poschlod und Sänger Mike Gahre von der Band "Prim(e)age".

Rocken im Probenraum, und demnächst in Kunduz (von links): Bassist Maik Richter, Gitarrist Rüdiger Poschlod und Sänger Mike Gahre von der Band "Prim(e)age".

Foto: Ingo Eisner

Die Band, die es in einem gemütlichen Proberaum in Buchholz im Kreis Neuwied ordentlich krachen lässt, heißt "Prime(e)age", stammt zu großen Teilen aus Hennef und probt derzeit für zwei ganz besondere Auftritte: Sie spielt im Auftrag der "Oase-Einsatzbetreuung", deren Träger die Evangelische und Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung ist, am 29. und 31. Dezember vor rund 1000 Soldaten und Polizisten in der Betreuungsstelle "Lummerland" im afghanischen Kundus.

40 Songs wird die Cover-Band im Gepäck haben und zusammen mit dem sicherlich dankbarem Publikum in Kundus am Silvesterabend bei Stücken wie der Bap-Hymne "Verdamp lang her" oder dem Ray-Charles-Klassiker "Hit the road Jack" ins neue Jahr feiern. Die Verpflichtung von "Prim(e)age" für diese besondere Art der Truppenbetreuung, für die die "Oase" bereits seit 17 Jahren verantwortlich zeichnet, kam eher per Zufall zustande.

Im Oktober war Katharina Miksa, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der "Oase" und amtierende Sankt Augustiner Karnevalsprinzessin mit einer Musicaltruppe in Kundus. Der dortige Oberst äußerte gegenüber Miksa den Wunsch, doch für Silvester mal eine richtig gute Musikgruppe aus der Heimat mitzubringen. Durch ihre Kontakte erhielt Miksa vom Mitarbeiter einer Sankt Augustiner Bank, Roger Klandt, einen Tipp: Seine Kollegin Nicole Rink sei nicht nur eine tolle Sängerin, sondern auch Mitglied einer "richtig guten Coverband".

Die Kontakte waren schnell geknüpft, aber erst mal mussten die Bandmitglieder ihre Arbeitgeber, Partner und Familien darüber in Kenntnis setzen, dass sie Silvester nicht zu Hause, sondern in Kunduz verbringen. "Mein Dienstherr hat mir dafür sofort frei gegeben", sagte Gitarrist Rüdiger Poschlod und auch die anderen Bandmitglieder hatten schnell geklärt, dass sie für zwei ganz besondere Auftritte zum Jahreswechsel in Afghanistan sein werden.

Angst vor dem Krisengebiet haben die Musiker nicht. "Natürlich gibt es eine Grundnervosität, aber für unsere Sicherheit ist ja gesorgt", sagt Schlagzeuger Matthias Mertens. Auch Bassist Maik Richter, der für sein Transportunternehmen während seiner Abwesenheit noch einen Ersatzfahrer sucht, ist kaum nervös. "Obwohl das die erste Flugreise meines Lebens ist".

Die beiden Gitarristen Jürgen Schellberg und Rüdiger Poschlod, der Kern der Band, die sich an der Hennefer Musikschule gründete, stammen aus der Siegstadt. Mit Nicole Rink und Maik Richter sind aber auch Mitglieder aus Lohmar dabei und Sänger Mike Gahre, Polizist in Eitorf, stammt aus Buchholz. Er war es auch, der im Gewerbegebiet einen Proberaum für die Band gefunden hat, die seit 2009 besteht.

Schellberg, mit 61 Jahren das älteste Mitglied der Band, hat sich um die Reisemodalitäten gekümmert. "Er war richtig gut vorbereitet und wollte wissen, wie das mit den Visa und dem Transport der Ausrüstung organisiert wird", erzählt Miksa. Immerhin wiegen Instrumente und Technik allein schon 1,5 Tonnen und werden bereits ein paar Tage früher nach Wahn zum Luftumschlagplatz der Bundeswehr gebracht. Die Band fliegt dann in einem Airbus zunächst nach Termez in Usbekistan. Von dort geht es mit einer Transall nach Kundus. Dort wird die Band gleich an zwei Abenden für die Soldaten abrocken. "Für uns ist das kein Abenteuer. Wir wollen den Soldaten zeigen, dass wir gerne an einem solchen Abend bei ihnen sind", sagt Schellberg.

Infos zur "Oase"- Einsatzbetreuung auf www.bas-arge.de

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