Glaube Hennefer Pfarrer Christoph Jansen: "Beichte kaum noch gefragt"

Hennef · Die Beichte war früher vielen Katholiken wichtig, heute ist sie weniger gefragt. Das hat der Hennefer Pfarrer Christoph Jansen beobachtet: Die Beichte friste nur noch ein "Maueblümchendasein".

 Die Beichte friste heute ein „Mauerblümchendasein“, sagt der Hennefer Pfarrer Christoph Jansen.

Die Beichte friste heute ein „Mauerblümchendasein“, sagt der Hennefer Pfarrer Christoph Jansen.

Foto: Ingo Eisner

Vor Ostern und vor Weihnachten gingen die Gläubigen früher oftmals zur Beichte. Ist das auch heute noch so?

Christoph Jansen: Ja. Natürlich erlebe ich nach wie vor gerade vor diesen beiden Festen Menschen, die das Gespräch suchen und beichten möchten. Da ist der Bedarf nach wie vor sehr groß. Es hat sich allerdings einiges verändert. Vor 15 Jahren, als ich in Hennef Pfarrer wurde, kamen viele ältere Menschen zur Beichte, die mittlerweile nicht mehr leben. Heutzutage sind es Menschen, die ursprünglich aus Polen stammen. Für sie ist die Beichte nach wie vor sehr wichtig. Die Beichte fristet mittlerweile aber leider ein Mauerblümchendasein. Das Sakrament ist in der Krise.

Wie kommen die Menschen mit dem Sakrament in Kontakt?

Jansen: Unsere Kommunionkinder erhalten die Möglichkeit, erstmalig zur Beichte zu gehen, um zu lernen, dass es die Beichte gibt und was dieses Sakrament beinhaltet. Sie lernen, in einem vertraulichen Rahmen ohne die Androhung von Strafe Verfehlungen einzugestehen und empfinden danach auch große Erleichterung. Gelegentlich nutzen dann auch die Eltern die Möglichkeit zur Beichte.

Welche Erfahrungen haben sie bisher in Hennef gemacht?

Jansen: Manche Menschen kommen entweder gerade zu mir, weil sie mich kennen, oder wollen gerade nicht mit mir sprechen, weil sie mich kennen. Die gehen dann beispielsweise in den Kölner Dom zur Beichte und wahren damit ihre Anonymität.

Wie streng ist das Beichtgeheimnis?

Jansen: Das ist sehr streng. Die Beichte dürfen nur geweihte Priester abnehmen. Ich habe auch vor der Polizei keinerlei Auskunftspflicht. Bei Verbrechen kann ich allerdings die Vergebung der Sünden zunächst verweigern und sagen: „Wenn du dich gestellt hast, komme ich dich im Gefängnis besuchen und nehme dir dort die Beichte ab“. Ich kann im Verlauf eines Gespräches auch erkennen, ob es nicht besser ist, ein formales, seelsorgerisches Gespräch zu führen und nicht die Beichte abzunehmen.

Haben Sie solche Situationen schon erlebt?

Jansen: Ja, es kam einmal jemand zu mir, der die Beichte ablegen wollte, aber auch seinen Freitod ankündigte. Ich habe mich nicht auf ein Beichtgespräch eingelassen, sondern stattdessen ein normales Gespräch mit ihm geführt. Später habe ich dann die Polizei informiert, um ihn vor sich selbst zu schützen. Die Situation war dramatisch, aber ich sah keine andere Möglichkeit. Bei einer Beichte wären mir da die Hände gebunden gewesen.

Haben die Geistlichen in der Vergangenheit auch die Aufgaben von Psychotherapeuten übernommen?

Jansen: Nein, und das tun sie auch heute nicht. Natürlich gab es bereits früher Depressionen oder Burn-Out, die damals nicht als Krankheiten anerkannt waren. Da sind viele betroffene Menschen in die Kirche gegangen. Wir lernen aber bereits im Priesterseminar, dass wir nicht so tun dürfen, als könnten wir die Arbeit von Psychologen übernehmen. Wichtig ist, zu vermitteln: Bis zu diesem Punkt kann ich helfen, ab jetzt ist aber ein Fachmann gefragt. Zudem funktioniert die Beichte nur mit dem Glauben.

Wann erhalten die Gläubigen in Ihren Gemeinden die Möglichkeit zur Beichte?

Jansen: In Bödingen gibt es diese Möglichkeit jeden Freitag nach der Messe, die um 18 Uhr beginnt, außerdem am Samstag vor Palmsonntag und am Karfreitag in der Liebfrauenkirche in Warth.

Findet das eigentlich noch klassisch in den Beichtstühlen statt?

Jansen: Ja, aber in der Liebfrauenkirche haben wir auch anderer Möglichkeiten etabliert. Im Beichtstuhl wird heutzutage oftmals auf den Sichtschutz verzichtet. Zudem nehme ich besonders bei Kindern die Beichte in der Kirche hinter dem Altar ab. Niemand kann da hören, was gesagt wird, aber man ist für jeden sichtbar. Dieses Angebot nehmen aber auch Erwachsene wahr.

Wie erleben Sie die Beichte?

Jansen: Die meisten Gespräche sind sehr angenehm. Es gibt viele schöne Momente. Ich erlebe, wie von den Menschen eine Last abfällt und sie erleichtert sind.

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