Schulen im Rhein-Sieg-Kreis Hennefer kritisieren späte Information des Kreises

Hennef · Der Rhein-Sieg-Kreis investiert rund 50 Millionen Euro in die Sanierung des Carl-Reuther-Berufskollegs in Hennef. 3000 Schüler müssen ab Ostern 2017 in Containern untergebracht werden. Die Standorte stehen nun fest.

Es ist das größte Bauprojekt des Rhein-Sieg-Kreises seit der Sanierung des Kreishauses in Siegburg: Ab Ostern 2017 soll das Carl-Reuther-Berufskolleg in Hennef für rund 50 Millionen Euro kernsaniert und erweitert werden, der Bauantrag läuft bereits. Dafür wird das marode Gebäude bis auf den Rohbau abgetragen und wieder neu aufgebaut. Die Folge: Rund 3000 Schüler müssen in dieser Zeit in Containern unterrichtet werden. Wo diese stehen sollen, das erklärten Tim Hahlen von der Kreisverwaltung und Architekt Hans-Joachim Geisler am Mittwochabend den Mitgliedern des Hennefer Schulausschusses. Doch die Pläne stießen bei Politikern und Schulleitern auf wenig Gegenliebe.

Die Kreisverwaltung plant, die Schüler während der Bauzeit auf vier Standorte rund um das bestehende Kolleg-Gebäude zu verteilen. So soll ein eingeschossiger Container direkt an die Turnhalle des Kollegs angedockt werden (Standort 1). Auf dem Areal der jetzigen Fahrradstellplätze ist ein Zelt mit einer Höhe von drei bis vier Metern geplant, in dem die Holz- und Metallwerkstatt untergebracht wird (2). Ein drittes Gebäude soll im Bereich der Skateranlage entstehen (3). In dem dreistöckigen Containerbau könnten 30 Schulklassen sowie die Hauptschulverwaltung untergebracht werden. Für weitere 27 Klassen sind dreigeschossige Container am benachbarten Gymnasium vorgesehen (4). Neben der Bauhalle der Berufsschule sollen zudem Lagercontainer stehen (5). „Der große Parkplatz bleibt weitestgehend erhalten“, sagte Architekt Geisler.

Während der Bauzeit muss das Angebot stimmen

Ursprünglich war laut Hahlen auch im Gespräch, die Container in verschiedenen Kommunen aufzustellen. Zehn Standorte in Siegburg, Sankt Augustin, Hennef und Königswinter habe die Verwaltung unter die Lupe genommen, sagte Hahlen. „Aber der Platzbedarf war an den anderen Standorten nur schwierig unterzubringen.“ Für Günther Au, Schulleiter des Berufskollegs, ist das eine gute Nachricht. Denn für ihn sei eine Lösung wichtig, bei der es weiterhin einen Schulcampus gebe. Die Schule müsse auch während der Bauphase ein vernünftiges Angebot liefern, damit „die Schüler und Betriebe nicht abwandern“, sagte Au.

Die Ausschussmitglieder waren dennoch nicht glücklich mit der Planung – und ließen das die Vertreter der Kreisverwaltung in einer hitzig geführten Diskussion auch deutlich spüren. Das Hauptproblem: Standort Nummer vier, da die Fläche viel als Schulhof genutzt wird. Hinzu kam große Kritik an der späten Information der Kreisverwaltung.

„Hat man da über weitere Alternativen nachgedacht“, fragte etwa Norbert Spanier (SPD). Eine Möglichkeit aus Sicht der Kommunalpolitiker: Die Architekten sollen das dreigeschossige Gebäude lieber auf dem großen Parkplatz ansiedeln. Das wünschten sich auch der Schulleiter des Städtischen Gymnasiums, Martin Roth, und der Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft, Andreas Pohl. „Hier ist die Bewegungsfreiheit der Kinder weniger Wert als Parkplätze“, empörte sich Pohl.

Im Sommer 2019 sollen die Bauarbeiten beendet sein

„Diese Planung ist die beste Alternative, die uns eingefallen ist und die wir für realisierbar halten“, reagierte Hahlen. Bei einem weiteren Bau auf dem Parkplatz fielen etwa 80 Stellplätze und viele Bäume weg. Er bat zudem, zu berücksichtigen, dass es eine temporäre Sache sei. „Wir wollen im Sommer 2019 fertig sein“, sagte Hahlen. Auf die Frage nach der Verzögerung durch eine mögliche Neuplanung fügte er hinzu: „Dann wäre dieser Zeitraum nicht mehr zu halten. Die Arbeiten könnten sich um ein Jahr verzögern.“

Dafür wollte der Schulausschuss nicht verantwortlich sein – auch wenn sich einige Mitglieder „erpresst“ vorkamen. „Das stinkt mir, ich habe eigentlich gar keine Alternative“, sagte Anne Spanier (SPD). Aus den Reihen der CDU fiel die Abwägung zwischen dem Platz für die Kinder und den möglichen Kosten einer Verzögerung hingegen zugunsten der vorgestellten Planung aus. Bei einer Enthaltung und sechs Nein-Stimmen nahmen die Mitglieder die Interimslösung schließlich zur Kenntnis. Damit kann der Kreis mit seinen Planungen weiter voranschreiten.

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