Faszination Dampflok Gerd Kozinowski aus Hennef reist seit vielen Jahren um den ganzen Globus

HENNEF · Weihnachtszeit, die Landschaft ist überzogen von einer leuchtenden Decke aus Schnee und eine Dampflok rattert pfeifend durch Täler und Gebirge. Das ist ein Anblick, den wir heute kaum noch kennen. Anders ist das bei Gerd Kozinowski.

 Gruppenbild mit Lok: Gerd Kozinowski und sein ständiger Begleiter, die Kamera, in Linz am Rhein.

Gruppenbild mit Lok: Gerd Kozinowski und sein ständiger Begleiter, die Kamera, in Linz am Rhein.

Der Hennefer Eisenbahnfilmer und Fotograf hat ähnliche Szenerien bei eisigen Temperaturen noch vor wenigen Jahren im Regelbetrieb erleben und festhalten können - in der Mongolei. "In 1100 Metern Höhe, bei starkem Wind aus der Wüste Gobi hatten wir es mit schweren Bedingungen zu tun.

Mit einer guten Ausrüstung konnten wir dennoch wunderschöne Aufnahmen machen", erzählt Kozinowski stolz. China ist das einzige Land, das noch bis ins 21. Jahrhundert hinein seine Staatsbahn im Dampfbetrieb laufen ließ.

Die Eisenbahnen und speziell Dampfloks ziehen sich wie ein roter Faden durch das Leben des 65-Jährigen. Als Kind bekam er jedes Jahr zu Weihnachten Modelleisenbahnen geschenkt. "Ich habe mich damals viel am Hennefer Bahnhof herumgetrieben. Das war mein Spielplatz. Ich konnte den Fahrplan auswendig und wusste immer genau, wann welcher Zug einfahren würde."

Später wurde er Beamter bei der Bahn und fuhr 30 Jahre lang Postzüge durch ganz Deutschland. Jede Woche legte er viele Kilometer nach Frankfurt, München oder in die Schweiz nach Basel zurück. 1997 wurde sein Beruf eingestellt und er ging in den frühzeitigen Ruhestand, noch mehr Zeit also, sich seinem Hobby, dem Filmen, intensiv zu widmen. "Man könnte sagen, dass ich immer auf der Jagd nach Dampf bin", sagt er lächelnd.

Kozinowski ging dabei mit dem Wandel der Zeit: Was mit Schmalfilmen in Jugendzeiten begann, sind heute hochauflösende Digitalfilme auf DVD und Mediashows im Internet. Es gibt wenige private Veranstalter auf der Welt, die die sogenannten "Fotozüge" organisieren, die es ihm und anderen Eisenbahnfans ermöglichen, historische Locks auf authentischen Strecken mit Telegrafenmasten und alten Bahnhofsgebäuden zu erleben.

Der Pensionär produziert Industrie- und Dokumentarfilme, bearbeitet alte Super-8-Filme und schreibt die Texte für Stummfilme, die ihm Archive und Privatpersonen häufig zukommen lassen. Seine Produkte vertreibt er über Verlage und die eigene Internetseite. "Ich habe viele Filme in der ehemaligen DDR gedreht, damit fing alles an und ich konnte mir einen Namen machen. Besonders beliebt sind aber die regionalen Filme aus dem Rheintal."

Reich wird der Rheinländer mit seinem Hobby dennoch nicht, die Kosten für Ausrüstung, Reisen und die aufwendige Organisation sind einfach zu hoch. Zwar sind die Dampfloks sein Steckenpferd, doch interessiert sich der Pensionär auch besonders für die Menschen und die Umgebung, in der er seine Aufnahmen macht.

Neben seinen Reisen in die Mongolei hat Kozinowski vor allem sein Aufenthalt in Eritrea nachhaltig beeindruckt: "Dieses arme Land am Horn von Afrika ist wirklich bewegend. Wir haben viele Frauen getroffen, die mehrere Stunden laufen mussten, um einen Wasserbrunnen zu erreichen. Bei uns im Hotel drehten wir den Hahn auf und sofort war Wasser da. Da kommt schon Demut auf."

Der 65-Jährige konnte sich während all der Jahre stets auf den Rückhalt seiner Familie verlassen. Wie wichtig das ist, ist dem Hennefer wohl bewusst: "Ich kann wirklich froh sein, dass ich eine Frau habe, die mich an der langen Leine lässt. Meinen Sohn konnte ich glücklicherweise auch mit meiner Leidenschaft anstecken - er ist ähnlich eisenbahnverrückt wie ich."

Mit seiner Frau hat er sich auch seinen größten Traum erfüllt: Eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn über 9400 Kilometer von Moskau nach Wladiwostok. Zwar hat Kozinowski inzwischen alle seine großen Ziele erreicht, dennoch verschwindet er nach wie vor beinahe täglich für mehrere Stunden im Keller. "Kurz nach Weihnachten rief jemand an und hat 20 Filme bestellt. Langeweile habe ich also erst einmal nicht."

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