NRW-Meisterschaften in Hennef Gardetänzer zeigen ihr Können

HENNEF · Snežana steht ganz still. Nach und nach füllen immer mehr leuchtend bunte Sterne ihre rechte Wange. Nun noch ein bisschen Glitzer darüber - fertig. Die Neunjährige darf sich wieder bewegen. Denn deshalb ist sie schließlich hier.

 Die Kindertanzguppe der Wissener KG bei ihrem Auftritt.

Die Kindertanzguppe der Wissener KG bei ihrem Auftritt.

Foto: Jünger

Zusammen mit ihrem Team, dem SV Rot-Weiß Billig aus Euskirchen, wartet sie auf den großen Auftritt - ihren Schautanz bei den NRW-Landesmeisterschaften im Gardetanz.

Mehr als 30 Vereine sind deshalb am Wochenende in die Mehrzweckhalle Meiersheide nach Hennef gekommen. Ihr großes Ziel: die Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften im November.

Während die einen schon über die Bühne wirbeln, üben die anderen noch ein letztes Mal ihre Choreographie. Snežana zupft an ihrem mit Pailletten übersäten Röckchen. "Ich bin schon sehr aufgeregt", gibt sie zu. Seit etwa zwei Jahren tanzt sie inzwischen. "Mir macht das alles einfach Spaß, besonders, wenn wir auf Turniere fahren."

Während die Mädchen noch Schlange stehen, damit auch ihre Gesichter verziert werden, kann sich Rufus entspannen. Er ist der einzige Junge in der Showtanztruppe des SV Rot-Weiß Billig. Der schmächtige blonde Junge traut sich etwas, was nur wenige in seinem Alter tun. Jungs sind rar gesät im Gardetanz.

Petra Ludes ist seine Trainerin. "Turniere tanzen ist für mich wie das Salz in der Suppe." Zwar könne sie mit ihrer jungen Gruppe nicht mit einem ersten Platz rechnen. Allein teilzunehmen, ist für sie jedoch entscheidend. "Wenn andere besser sind, dann muss man ihnen das auch gönnen. Das sollen die Kinder möglichst früh lernen."

Karnevalshits treffen auf Rockklassiker

Die Halle Meiersheide ist gut gefüllt. Geschwister, Eltern, Großeltern, Freunde und Trainer - sie alle feuern die Tänzer an, die Kinder genauso wie die Junioren und Senioren. Karnevalshits wie "Polka, Polka, Polka" treffen auf Rockklassiker wie "Eye of the tiger". Allein die Musikauswahl macht deutlich, dass Gardetanz mehr ist als nur Karneval - es ist ein Hochleistungssport.

Bevor Snežana , Rufus und der Rest der Gruppe an der Reihe sind, steht eine besonders aufregende Disziplin auf dem Programm: die Auftritte der Solo-Mariechen. Ganz alleine präsentieren sich hierbei die sechs- bis elfjährigen Mädchen. Volle Konzentration ist dabei gefragt. Ein letztes Mal die Mama drücken, tief durchatmen und los geht es.

Sieben Punktrichter vergeben ihre Wertungen unter anderem danach, wie exakt die Tänzerinnen die Bewegungen ausführen, wie schwierig die Choreographie ist und ob Uniform und Ausstrahlung ansprechend sind.

Mit Federhut, geflochtenen Zöpfen und kurzem Röckchen marschieren die jungen Mädchen eine nach der anderen auf die Bühne. Das perfekte Lächeln und die selbstsicheren Bewegungen können nicht darüber hinwegtäuschen: Es sind Kinder. Immer wieder landen Kuscheltiere der Freunde auf der Bühne, mit denen die Tanzmariechen nach ihrem Auftritt hinausspazieren.

Wenn die Choreographie nicht ganz so perfekt gelingt, rollen auch mal Tränen. Besonders erfolgreich schnitt der TSV Meindorf ab, der in drei der zehn Kategorien gewann.

Die KG Husaren Schwarz-Weiss Siegburg richten die NRW-Meisterschaft zum 26. Mal aus. Sprecher Steffen Büchel weiß, wie viel "Drumherum" bei solchen Turnieren abläuft. "Ohne den Einsatz der Eltern würde das nicht funktionieren. Man kommt hier nicht einfach hin und tanzt mal eben."

Die Vereine reisen mindestens zwei Stunden vor ihrem Auftritt an: Ankleiden, Schminken, Aufwärmen. All das braucht seine Zeit. Umso schöner ist es für die Tänzer, wenn diese Mühe am Ende auch belohnt wird. Dann glänzen nicht mehr nur die Paillettenröcke, sondern auch die Augen der kleinen und großen Tänzer - und aus einem professionellen Lächeln wird wahre Freude.

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