Tod eines Säuglings in Hennef Freundin der Angeklagten weint vor Gericht

HENNEF/BONN · Warum nahm die junge Frau auf der Anklagebank zwei Wochen vor der heimlichen Geburt ihres Kindes die Hilfsangebote ihrer Freundinnen und ihrer Mutter nicht an, sondern tötete ihr Kind? Ihre beste Freundin schildert im Zeugenstand vor dem Bonner Schwurgericht, wie sie die Angeklagte zum Frauenarzt schleppte.

Dass die Freundin weiter log und kurz vor der Niederkunft stand, ahnte die Zeugin nicht. Nun macht sie sich Vorwürfe: "Weil ich es nicht früher gesehen habe." Sie bricht in Tränen aus. Richterin Anke Klatte beruhigt sie: Sie sei doch mit ihr zum Arzt gegangen. Doch die 21-Jährige schluchzt nur noch mehr und sagt: "Ja, aber zu spät."

Nach einer Pause versucht es die Richterin erneut: "Sie sind nicht die Person, die sich Vorwürfe machen muss, Sie haben sie zum Arzt gebracht. Damit haben Sie einen größeren Schritt gemacht als viele andere." Tatsächlich hatte auch die Mutter der Angeklagten die Schwangerschaft erkannt und die Freundinnen der Tochter auf einer gemeinsamen Halloween-Party darauf angesprochen.

Alle drei redeten mit der Angeklagten, die Mutter habe ihr Hilfe angeboten. Doch die Tochter habe alles bestritten und "das Thema mit Alkohol heruntergespült", so die Zeugin. Dennoch habe sie die Angeklagte zum Arzt geschleppt, wo man per Urintest eine "Frühschwangerschaft" attestierte und sie wegschickte.

Bei einer anderen Freundin habe man dann zusammen gesessen, und beide Freundinnen hätten versprochen, sie nicht allein zu lassen. Doch die Angeklagte habe nicht reagiert. Und als die beste Freundin sie wenige Tage später zum Arzt begleiten wollte, log die Angeklagte und erklärte, sie sitze gerade beim Arzt.

Erst am 12.November ging sie zu ihrer Hausärztin, aber nur, um sich wegen einer Erkältung krank schreiben zu lassen. Ihr Urlaub, den sie sich zum errechneten Geburtstermin hatte geben lassen, war vorbei. Die Ärztin horchte sie ab und merkte nicht, dass sie schwanger war, was ihr nun als Zeugin sichtlich unangenehm ist. Vier Tage später brachte die 22-Jährige heimlich in der elterlichen Wohnung in Hennef ihren Sohn zur Welt, erstickte ihn mit dem Kissen und fuhr mit dem Taxi ins Krankenhaus, weil sie zu verbluten drohte.

Der Ärztin dort erklärte sie, ihr Baby sei mit der Hebamme daheim, wie die Medizinerin als Zeugin erklärt und sagt, die Patientin habe ganz normal gewirkt. Auch in der Sankt Augustiner Klinik, wo sie direkt danach operiert wurde, erklärte die Angeklagte, Baby und Hebamme seien zu Hause. Die Oberärztin aber alarmierte die Polizei.

Die fand in einem Müllsack das tote Kind. Wie ihre beste Freundin nun vor Gericht sagt, habe die Angeklagte ihr nach Entlassung aus der U-Haft versichert: Sie habe ihr Kind nicht absichtlich getötet.

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