Leben im Hennefer Siegbogen Die wilde Zeit des Bauens ist vorbei

HENNEF · Vor sieben Jahren begleitete der GA Familie Zimmermann und Michael Grunschel beim Hausbau im Siegbogen. Wie haben sie sich seither eingelebt? Ein erneuter Besuch.

 Auch bei Regen ein Hingucker: Felicitas und Mark Zimmermann leben seit sieben Jahren in ihrem grünen Holzhaus.

Auch bei Regen ein Hingucker: Felicitas und Mark Zimmermann leben seit sieben Jahren in ihrem grünen Holzhaus.

Foto: Hannah Schmitt

Von der Ackerfläche ist nicht viel geblieben. Haus reiht sich im Hennefer Siegbogen an Haus, Märchenerzähler weisen auf Straßenschildern den Weg. Aus dem Neubaugebiet ist längst so etwas wie ein eigener Stadtteil geworden – mit einer Fläche so groß wie 25 Fußballfelder, 251 Grundstücken und 1400 Menschen. Zu ihnen gehört Familie Zimmermann.

Sie hat sich 2009 am Rande Weldergovens ihr Zuhause aufgebaut: ein schmuckes Holzhaus in dunklem Grün, das neben den verputzten Nachbarhäusern hervorsticht. Wenige Wochen später zog auch Michael Grunschel knapp 500 Meter weiter sein Haus im Siegbogen hoch, in Eigenregie und ganz modern. Mehrere Monate hatte die GA-Redaktion die Neubürger damals in einer Serie beim Hausbau begleitet. Wie haben sie sich eingelebt? Zeit für einen erneuten Besuch.

Familienfotos schmücken die Wand, das Sofa bietet den perfekten Blick in den Garten. Mark (46) und Felicitas Zimmermann (45) haben sich ihr Haus gemütlich eingerichtet. Auf den Monat genau sieben Jahre liegt ihr Einzug zurück. „Wir haben noch nie so lange an einem Ort gewohnt“, erzählt Felicitas Zimmermann bei einer Tasse Tee – und scheint dabei fast ein wenig erstaunt. „Es ist schon ein schönes Fleckchen hier. Und das Verhältnis in unserer Straße ist super.“ Aber ein Haus zu bauen, sei für sie anfangs gewöhnungsbedürftig gewesen.

"Die Zimmermanns kommen“ schrieb der GA damals zum Auftakt der Serie. Sie waren 2009 die ersten, die mit den Arbeiten an ihrem Eigenheim im Neubaugebiet nahe Weldergoven begannen. Ein Job bei der Europäischen Agentur für Flugsicherheit in Köln zog den 46-Jährigen mit seiner Frau und den drei Kindern aus Buxtehude ins Rheinland.

Für den Siegbogen sprachen die Nähe zum Hennefer Zentrum und zur Sieg sowie die Infrastruktur, besonders mit dem neuen S-Bahn-Haltepunkt. „Wir wollten eigentlich nie bauen, letztlich war der Fund dieses Grundstücks ausschlaggebend“, sagt Felicitas Zimmermann. Dabei hatte die Familie Glück. Denn es war bereits vergeben, wurde dann aber wieder frei. Beim Bau selbst ging alles relativ schnell: Nachdem der Keller im März fertig war, stand ihr Fertighaus ohne Fenster innerhalb von vier Tagen.

An die ersten Monate können sie sich noch gut erinnern. „Bis runter zur Bahn war alles nur Feld“, erzählt Mark Zimmermann. „Wir sind aber von den Weldergovenern damals sehr nett aufgenommen worden“, sagt Felicitas Zimmermann. Nur Weldergovener, sagten sie, dürften sich die Neubürger nicht nennen. „Wir sind hier im Siegbogen.“

Nach und nach wuchsen überall Häuser in die Höhe. Die dominierende Farbe: strahlend weiß. Inzwischen sei die „wilde Zeit des Bauens“ im Siegbogen vorbei. Die sei interessant gewesen, „weil man über die Jahre viel entstehen sehen hat“, sagt die 45-Jährige. Dafür werde es nun langsam grüner. Auch rund um ihr Haus wachsen dichte Sträucher. „Das hat die Stadt toll angelegt. In diesem Jahr sitzen wir erstmals nicht mehr auf dem Präsentierteller“, erzählt sie. Bis ins kleinste Detail fertig ist das Haus allerdings noch nicht. Der geplante Schwimmteich fehlt noch, und die Überdachung für die Terrasse steht schon seit Jahren fertig hinter dem Haus. Zumindest die Überdachung soll aber dieses Jahr noch montiert werden.

Die Familie fühlt sich wohl – auch wenn die Städteplaner aus ihrer Sicht noch mehr aus der Siedlung hätten machen können. Zu hoch, zu groß seien die Häuser zum Teil, sagt der 46-Jährige. „Das ein oder andere Mal sind wir auch erschrocken, wie eng die Häuser doch geworden sind.“ Und in der Bodenstraße könne nachts ruhig die ein oder andere Straßenlaterne ausbleiben.

Die Häuser sollten modern sein

Die Bodenstraße ist eine der Hauptstraßen im Siegbogen. Sie führt einmal quer hindurch – und trennt das Gebiet zumindest im nördlichen Teil nicht nur räumlich, sondern auch optisch. Während auf der einen Seite spitze Dächer auf den Häusern sitzen, dominieren auf der anderen Seite flache Konstruktionen und kubische Formen. Solch ein Haus hat auch Michael Grunschel gebaut. „Als Form war damals 'modern' von der Stadt gewünscht“, erzählt der 43-jährige Berufssoldat, der im Juli 2009 den Spatenstich setzte.

Damit startete das Projekt: Hausbau in Eigenregie. Nur bei der Elektrik, dem Estrich, der Installation und den Putzarbeiten holte er sich Hilfe. Im Oktober 2010 zog er ein. Das komplette Obergeschoss hat er seither schon wieder auseinander genommen. „Es war damals ein Fehler, günstiges Laminat zu nehmen“, erzählt er. Und auch an der ein oder anderen Stelle gibt es am Haus noch etwas zu tun.

Beim Bau hatte er damals nicht nur mit einem extrem harten Winter, sondern auch mit Dieben zu kämpfen. „Die haben mir mehrfach den Diesel aus dem Bagger gepumpt“, erinnert sich der 43-Jährige. Einmal waren sie besonders dreist und legten sich sogar einen Weg aus Holzpaletten, um trockenen Fußes zum Bagger zu kommen.

Zunächst musste Grunschel aber den Hennefer Bauhof verscheuchen. Der nutzte einen Teil des Grundstücks noch als Parkplatz. „Die Stadt hat sehr schnell Leute mobilisiert, und dann konnten wir vermessen.“ Überhaupt habe er sich direkt gut aufgehoben gefühlt. Das zeigt eine weitere Anekdote: „Schon als wir den Aushub gemacht haben, kam der Leiter der Grundschule und fragte, wie viele Kinder wir hätten, weil er ja die Plätze vorhalten müsse“, erzählt der Vater einer zehnjährigen Tochter.

Apropos Kinder, davon gebe es im Viertel sehr viele. „Das Jüngste ist gerade ein paar Wochen alt“, erzählt Grunschel. „Man kann hier die Kinder wirklich auf der Straße spielen lassen.“ Nicht nur die: Auch die ein oder andere spontane Grillparty mit den Nachbarn habe es dort schon gegeben. „Warum sollen wir uns alle in unsere Gärten verziehen?“, fragt Michael Grunschel, der eigentlich eine ganz andere Vorstellung von dem Gebiet hatte. „Dass es sich so schön entwickelt, hätte ich nicht gedacht.“ Nur der Handyempfang sei manchmal etwas schwach. Aber Grunschel ist sich sicher: „Schöner und besser kann man nicht leben.“

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