Training von Rettungshunden Die "Vermisste" hat ein Leckerchen

HENNEF · Wenn ihr das Geschirr angelegt wird, weiß Kimmy, was die Stunde geschlagen hat. Für die vierjährige Collie-Wolfshündin ist das ein sicheres Zeichen, dass sie gleich die Fährte aufnehmen muss: Eine Person ist vermisst, da ist ihre Spürnase gefragt. Gestern war es allerdings nur eine Übung, bei der Kimmy zum Einsatz kam.

 Gleich geht's los: Kimmy mit Hundeführer Reinhold Schamal.

Gleich geht's los: Kimmy mit Hundeführer Reinhold Schamal.

Foto: PAUL KIERAS

In Hennef hatte die Rettungshundestaffel "Die Mantrailer" aus Siegburg ein Treffen organisiert. Es kamen Hundeführer aus der ganzen Bundesrepublik und aus Belgien.

Reinhold Schamal und Hündin Kimmy sind von der Suchhundestaffel des Deutschen Roten Kreuzes in Augsburg gekommen. Beide drehen eine Runde entlang eines Gebäudetrakts des Carl-Reuther-Berufskollegs, damit der Hund möglichst viele Gerüche sammeln kann.

Dann nimmt das Tier die Witterung der "vermissten Person" Alexandra Trautwein anhand ihres Taschentuchs auf und zieht los. Immer an der Leine. Denn: "Es kommt ja auch vor, dass wir beispielsweise zu einem Einsatz auf Marktplätzen, in der Stadt während der Haupt-Einkaufszeit oder zu belebten Bahnhöfen gerufen werden", erklärt Oliver Muth, 1. Vorsitzender der "Mantrailer".

Damit unterscheiden sich die Personenspürhunde von den frei suchenden sogenannten Flächenhunden, die im Gelände eingesetzt werden. Außerdem verfolgen sie im Gegensatz zu ihren "Kollegen" nur einen individuellen menschlichen Geruch. Alarmiert werden die Suchhundestaffeln meist zum Aufspüren vermisster Kinder sowie dementer oder suizidgefährdeter Personen von der Polizei, die auch regelmäßig die "Einsatzreife" der Tiere überprüft.

Die Durchfallquote sei mit circa 80 Prozent sehr hoch, so Muth. Das liege meist daran, dass nicht die Hunde versagten, sondern "die Nerven am Leinenende". Oft sind die Hundeführer nach seiner Erfahrung gestresst. "Der Hund kriegt das mit, der kann den Adrenalinausstoß der Menschen riechen."

Seine Konzentration sei dahin, und auf die komme es gerade an, sagt Mareike Aumüller aus Wiehl, die ebenfalls dem Siegburger Verein angehört. In diesem Zusammenhang erklärt sie, dass keineswegs eine bestimmte Rasse besonders tauglich für die Personensuche sei. Dafür eignen sich nach ihrer Aussage alle Arten, vom Labrador bis zur lediglich sechseinhalb Kilo wiegenden Mischung aus Klein-Spitz und Mini Australian Shepherd, die sie mitgebracht hat und die auf den Namen Eni hört.

Alle Hunde sollten allerdings völlig stressresistent sein, alles um sie herum - auch andere Vierbeiner - bei der Arbeit ausschalten und förmlich den Tunnelblick bekommen können. Damit nervöse Herrchen und Frauchen die Arbeit der Hunde nicht beeinflussen, sei mittlerweile auch die Atemtechnik für die Hundebesitzer Bestand der Ausbildung, "um runter zu kommen", berichtet Muth.

Schamal bewahrt die Ruhe, obwohl eine Prüfungssituation gegeben ist. Und Kimmy findet ganz unaufgeregt nach kurzer Zeit Alexandra. Zur Belohnung gibt es von der "Vermissten" gekochtes Hühnerherz, eine Delikatesse, die auch nur nach erfolgreicher Arbeit gewährt wird. Bei Gehorsam auf Pfiff darf sich die Hündin über Lachscreme aus der Tube freuen.

Zu dem Treffen sind rund 60 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet und sogar aus Belgien angereist, um an verschiedenen Orten des Rhein-Sieg-Kreises und in Bonn mit ihren Hunden realitätsnahe Trainingssuchen nach vermissten Personen durchzuführen.

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