Kabarett in der Hennefer Meys Fabrik Das Jahr 2015 auf der „Schlachtplatte“

HENNEF · Das Quintett um Robert Griess nimmt mit bitterbösem Witz im Hennefer Kurtheater die Politik aufs Korn.

 sieg (eiu) H-Schlachtplatte Hennef Meys Fabrik Kabarett Schlachtplatte v.l.: Markus Riedinger, Jens Neutag, Robert Griess und Adrian Engels

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Foto: Ingo Eisner

„All we're saying, is give Greece a chance“ stimmten Robert Griess, Jens Neutag, das Duo „Onkel Fisch“ (Adrian Engels und Markus Riedinger) und Maria Grund-Scholer in Abwandlung der John- Lennen-Friedenshymne „Give peace a chance“ mit Blick auf die Griechenlandkrise an und schafften es sogar, das Publikum, wenn auch leise, zum Mitsingen zu animieren. Es war mal wieder Zeit für eine bitterböse Abrechnung mit allem, was im vergangenen Jahr schiefgelaufen ist, und keiner kann die Quittung für so manche, fehlgeleitete Entwicklung mit all dem Wahn- und Schwachsinn des Jahres 2015 besser präsentieren als die „Schlachtplatte“. Am Donnerstagabend gastierte das Kabarett-Quintett bereits zum vierten Mal in der Meys Fabrik.

Von A wie Afd über P wie Pegida bis hin zu T wie TTip, ob Griechenlandkrise, Fremdenfeindlichkeit oder die Flüchtlingstragödie: Der „Schlachtplatte“ war wie immer nichts heilig und eines war auch in diesem Jahr garantiert: Niemand kam ungeschoren davon, und die knapp 100 Zuschauer in der Meys Fabrik waren begeistert, als die „MS Schlachtplatte“ mit ihrer kabarettistischen Crew in See stach.

Vom sarkastischen Stand-Up-Monolog bis zur satirischen Massenszene, vom sozialkritischen Song bis zum einfachen, spaßigen Sketch – das Quintett beherrscht die Klaviatur des Kabaretts perfekt und macht das, wofür Satire eigentlich steht: anstößig sein, um Denkanstöße zu provozieren. Wenn Adrian Engels vom Duo „Onkel Fisch“ zu dem Schluss kommt, dass er in Zukunft Bio-Pelzmäntel tragen werde, weil die Robben für dieses Kleidungsstück ja mit unbehandeltem Holz erschlagen würden, kann einem das Lachen schon im Halse stecken bleiben. „Onkel Fisch“ nahm sich auch der VW-Krise an. „Niemand kann wirklich glauben, dass man mit 200 unterwegs sein kann und gleichzeitig die Umwelt schont. Alles falsche Versprechungen. Ich habe ja auch keinen Waschbrettbauch, nur weil ich Ronaldo-Fußballschuhe trage“.

Robert Griess setzte sich ausgiebig mit der Pegida-Bewegung besonders im Osten Deutschlands und der Angst vor Überfremdung auseinander. „In Sachsen gibt es nur einen verschwindend geringen Anteil an ausländischen Mitbürgern. Trotzdem wird dort aus Angst vor Überfremdung demonstriert. Das wäre genauso, als würden in Teheran Zehntausende Moslems aus Angst vor Alkohol auf die Straße gehen“, ätzte Griess. Übrigens seien große Teile der ehemaligen DDR-Bevölkerung nach dem Mauerfall laut Grieß ebenfalls Wirtschaftsflüchtlinge gewesen.

Mit Maria Grund-Scholer präsentierte das Quintett, dessen Mitglieder auch als Solo-Kabarettisten erfolgreich sind, eine scharfzüngige Frau in ihren Reihen, die während des Abends besonders mit ihrer abgedrehten Angela-Merkel-Parodie die Lacher auf ihrer Seite hatte. Grund-Scholer beendete ihren Vortrag mit einer an „Darth Vader“ erinnernden Stimme: „Ich bin eure Mutti. Ihr schafft das“, röchelte sie. Bissiger kann man ein derart ernstes Thema wie die Flüchtlingstragödie nicht auf die Schippe nehmen.

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