Streit um den Horstmannsteg in Hennef Bürger fordern zügigen Neubau

Hennef · 350 Hennefer machen ihrem Unmut über den Widerstand des BUND gegen den Neubau des Horstmannstegs Luft. Sie fordern, dass die Klage gegen die Neubaupläne zurückgezogen wird.

Dass die Hennefer das Thema „Neubau Horstmannsteg“ bewegt, zeigte sich am Mittwochabend auf dem Stadtsoldatenplatz. Rund 350 Bürger waren der Einladung des Heimat- und Verschönerungsvereins Allner gefolgt, um bei einer Informationsveranstaltung dem Argumentationsaustausch zwischen Bürgermeister Klaus Pipke und BUND-Kreissprecher Achim Baumgartner über das Für und Wider des geplanten Neubaus beizuwohnen.

Fazit: Laut Pipke sind alle Regularien bei der Planung eingehalten worden, und der Steg ist nach neuester Untersuchung derart marode, dass er eigentlich sofort geschlossen werden müsste. Baumgartner forderte indes eine neue Planung, um dem Naturschutz gerecht zu werden. Die Bürger konnten Baumgartners Beharren auf Formalien nicht nachvollziehen und riefen ihm zu: „Ziehen Sie die Klage zurück, und lassen Sie die Brücke bauen“. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Neubau des Horstmannsteges im Überblick.

Was ist der Horstmannsteg?

Der Horstmannsteg ist eine Fußgängerbrücke, die 1961 gebaut wurde und rund 1453 Bürger aus Allner sowie 1253 Bürger aus Bröl mit dem Hennefer Zentrum durch die Siegaue verbindet. Die wichtige Wegverbindung, benannt nach dem ehemaligen Hennefer Bürgermeister Rainer C. Horstmann, ist derzeit 229 Meter lang und 1,5 Meter breit. Fahrradfahrer dürfen ihre Räder über den Steg schieben.

Warum muss er neu gebaut werden?

Nach neuestem Statikergutachten ist die Tragwerkskonstruktion der Brücke mittlerweile derart marode, dass eine Sanierung nicht mehr in frage kommt. Deshalb hatte der Bauausschuss der Stadt Hennef sich bereits Ende 2015 auf einen Neubau verständigt und sich bei den vorgestellten Varianten für eine Schrägseilbrücke ausgesprochen, die 2,5 Millionen Euro kosten und zu 70 Prozent mit Fördermitteln des Landes finanziert werden soll.

Wurde eine Sanierung in Erwägung gezogen?

Ja, Möglichkeiten der Sanierung sind laut Pipke ebenfalls geprüft worden. Die Brücke sei in den vergangenen Jahren immer wieder untersucht worden. Die mittlerweile marode Statik lasse allerdings eine Sanierung, auch aus wirtschaftlichen Gründen, nicht mehr zu.

Muss der Steg noch in diesem Jahr gesperrt werden?

Das scheint sehr wahrscheinlich. Hennef Bürgermeister Klaus Pipke sagte am Mittwochabend, dass er eigentlich die Brücke aufgrund der Gutachten sofort sperren müsste. Eine endgültige Entscheidung der Stadt steht allerdings noch aus.

Wurden Umweltverbände frühzeitig beteiligt?

Ja, der BUND hat einen Sitz im Landschaftsbeirat des Rhein-Sieg-Kreises und war über den geplanten Neubau frühzeitig informiert.

Warum klagt der BUND?

Wie Achim Baumgartner, Kreissprecher des BUND am Mittwoch noch einmal bestätigte, klagt der BUND nicht „zum Spaß“. Laut Baumgartner sind die Pläne für die neue Brücke, die nicht mehr wie bisher im Bogen an gleicher Stelle, sondern als gerade Schrägseilbrücke neben dem derzeitigen Standort verläuft, ein unverträglicher Eingriff in das dortige FFH-Gebiet der Siegaue. Es handele sich um einen Neubau, der mit 3,5 Metern breiter als der bisherige Steg sei und von daher auch intensiver genutzt werde. Deshalb seien die berechneten Kompensationsflächen auch zu gering. Laut Baumgartner sind eigentlich ein Planfeststellungsverfahren und eine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig. Der BUND hatte als Alternative einen Steg entlang der Autobahnbrücke vorgeschlagen. Aufgrund der Hochwassersituation und der Tatsache, dass diese Variante keinen direkten Zugang zum Hennefer Zentrum ermöglicht, lehnen Bürger und Verwaltung diese Variante ab.

Stellt sich die Stadt mit dem geplanten Horstmannsteg gegen den Naturschutz?

Nach Auffassung von Pipke nicht. Die Eingriffe in die Natur wären bei einem Neubau geringer als bei einem Bau an gleicher Stelle. Die Brücke sei zehn Meter kürzer. Somit könnten zwei Brückenpfeiler eingespart werden. Breiter werde sie, um den heutigen Anforderungen gerecht zu werden, damit auch Radler sie befahren dürfen.

Wie sehen die Bürger die Auseinandersetzung um den Neubau?

Wie sich am Mittwoch zeigte, haben die meisten die Nase voll und wollen den Neubau, und zwar so schnell wie möglich. Die Sperrung des Steges während einer einjährigen Bauzeit sei noch akzeptabel. Die Klage des BUND, der nach ihrer Ansicht die Bürger überhaupt nicht im Blick habe, würde das Projekt auf Jahre verzögern.

Haben die Bürger außer der Stadt Fürsprecher für den Neubau?

Ja. Kürzlich wandte sich Horst Becker (Grüne), Landtagsabgeordneter und Parlamentarischer Staatssekretär im Landesumweltministerium, in einem Brief an Holger Sticht, den Landesvorsitzenden des BUND, und forderte den Landesvorstand auf, Gespräche über zusätzliche Ausgleichsmaßnahmen zu führen und die Klage zurückzuziehen. Becker äußerte Unverständnis darüber, dass eine bestehende, stark sanierungsbedürftige Brücke aus formalen Gründen nicht durch eine neue Brücke ersetzt werden soll. Hennef befinde sich in einem Haushaltssicherungskonzept und sei auf Fördermittel für einen Neubau angewiesen. „Hinzu kommt, dass es sich um eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer handelt, für die doch von allen auch aus Gründen des Naturschutzes eine gewollte, nicht-motorisierte Nahmobilität von hoher Bedeutung ist“, schreibt Becker, der den Klageweg für falsch hält. „Aus meiner Sicht entsteht entlang solcher Vorgänge eine Stimmung, die es immer schwieriger macht, für wichtige Naturschutzkonzepte zu werben. “

Wie geht es weiter?

Wie die Stadt Hennef am Donnerstag mitteilte, werden die Gespräche zwischen dem Rhein-Sieg-Kreis, dem BUND-Landesverband NRW und der Stadt Hennef zum Bau der neuen Brücke wieder aufgenommen. Christoph Schwarz, Umweltdezernent des Rhein-Sieg-Kreises, lud nach einem Telefonat mit Klaus Pipke die Vertreter des BUND und der Stadt Hennef zu weiteren Gesprächen ein.

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