Biolandwirtschaft in Hennef Biobauer setzt auf Hühnermobile

HENNEF · Wer kurz hinter Uckerath auf der B8 fährt, kann eine Entdeckung machen: zwei Hühnermobile von Biobauer Wilhelm Ellingen. 225 Stück Federvieh schlafen im einem Mobil.

 Wilhelm Ellingen füttert im Beisein seiner Ehefrau Andrea die Zwergziegen, die Greifvögel vom Gehege fernhalten sollen.

Wilhelm Ellingen füttert im Beisein seiner Ehefrau Andrea die Zwergziegen, die Greifvögel vom Gehege fernhalten sollen.

Foto: Inga Sprünken

Zwei afrikanische Kleinziegen hüpfen herum und spielen Nachlaufen. Um sie herum gackert es, scharrt es, putzt es sich – die Hühner auf einer grünen Wiese wirken fast wie in einer kitschigen Werbung. Aber sie sind echt. In jedem Hühnermobil von Wilhelm Ellingen führen 225 Stück Federvieh, zu denen immer auch drei Hähne gehören, ein artgerechtes Leben.

Drinnen sieht es aus wie in einem ganz normalen Stall. Es gibt Sitzstangen und Legebereiche, die mit Dinkelspelzen ausgepolstert sind, und auf dem Boden können die Tiere scharren. Wenn ihnen zu warm ist, ziehen sie sich dahin zurück, ansonsten picken sie tagsüber Gras im mit einem mobilen Zaun abgesteckten Gehege, wo Wannen für ein Staubbad zur Federpflege bereitstehen.

Wer kurz hinter Uckerath auf der B8 fährt, hat die zwei Hühnermobile bestimmt schon gesehen. Gerade ist ein drittes hinzugekommen. „Wir haben im Jahr 2013 ein Hühnermobil bei einer Betriebsbesichtigung kennengelernt“, erzählt der Landwirt, wie er zur Hühnerhaltung gekommen ist. Seine 60 Hekar sind überwiegend Grünland, auf zehn Hektar baut er Kleegras und Weizen als Futter an, Kartoffeln und Tretikale (eine Mischung aus Weizen und Roggen). Neben dem Federvieh gehört eine Mutterkuh-Herde mit 30 Limousin-Rindern samt Kälbern zum Biohof Ellingen.

Mindestabnahme von Fleisch: zehn Kilo

Bereits seit 1985 betreibt Wilhelm Ellingen Landwirtschaft. Vor über 15 Jahren hat er sie extensiviert, so dass die Umstellung auf Bio vor fünf Jahren für ihn ein „logischer Schritt“ war. Insbesondere die Milchkrise im Jahr 2010 hatte ihn umdenken lassen.

Er trennte sich von seinen 50 Milchkühen. „Ich wollte die Entwicklung zu 100 oder 200 Kühen nicht mitmachen“, sagt der 54-Jährige. Die Rinder sind von März bis November jeden Tag auf der Weide und im Winter im Stall auf dem Hof. Auf der hofnahen Wiese werden dann die Kälber geboren, die schon einige Monate alt sind, wenn sie auf die Außenweiden kommen. Bei der Fleischvermarktung wartet der Biobauer, bis er genug Bestellungen zusammen hat – die Mindestabnahme beträgt zehn Kilo. Dann fährt er das Tier im Hänger, den es vom Umsetzen her kennt, zu einem kleinen Schlachthof in Neustadt.

Biokiste in Süchterscheid

Bei der Vermarktung setzt er sowohl beim Fleisch als auch bei den Eiern auf Direktverkauf. Rund 280 legt jede Henne pro Jahr. Ehefrau Andrea und die beiden Kinder, Marla, fünf, und Jakob, drei Jahre, helfen beim Eiersammeln, und auch Hütehund Lotte ist dabei. Die Eier werden auf dem Biohof an der Burgstraße 18 an einem Selbstbediener-Kühlschrank-Automaten an der B8 gegenüber dem Café Kränzchen, in einer Metzgerei und der Biokiste in Süchterscheid verkauft. „Das wird gut angenommen, reich werden wir damit nicht“, erzählt der Biobauer. „Der Vorteil ist die Mobilität“, sagt er und erklärt, dass er die Ställe etwa alle zehn Tage versetzt, damit der Auslauf grün bleibt. Morgens um 10 Uhr öffnet sich automatisch die Klappe und die Tiere können ins Freie. Geschlossen wird etwa 40 Minuten nach Sonnenuntergang, wobei der Landwirt immer kontrolliert, ob nicht versehentlich ein Fuchs oder Marder mit eingesperrt wurde. Das Hühnermobil ist ansonsten so dicht, dass kein Raubtier hineingelangen kann. Gegen die Gefahr von oben – die Greifvögel – helfen je Gehege zwei Fluchttunnel sowie die Ziegen Max und Moritz, Lilo und Ben. „Die Zwergziegen arbeiten sehr effektiv“, erklärt der Landwirt. Die ständige Bewegung der Tiere verunsichere Greifvögel und halte sie besser ab als jede Vogelscheuche.

Was ihm einzig Sorge bereitet, sind die trockenen Sommer. Schon im vergangenen Jahr habe er seine Rinder zufüttern müssen, und auch aktuell habe er schon damit angefangen, sagt Ellingen. „Wir müssen jetzt schon an die Vorräte. Wenn das öfter passiert, gibt es große Einbußen“, so der Biobauer.

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