GA-Serie "Hennefer Köpfe" Bertold Morell – ein Geistinger Urgestein

Hennef · Seit Jahrzehnten liegt Bertold Morell die Brauchtumspflege seines Heimatortes am Herzen. Auf Initiative des jecken 83-jährigen Hennefers entstand der Karnevalsbrunnen auf dem Geistinger Platz.

 Jecker Hennefer: Den Keller von Bertold Morell zieren zahlreiche Karnevalsorden und ein Bild als Prinzenpaar mit seiner Frau Karin.

Jecker Hennefer: Den Keller von Bertold Morell zieren zahlreiche Karnevalsorden und ein Bild als Prinzenpaar mit seiner Frau Karin.

Foto: Franziska Jünger

Der Keller der Morells ist kein gewöhnlicher Keller. Er gleicht eher einem Museum. Kaum ein Stück Tapete ist zu erkennen, denn an den Wänden hängen von oben bis unten Orden, Urkunden und Fotos. Auszeichnungen kann man sich nicht kaufen, man muss sie sich verdienen – und das hat Bertold Morell allemal. Der 83-Jährige ist niemals müde, sich für seinen Heimatort einzusetzen. 1933 wurde er in Geistingen geboren und lebt dort bis heute – ein echtes Urgestein, bei dem Geistingen sogar noch als Geburtstort im Ausweis steht.

„Das Vereinsleben liegt mir sehr am Herzen“, sagt Morell, während er stolz seine zahlreichen Auszeichnungen zeigt. Dass sein Vorname auf vielen davon falsch geschrieben ist, stört ihn nicht weiter. Bertold ohne „h“ sei eben nicht so geläufig. Besonders sticht ein Bild ins Auge. Es zeigt ihn mit seiner Frau Karin im Jahr 1987, als das Ehepaar Prinzenpaar war. 26 Jahre lang war Morell Präsident und Vorsitzender der Grossen Geistinger Karnevalsgesellschaft (KG). Das Zepter aber blieb in der Familie. Inzwischen ist sein Sohn Christoph Präsident der KG. Und auch, nachdem er 1996 seinen Vorsitz abgab, mischt Morell noch immer reichlich mit, inzwischen als Ehrenpräsident. In der langen Zeit hat sich einiges verändert im Karneval – und nicht nur zum Positiven, wie Morell findet. „Für mich ist das inzwischen eine Konzertveranstaltung. Kaum noch einer geht in die Bütt.“

Aber der Karneval ist bei Weitem nicht der einzige Bereich, in dem sich der Geistinger engagiert. 1962 bis 1966 war er Vorsitzender des inzwischen nicht mehr existenten Junggesellenvereins in Geistingen und wurde 1965 mit seiner Frau Maikönigspaar. Als langjähriger Vorsitzender und inzwischen Ehrenvorsitzender des Fördervereins der sieben Ortsvereine in Hennef unterstützte er aktiv die Brauchtumspflege im Ort. „Der Karnevalsbrunnen ist zum Beispiel auf meinem Mist gewachsen“, erzählt Morell. Dieser Brunnen prägt inzwischen das Bild am Geistinger Platz, dem Zentrum des Ortsteils. 42 000 D-Mark und Sachspenden sammelte der 83-Jährige damals, um dieses Projekt zu verwirklichen. Dass Morell gleichzeitig auch Mitglied im Rat und Verkehrsausschuss der Stadt Hennef war, traf sich gut und führte dazu, dass er eine komplette Neugestaltung des Platzes durchsetzen konnte.

Von seinem Haus an der Bonner Straße sind es nur wenige Meter bis zum Zentrum des ältesten Ortsteils von Hennef. Hier schaut er regelmäßig nach dem Rechten, denn Unbekannte hatten die Narrenfigur auf dem Brunnen in der Vergangenheit bereits beschädigt. Und auch eine weitere Neuerung geht auf Morells Engagement zurück: der Geistinger Kreisel. Morell war sich dabei nicht zu schade, noch einmal Klinken zu putzen, Geld zu sammeln und die Menschen von seinem Ziel zu überzeugen, dass Geistingen einen bepflanzten Kreisverkehr bekommen soll. Und so kam es nach akribischer Planung dann auch. Die sieben Stehlen auf dem Kreisel symbolisieren die sieben Hennefer Ortsvereine.

All das leistete der gelernte Motorenschlosser bis zu seinem Ruhestand 1996 neben seinem Außendienst zunächst als Monteur für Lastwagen und Omnibusse und später als Kundendiensttechniker für Brandschutz bei der Firma Iveco. „Genau wie im Vereinsleben konnte ich da Leuten helfen“, blickt Morell zufrieden zurück. Und das tut er bis heute. Bekannten und Freunden repariert der 83-Jährige bisweilen die kaputten Fahrräder. Die Gesundheit macht das bisher alles mit: „Ich habe natürlich die normalen Wehwechen, aber damit muss man leben.“ Und warum das alles? „Ich mache das für Geistingen. Wir waren immer ein geselliges Völkchen.“

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