Neuer Trendsport auf der Sieg Bernhard Bellinghausen will Stand-up-Paddling in der Region populär machen

HENNEF · Bernhard Bellinghausen, genannt Barns oder Obarns, gehört zu den Menschen, die in ihrem Leben wahrscheinlich mehr Flipflops verschleißen werden als geschnürte Lederschuhe. Der Hennefer lebt nämlich am liebsten am und auf dem Wasser. Und weil die Sieg zwar nicht so schöne Wellen hat wie der Atlantik und auch nicht so herrlich warm ist wie der Südpazifik, aber immerhin ein Gewässer ist, brachte der 44-Jährige von seinen Reisen etwas mit an den Fluss, was dennoch dort möglich ist: die Sportart Stand-up-Paddling, kurz SUP.

 "Ich war eigentlich immer unterwegs, immer auf der Suche nach guten Wellen", sagt Bernhard Bellinghausen.

"Ich war eigentlich immer unterwegs, immer auf der Suche nach guten Wellen", sagt Bernhard Bellinghausen.

Foto: Antonia Clausen

Langsam taucht das Paddel ins Wasser. Mit einer gleichmäßigen Bewegung zieht "Barns" es an seinen aufgerichteten Oberkörper heran. Das Brett gleitet durchs Wasser. Es ist ruhig an diesem Frühsommertag auf der Sieg. Wieder taucht das Paddel ins Wasser, still steht der Mann auf dem Board und genießt.

"Früher bin ich auf der Sieg, an der Allnerer Brücke, auch gesurft. Das ging aber nur ein-, zweimal im Jahr. Eigentlich ist die Sieg für SUP wie gemacht", erzählt der Familienvater. Bis dahin hatte er auf dem Wasser schon fast alles ausprobiert, was mit Brettern möglich ist. Mit elf Jahren brachte sein Vater ihm das Windsurfen bei. Barns baute danach seine eigenen Windsurfboards, stand mit 16 auf dem Wellenreiter. "Ich war eigentlich immer unterwegs, immer auf der Suche nach guten Wellen."

Nach dem Abi 1990 flog er mit seinem ersten selbst gebauten Wellenreiter nach Bali - "beim ersten Ritt brach mir die Finne ab" -, 1996 buchte er einen Sprachkursus in Costa Rica und lernte in der Sprachschule Mike Jucker kennen. Auch der Schweizer war begeisterter Surfer und nahm Barns mit zu den schönsten Plätzen des mittelamerikanischen Staates.

Durch den mehrfachen Windsurf-Weltmeister Robby Naish inspiriert, stellte sich Barns mit seinem Kollegen Bernd Felsing wenig später das erste Mal auf ein SUP auf der Sieg. "Wir nahmen uns einen alten Windsurfer, verlängerten ein Paddel, und los ging's." Zeitgleich gründete er mit Mike, der auf Hawaii geblieben war und bis heute dort lebt, ein eigenes Label "Jucker Hawaii". Anfangs sei es ihnen um hawaiianische Klamotten gegangen, aber sehr schnell entdeckten beide, dass Stand-up-Paddling für Deutschland wie gemacht ist. "Ausschlaggebend für die Entwicklung der eigenen Form war ein Treffen in China mit einem durchgeknallten Hawaiianer, dem ich erklärte, dass ich für Europa ein spezielles SUP für Flachwasser brauche. Er baute es." Und so kam eins zum anderen: "Jucker Hawaii" Bretter, der erste Online-Laden wurde gegründet, das erste deutsche Stand-up-Paddling-Magazin kam heraus.

2010 riefen Barns und Kollegen zum 1.SUP-Fun-Contest auf der Sieg auf. Der zweite folgte, immer mehr Wassersportler zogen nach. Ob es an Barns, seinen langen Haaren und der entspannten Ausstrahlung oder an der durchdachten Form der Produkte liegt, die die beiden Männer produzieren: Fest steht, SUP hat sich europaweit etabliert, seit ein paar Jahren gibt es Meisterschaften auf deutschen Baggerseen und im Hamburger Traditionsschiffhafen Hafencity. Barns: "Dieser Sport ist einfach herrlich schnell zu lernen, das macht ihn so attraktiv."

Während Deutschland auf der SUP-Welle surft, sind Barns und seine Kollegen schon wieder dran an der nächsten Entwicklung: Longboards, eine spezielle Art von Skateboard, für die Straße. "Auf denen lässt sich herrlich fahren", so der 44-Jährige. Eine weltweit bekannte Firma trat zwecks gemeinsamer geschäftlicher Beziehungen deshalb gerade an ihn heran. Die weiteren Verhandlungen sollen in Kürze aufgenommen werden.

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