Kurhausstraße in Hennef Außenwohngruppe der Villa Mamaya lebt im ehemaligen Pfarrhaus

HENNEF · Wo einst evangelische Pfarrer sowie ein Kantor residierten lebt nun eine Außenwohngruppe der Villa Mamaya. GA-Mitarbeiter Ingo Eisner hat sie besucht.

 Freude über das Domizil (von links): Elias und Jemina Herzner, Claudia Barion, Helmut Scheid sowie Niko Herzner und Tabea Herzner (kletternd) im Spiel- und Bewegungsraum der Wohngruppe.

Freude über das Domizil (von links): Elias und Jemina Herzner, Claudia Barion, Helmut Scheid sowie Niko Herzner und Tabea Herzner (kletternd) im Spiel- und Bewegungsraum der Wohngruppe.

Foto: Ingo Eisner

Großzügig gestaltet, aber auch freundlich und hell sind die Räume der Doppelhaushälfte an der Kurhausstraße. Dort, wo einst evangelische Pfarrer sowie ein Kantor residierten, ist seit dem vergangenen November eine Außenwohngruppe der Villa Mamaya untergebracht. Die Institution mit Hauptsitz an der benachbarten Beethovenstraße kümmert sich in Hennef seit 2011 um alleinerziehende Mütter, die aufgrund ihrer traumatischen Erlebnisse nicht in ihrem Lebensumfeld bleiben können.

Da der Bedarf sehr groß ist, war es fast ein Wink des Schicksals, dass die Evangelische Kirchengemeinde für die Doppelhaushälfte einen Nachmieter suchte, nachdem der ehemalige Kantor weggezogen war. Seit November wohnen nun drei Mütter und vier Kinder auf 190 Quadratmetern Wohnfläche in dem ehemaligen Pfarrhaus als Wohngemeinschaft. „Wir wollten nicht marktwirtschaftlich denken, sondern unserer sozialen Verantwortung als Kirche gerecht werden“, sagte Helmut Scheid, Kirchbaumeister der Evangelischen Kirchengemeinde Hennef.

Da in der anderen Doppelhaushälfte Pfarrer Niko Herzner mit seiner Familie wohnt und die anderen Mitglieder des Pfarrteams die Räumlichkeiten der zweiten Doppelhaushälfte nicht benötigten, wurden in einer Arbeitsgruppe Ideen entwickelt, wie sich die Fläche vermieten lässt. „Da gab es mehrere Vorschläge, von einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung bis hin zu einer Unterkunft für Flüchtlinge“, erinnert sich Scheid.

Schließlich kam die Villa Mamaya ins Gespräch. Scheid nahm Kontakt mit Claudia Barion, Psychologin und Leiterin der Villa Mamaya, auf. „Um ehrlich zu sein, zu einer Besichtigung des Hauses ging ich zunächst aus reiner Neugier und nicht, weil wir echte Pläne hatten, die Villa Mamaya zu erweitern. Eine Doppelhaushälfte konnte ich mir zunächst nicht für uns vorstellen“, erinnert sich Barion.

"Ein kleines Schlösschen"

Bis sie das Haus von innen sah. „Diese Doppelhaushälfte ist ein kleines Schlösschen“, sagte Barion. Es handelt sich um großzügig gestaltete und lichtdurchflutete Räume im Erdgeschoss, eine Küche, ein großes Badezimmer, auf der ersten Etage für jede Mutter ein eigenes Zimmer und für die Kinder im ausgebauten Dachgeschoss ebenfalls eigene Räumlichkeiten. Im Keller gibt es sogar einen Spiel-und Bewegungsraum, zudem einen Garten und Balkone.

Ein Umfeld also, in dem sich die Frauen mit ihren Kindern wohlfühlen und von Mitarbeitern des Villa Mamaya-Teams so lange umsorgt werden, bis sie wieder eigenständig leben können. Für den Einzug der Außenwohngruppe der Villa Mamaya hatte Pfarrer Stefan Heinemann sogar auf den einigen Raum verzichtet, der in der Doppelhaushälfte von ihm genutzt wurde. Er zog mit seinem Amtszimmer in das alte Kantorenbüro um.

Im Haupthaus der Villa Mamaya an der Beethovenstraße sind auf 250 Quadratmetern in Appartements und Wohnungen derzeit 13 Mütter und sieben Kinder untergebracht und werden von 40 Mitarbeitern rund um die Uhr umsorgt. „Wir bekommen täglich Anfragen für freie Plätze, deshalb war das Angebot der Evangelischen Kirche, im ehemaligen Pfarrhaus eine Außenwohngruppe einzurichten, auch großartig“, sagte Barion. Weiter vergrößern soll sich die Einrichtung allerdings nicht. Ziel sei laut Barion die „Eins–zu -eins-Betreuung“. „Wir sind für diese Mütter und Kinder wie eine Familie.“

Auch Pfarrer Niko Herzner zeigte sich begeistert von seinen neuen Nachbarn. „Wir erleben hier liebevolle Mütter in einem Umfeld, in dem sie, trotz ihrer traumatischen Erlebnisse, ganz normal leben können“, sagte Herzner. Dazu gehört auch, dass es keinen Begrenzungszaun zu seinem Garten gibt. „Den haben wir bereits vor Jahren entfernt. Stattdessen gibt es ein Kaninchengehege, in dem das Kaninchen 'Zeuss' wohnt“, sagte Herzner.

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