Fahrradklimatest ADFC sieht Nachholbedarf in Siegburg und Hennef

SIEGBURG/HENNEF · Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) fordert Verbesserungen für Radler in Siegburg und Hennef - vor allem in den Innenstädten. Dort gibt es einige Hindernisse für den Radverkehr.

 Sigurd van Riesen und Peter Lorscheid radeln auf der viel befahrenen Frankfurter Straße.

Sigurd van Riesen und Peter Lorscheid radeln auf der viel befahrenen Frankfurter Straße.

Foto: Ingo Eisner

Beim aktuellen Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) haben sowohl Siegburg als auch Hennef bestenfalls mittelprächtig abgeschnitten. Was sind die Ursachen? Der ADFC Bonn/Rhein-Sieg hat jetzt die Ergebnisse für beide Städte separat aufbereitet. Der Tenor: Trotz positiver Ansätze beim Radverkehr ist noch viel Luft nach oben.

Wie berichtet, haben bei dem Fahrradklimatest bundesweit rund 120.000 Teilnehmer ihre Kommunen in punkto Fahrradfreundlichkeit mit Schulnoten bewertet. Im Rhein-Sieg-Kreis gehören Lohmar und Troisdorf zu den Besten. Die Nachbarstadt Siegburg fällt im Ergebnis deutlich ab: Mit der Gesamtnote 4,09 landete die Kreisstadt nur auf Platz 293 von 364 in der Kategorie der Städte von weniger als 50.000 Einwohnern. Gegenüber dem Fahrradklimatest 2014 bedeutet das keine signifikante Verbesserung oder Verschlechterung. ADFC-Kreissprecher Peter Lorscheid hob bei der Ergebnisanalyse in den Räumen der Verbraucherzentrale aber hervor, dass die Zahl der Teilnehmer deutlich gestiegen sei: von 66 im Jahr 2014 auf 141.

Was in Siegburg die Schwachstellen sind? Dazu zählt der ADFC die Erreichbarkeit des Stadtzentrums, aber auch Hindernisse auf Radwegen, die das Radfahren letztlich unattraktiv machten. So zum Beispiel auf dem Radweg auf der ehemaligen Trasse der Aggertalbahn. Dort störten die Drängelgitter, so Sebastian Gocht, Sprecher der Siegburger ADFC-Ortsgruppe. Diese ergeben aus Sicht des Verbandes keinen Sinn. Dass es auch anders gehe, zeige der Radweg auf der alten Bröltalbahntrasse in Beuel. Dort gibt es diese Hindernisse nicht, und an einer Stelle hat der Radverkehr sogar Vorfahrt gegenüber dem Autoverkehr.

Die Stadt Siegburg hat die Gitter im Winter – da war die Befragung schon abgeschlossen – probehalber abmontiert. Zwischenzeitlich stellte sie einige Sperren aus Sicherheitsgründen aber wieder auf.

Radfahren in Siegburger Fußgängerzone verboten

Ein weiterer Knackpunkt: Radfahren in der Fußgängerzone. Offiziell ist es verboten. Die Stadt toleriert es aber, sofern Fahrradfahrer niemanden gefährden. „Das ist unbefriedigend, weil es keine Rechtssicherheit schafft“, moniert Sebastian Gocht. „Es versteht niemand, dass bis 11 Uhr Lieferverkehr in der Fußgängerzone zugelassen ist, man den Radverkehr dort aber ausschließt.“ Dass dieses Thema die Siegburger Radfahrer bewege, zeige das Ergebnis der Befragung: Dort hatten die Teilnehmer Gelegenheit, persönliche Anmerkungen zu machen. 76 nutzten dies laut Gocht. 38 äußerten sich demnach zur Fußgängerzone, wovon 36 die jetzige Regelung kritisierten.

Mehr Abstellmöglichkeiten am ICE-Bahnhof, mehr Fahrradstraßen parallel zu den Hauptverkehrsachsen – das sind weitere Forderungen des ADFC zu Siegburg. Dort steht das Ergebnis des Fahrradklimatests auf der Tagesordnung im nächsten Planungsausschuss am 19. Juni.

Auch in Hennef ist die Zahl der Teilnehmer beim Fahrradklimatest gestiegen: von 81 im Jahr 2014 auf 201. Die Stadt liegt im Ergebnis fast gleichauf mit Siegburg: Note 4,08, Platz 291 von 364. „Leider konnte die erst kürzlich in Kraft getretene Freigabe der Hennefer Fußgängerzone für Radfahrer und die Aufstellung von insgesamt 50 Rad-Abstellanlagen nicht mehr in die Bewertung einfließen“, sagte der Hennefer ADFC-Ortsgruppensprecher Sigurd van Riesen.

Hennef: Frankfurter Straße ist das Hauptproblem

Zwar schnitt Hennef bei den Themen Infrastruktur und Radverkehrsnetz sowie die Erreichbarkeit des Zentrums mit dem Fahrrad recht gut ab. Allerdings werde laut van Riesen viel zu wenig für das Radeln geworben, der Komfort der vorhandenen Radwege lasse zu wünschen übrig, und auch die Sicherheit sowie die Breite der Radwege sei bei den Befragten mit den schlechtesten Noten bewertet worden. Hindernisse auf Radwegen wie zahlreiche Poller führten ebenfalls zu Bewertungen mit den Noten fünf und sechs.

Peter Lorscheid: „In Hennef muss vor allem die Situation in der Stadtmitte dringend verbessert werden.“ Dies könne nur gelingen, wenn auf der Frankfurter Straße der Kraftfahrzeugverkehr in Menge und Geschwindigkeit wirksam reduziert werde, damit ein problemfreier Mischverkehr von Autos und Radlern möglich werde.

Zwar können die Radler auch die Gehwege entlang der Frankfurter Straße nutzen, müssen sich dann aber mit ihrer Geschwindigkeit den Fußgängern anpassen. „Die Frankfurter Straße bleibt das Hauptproblem“, so van Riesen.

Nach wie vor gibt es von den Radlern die Forderung, die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der Frankfurter Straße von 50 auf 30 Stundenkilometer zu reduzieren. „Die Stadt sollte sich mit dem Landesbetrieb Straßen an einen Tisch setzen und ein neues Konzept für die Frankfurter Straße erstellen“, sagte van Riesen. „Hennef hat als junge Sportstadt noch viel Potenzial für Radler. Die Note 3,5 sollte für den nächsten Fahrradklimatest 2018 das Zwischenziel sein“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort