Denkmalbeauftragter der Stadt Die Geschichte Hennefs liegt Helmut Fischer am Herzen

Hennef · Seit Jahrzehnten bringt der Hennefer Denkmalbeauftragte Helmut Fischer den Bürgern ihre Heimat näher. Mehr als 30 Jahre war er Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins Stadt Blankenberg.

Idyllisch gelegen ist das Haus von Professor Helmut Fischer an der Attenberger Straße vor den Stadtmauern der mittelalterlichen Stadt Blankenberg. Fischer, am 5. September 1934 in Geistingen geboren, lebt dort seit Jahrzehnten mit seiner Ehefrau. Die Bibliothek des 82-jährigen Heimatforschers und Germanistik-Professors im Ruhestand strotzt vor Büchern, darunter auch einige seiner Abhandlungen.

Wer etwas über die Geschichte und Entwicklung Hennefs oder Stadt Blankenbergs, aber auch über sprachliche Phänomene, über Mundart, über Sagen oder die Wirkungsgeschichte von Volks-, Kinder- und Jugendliteratur erfahren möchte, wird mit Sicherheit fündig, wenn er seine zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen liest. „Ich weiß gar nicht so genau, wie viele Bücher mittlerweile von mir veröffentlicht worden sind, aber es müssten 50 bis 60 sein“, sagt Fischer.

„Die Heimatforschung ist mein Hobby“. Als Sohn eines Schlossers zur Welt gekommen, begeisterte sich Fischer bereits während seiner Schulzeit für die deutsche Sprache, für Geschichte und für Heimatkunde. „Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es kaum Möglichkeiten zu studieren. Wer hatte denn damals schon das Geld?“. Sein Bruder und er schafften es trotzdem. Fischer ließ sich von einem Vikar in Latein unterrichten, lernte später am Siegburger Gymnasium sogar Griechisch und begann nach seinem Abitur 1957 in Bonn sein Studium der Geschichte, Philosophie und Sprachwissenschaften.

Geschichte liegt ihm am Herzen

Parallel dazu studierte er noch an der Pädagogischen Akademie Bonn auf Lehramt und war nach seinem Abschluss von 1960 bis 1964 Volksschullehrer in Stadt Blankenberg. Während dieser Zeit studierte er weiter Germanistik und Geschichte, wurde nach seinem Abschluss wissenschaftlicher Assistent an der Pädagogischen Hochschule in Bonn und verfasste 1967 seine Doktorarbeit, die sich mit den sprachpsychologischen Phänomenen von Flurnamen des damaligen Siegkreises beschäftigte. Nach seiner Habilitation 1972 wurde Fischer Professor für Germanistik und Literaturwissenschaft an der damaligen Gesamthochschule Essen und ging dieser Aufgabe bis zu seinem Ruhestand 1996 nach.

Zwar hat er sich mit vielen Themen in den vergangenen Jahrzehnten beschäftigt. Die Geschichte seines Heimatortes Stadt Blankenberg und der Stadt Hennef liegt Fischer aber am Herzen. „Ich möchte die Menschen für ihre eigene Umgebung begeistern“, sagt Fischer. Seit 70 Jahren ist der Vater von zwei erwachsenen Söhnen Mitglied im Heimat- und Verkehrsverein Stadt Blankenberg, dessen Vorsitzender er mehr als 30 Jahre war. Neben der Sicherung und Pflege von Kulturgütern unterstützt der Verein denkmalpflegerische Bemühungen wie die Restaurierung von Baudenkmälern. Die Umgestaltung des Turm-Museums im Katharinenturm, das Fischer einige Jahre leitete, wurde auf seine Initiative hin in Angriff genommen.

Ehrenvorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins

Mittlerweile ist Fischer Ehrenvorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins. Seit 1983 ist er ehrenamtlicher Denkmalbeauftragter der Stadt Hennef und ließ sich sogar im Frühjahr für weitere fünf Jahre in dieses Amt berufen. „Ich muss halt sehen, wie lange ich das alles in meinem Alter noch machen kann, aber ich fühle mich gut“, sagt Fischer.

Den eigenmächtigen Abriss der Ungers-Villa, der in diesem Jahr die Gemüter erhitzte, muss der Denkmalbeauftragte kritisch sehen. „Das ist schon eine Schande. Mit dem Abriss dieses Gebäudes hat die Stadt einen Teil ihres Gesichtes verloren“, sagt Fischer. Dass er sich auch weiterhin um die Geschichte Hennefs und Stadt Blankenbergs kümmern wird, steht außer Frage. Ohne Helmut Fischer würden viele Hennefer nach wie vor nur wenig über die Entwicklung ihrer Stadt wissen.

Und auch die Geschichte des in Stadt Blankenberg geborenen Arbeiterphilosophen Josef Dietzgen wäre ohne den Forschergeist Fischers und seine akribische Recherche so nicht bekannt geworden. Derzeit arbeitet er an der demokratischen Entwicklungsgeschichte Uckeraths nach der deutschen Revolution 1848 und versucht, die Hintergründe rund um das Kloster Zissendorf zu beleuchten, das 1247 gegründet wurde und seit 1960 eine Suchtklinik für alkoholabhängige Frauen beherbergt. „Da gibt es noch viel zu tun, weil über die Geschichte des Klosters nur wenig bekannt ist“, sagt Fischer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort