Buchvorstellung in Hennef 100 Interviews für Buch über die Hennefer Realschule

Hennef · Die Henneferin Erika Rollenske hat ein Buch über die Geschichte ihrer Schule geschrieben. Am Dienstag stellt sie ihr Werk in der Aula der Schule vor.

 Im Arbeitszimmer: Erika Rollenske und ihr neues Buch „Geschichte und Geschichten“ über die Hennefer Kopernikus-Realschule.

Im Arbeitszimmer: Erika Rollenske und ihr neues Buch „Geschichte und Geschichten“ über die Hennefer Kopernikus-Realschule.

Foto: Ingo Eisner

Bei Erika Rollenske stapeln sich im Flur die Kartons. Über den Inhalt freut sie sich sehr, denn es sind die druckfrischen Exemplare ihres Erstlingswerkes „Die Kopernikus-Realschule Hennef – Geschichte und Geschichten“, die sie gerade auspackt. „Das Buch ist vor ein paar Tagen erschienen. Als die ersten Kartons kamen, war ich sehr aufgeregt“, sagt die 72-Jährige, die zwischen 2001 und 2011 die Hennefer Kopernikus-Realschule leitete. 2016 kam ihr die Idee, ein Buch über die Schule zu schreiben, die 1962 gegründet wurde und am 30. Juni 2018 ihre Tore schließen wird. Statt dieser Schule, die seit 2013 ausläuft, wird dort künftig die Gesamtschule Hennef-West residieren. Reichlich Recherchearbeit war mit dem Projekt verbunden, denn Rollenske wollte nicht nur einfach die Geschichte der Schule nacherzählen, sondern Zeitzeugen zu Wort kommen lassen. Dafür führte sie 100 Interviews mit ehemaligen Schülern, Lehrern, Hausmeistern, um mit deren, aber auch ihren eigenen Erinnerungen ein lebendiges Buch zu gestalten.

„Die Realschule soll nicht in Vergessenheit geraten“, sagt Rollenske. Der Einband ist wie ein Klassenbuch gestaltet, denn Rollenske hat sich durch „Berge von Klassenbüchern“ gearbeitet. „Damit ich die nicht mit nach Hause nehmen muss, habe ich den Hausmeister gebeten, mir im Keller der Schule einen Raum mit Tisch und Stuhl einzurichten, damit ich dort arbeiten kann“, erinnert sich die Autorin. Auf 384 Seiten, die mit Fotos aus dem Schularchiv illustriert sind, finden sich viele Geschichten und Anekdoten.

Natürlich widmet sich Rollenske auch pädagogischen Zielen und der Entwicklung einer Schule, die sie aktiv mitgestaltete. Großen Wert legt sie allerdings auf die Geschichten weiterer Akteure. Dazu gehören nicht nur ehemalige Schüler, sondern auch die Karnevalsgesellschaften und andere Vereine, die die große Aula der Schule über viele Jahre als Veranstaltungsort nutzten. Für ihre Interviews diente ihr das Aufnahmegerät ihres Smartphones als Hilfsmittel. Dabei wurde fast Vergessenes zu Tage gefördert. In den 1960er Jahren habe es den bisher einzigen Schülerstreik an der Schule gegeben. „Es ging um die Wiederholung einer Abschlussklausur in Englisch. Der Schulleiter hatte den Jungs zunächst zugesagt, dass sie sich für die Nacherzählung einer Geschichte Notizen machen dürfen. Die Mädchenklasse wusste davon nichts und hat die Prüfung ohne Notizen abgelegt. Aus Gerechtigkeitsgründen sollte die Klausur wiederholt werden, weil sich der damalige Schulleiter Hugo Burkhart nicht an seine Zusage gegenüber den Jungs erinnern konnte“, so Rollenske. Die Jungs hätten daraufhin gestreikt, sich auf dem benachbarten Blocksberg versammelt und wären zur Wiederholungsklausur nicht erschienen. Als den Schülern der Abschluss aberkannt werden sollte, hätten sich laut Rollenske die Eltern eingeschaltet. Als Kompromiss wäre die Klausur dann doch noch wiederholt worden.

Ergreifend sind die von Rollenske anonymisierten Geschichten wie die Schilderungen eines Schülers, der die siebte Klasse zwei Mal wiederholen und die Schule verlassen musste. „Er hat später seinen beruflichen Weg gemacht, aber für ihn war das eine Geschichte des Scheiterns, die ihn noch heute bewegt“, sagte Rollenske. Oder der Junge mit Migrationshintergrund, der nicht sticken wollte, dafür eine schlechte Note kassierte und für die Versetzung in die Nachprüfung musste, für die er in seiner türkischen Heimat sechs Wochen lang während der Sommerferien mit der Mutter das Sticken übte und dann so gerade bestand. Das Buch ist randvoll mit solchen Geschichten. Zu zwei Dritteln hat Rollenske das Projekt selbst finanziert. Unterstützt wurde sie vom Planungsteam der Gesamtschule Hennef-West mit einer Spende über 3000 Euro.

Am Dienstag, 24. April, wird sie das Buch ab 19.30 Uhr in der Aula der Realschule präsentieren. Der Eintritt ist frei. „Das wird keine reine Lesung, denn das Publikum kann sich gerne beteiligen und mir Erinnerungen mitteilen, die nicht im Buch stehen“. Das Buch ist in einer Auflage von 1000 Stück erschienen und zum Preis von 18 Euro im Buchhandel erhältlich.

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