Trauerhallen in Swisttal Gemeinde will Friedhofskapellen abreißen

SWISTTAL-BUSCHHOVEN · Gemeinde Swisttal will Trauerhallen nach und nach aufgeben. Aus Buschhoven kommt Kritik.

Über ein paar Eimer weiße Farbe würde sich das Gebäude in der Platzmitte sicherlich freuen. Auch das Metallkreuz auf dem Dach der Buschhovener Friedhofskapelle mutet ein wenig windschief an. Ein Fall für die Abrissbirne ist die Trauerhalle im 3244-Seelen-Ort aber noch lange nicht, findet Herbert Buhl aus Buschhoven.

Dass das eingeschossige Gebäude - so wie vier weitere Friedhofshallen im Swisttaler Gemeindegebiet - aus Kostengründen aufgegeben oder abgerissen werden soll, kann der bekennende Christ und Kirchgänger nicht verstehen. "Ich weiß nicht, ob die Abrisskosten im Verhältnis zu den Unterhaltungskosten stehen", meint der 74-Jährige im Gespräch mit dem GA.

Zwar hat der Swisttaler Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschuss das im Juni 2012 beschlossene Ende für den Buschhovener Ort des Abschieds erst für das Jahr 2018 vorgesehen, doch Buhl ärgert sich massiv, dass die kleine Kapelle weichen soll. "Alle im Ort haben damals gesammelt", weiß der Ruheständler.

Bevor die Halle Anfang der 70er Jahre in der Friedhofsmitte entstand, seien Verstorbene noch in den Häusern aufgebahrt worden. Doch dann entstand im Marienwallfahrtsort der Wunsch, eine Friedhofskapelle zu bauen. Nachdem die Buschhovener das Geld zusammen hatten, packten sie bei den Bauarbeiten kräftig an. "Viele Leute wissen noch gar nicht, dass die Halle abgerissen werden soll", sagt Buhl.

Aus Sicht der Gemeinde steht den Instandhaltungs- und Sanierungskosten für die Friedhofshallen in Swisttal nur eine geringe Nutzung gegenüber. Beispiel Buschhoven: "In den Jahren 2011 bis 2013 variierte die Nutzung der Halle zwischen elf und 17 Nutzungen im Jahr", sagt Bernd Kreuer, Pressesprecher der Gemeinde Swisttal, auf Anfrage.

Die Friedhofshalle in Heimerzheim, die in den vergangenen Jahren aufwendig renoviert wurde, soll ebenso erhalten werden wie die in Ludendorf. Während das Kapellchen in Odendorf bereits 2013 weichen musste, legt das Friedhofshallenkonzept den Abriss in Morenhoven für 2014 fest. In Miel sollen die Bagger 2017 anrollen, in Buschhoven 2018 und in Ollheim 2020. Das Konzept soll die stetig steigenden Kosten im Friedhofswesen eindämmen, erklärt Kreuer. Dazu kommen anfallende Sanierungskosten: Allein die Dacherneuerung am Odendorfer Kapellchen hätte 8000 Euro verschlungen.

Ferner trage der von der Verwaltung erarbeitete Plan den "gesellschaftlichen Veränderungen bezüglich der Bestattungsform" Rechnung, sagt der Pressesprecher. "Von den Bürgern werden verstärkt Beisetzungen in Urnenwänden oder Urnengräbern in Anspruch genommen." Weiterhin würden Beerdigungen in Friedwäldern und Urnenfeldern verstärkt nachgefragt. Mehr als die Hälfte der Bestattungen erfolgten heutzutage per Urne. Nicht zuletzt böten die Bestatter eigene Aufbewahrungsmöglichkeiten an.

Mit den Worten "Ich habe Ihnen nichts anderes anzubieten als Blut, mühsame Arbeit, Tränen und Schweiß", einem Zitat aus dem Munde von Winston Churchill, hatte Swisttals Bürgermeister Eckhard Maack Ratsmitglieder und Zuhörer in der Debatte zum Gemeinde-Etat 2013 auf die sukzessive Schließung von Friedhofskapellen sowie weitere Einsparungen eingeschworen. Herbert Buhl hofft indes, dass das Aus für die Buschhovener Trauerhalle doch noch vermieden werden kann. "Die Bürger haben sie teilweise selbst erbaut, sie sind aber nicht gefragt worden, ob sie abgerissen werden soll", so Buhl.

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