Wiedereröffnung im Frühjahr 2020 Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ wählt Vorsitzende

Rhein-Sieg-Kreis · Der Förderverein der Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ hat Elisabeth Winkelmeier-Becker zu seiner neuen Vorsitzenden gewählt. Im Frühjahr 2020 soll das Haus neu eröffnet werden.

 Gedenkstätte Landjuden an der Sieg: Der Veranstaltungsraum steht weiter zur Verfügung, das alte Fachwerkhaus wird derzeit umgebaut.

Gedenkstätte Landjuden an der Sieg: Der Veranstaltungsraum steht weiter zur Verfügung, das alte Fachwerkhaus wird derzeit umgebaut.

Foto: Nicolas Ottersbach/NICOLAS OTTERSBACH

Es war seit 1919 im Besitz der Familie Seligmann, seit 1994 dokumentiert es das jüdische Leben an der Sieg: Das 200 Jahre alte Fachwerkhaus, das der jüdische Altwarenhändler Max Seligmann einst bewohnte, wird zurzeit saniert und die Ausstellung neu konzipiert. Bevor die Gedenkstätte des Rhein-Sieg-Kreises wieder öffnet, geht einer von Bord, der fast 30 Jahre an der Spitze des Fördervereins Gedenkstätte Landjuden an der Sieg gestanden hat: Michael Solf trat am Mittwochabend nicht zur Wiederwahl an und wurde bei der Mitgliederversammlung des Fördervereins für sein jahrzehntelanges Engagement geehrt und zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Auch der langjährige Zweite Vorsitzende Harald Eichner trat nicht mehr an.

Landrat Sebastian Schuster würdigte Solfs Verdienste mit den Worten: „In all den Jahren hat sich Michael Solf auf politischer Ebene – auch gegen viele Widerstände – immer dafür eingesetzt, dass die ‚freiwillige Aufgabe Gedenkstätte‘ mit den nötigen finanziellen Mitteln ausgestattet wurde und die entsprechende Aufmerksamkeit in den politischen Gremien erhielt. Für das beharrliche Engagement und den Enthusiasmus, mit welchen Michael Solf sich dieser Aufgabe gewidmet hat, gebührt ihm großer Dank.“

Claudia Arndt, Kreisarchivarin und Geschäftsführerin des Vereins, informierte über den Fortgang der Sanierungsarbeiten. Die Arbeiten, die seit 24. Januar 2017 laufen, hätten gezeigt, dass der Boden im Ausstellungsraum und die Wände marode seien, sagte sie und präsentierte ein Foto. Es hätten neue Balken eingesetzt werden müssen, was die Arbeiten erheblich verzögert habe.

Das Gebäude ist inzwischen aufwendig gesichert und wiederhergestellt worden. Die Malerarbeiten im Inneren des Hauses werden nach Angaben des Kreises noch im November fertiggestellt. Die Arbeiten an der Elektrik laufen ebenfalls. Im Anschluss wird dann die Heizung eingebaut. Bis Ende dieses Jahres sollen alle Maßnahmen am Haus abgeschlossen sein. Im Februar/März 2020 werden dann noch Drainagearbeiten vor dem Gebäude durchgeführt.

 Die künftige Dauerausstellung richtet sich speziell an Schüler beziehungsweise an alle junge Menschen. Der für die Neukonzeption zuständige Ausstellungsgestalter Ulrich Hermanns aus Münster fasste die Grundlinien wie folgt zusammen: „Während im Erdgeschoss die Normalität des jüdischen Lebens auf dem Lande gezeigt wird – mit auch dort vorkommenden Konflikten und Vorbehalten – nimmt das Obergeschoss den Verlauf der Ereignisse nach 1933 in den Blick. Die Schulklassen begleiten diese Entwicklung und erfahren, wie kurz der Weg von der Normalität zur Katastrophe sein kann.“

Die Neueröffnung der Dauerausstellung ist laut Kreisarchivarin Arndt für das Frühjahr 2020 geplant. Bei der Mitgliederversammlung wurde zunächst Elisabeth Winkelmeier-Becker einstimmig zur Ersten Vorsitzenden gewählt. „Es ist mir eine Ehre, in die großen Fußstapfen von Michael Solf einzusteigen. Das ist eine Aufgabe, die mir fest am Herzen liegen wird“, sagte die Bundestagsabgeordnete und rechtspolitische Sprecherin der CDU. Gerade in Zeiten, in denen Diskussionen geführt würden, die sie vor 15 Jahren noch nicht für möglich gehalten hätte, wolle sie dazu beitragen, „die gesellschaftliche Haltung zum Judentum wieder zu stärken“, sagte die Siegburgerin.

Zur Zweiten Vorsitzenden wurde Cornelia Mazur-Flöer gewählt. Die Rechtsanwältin stammt aus Mainz und lebt seit 2001 in Königswinter, wo sie auch stellvertretende Bürgermeisterin ist. Auch sie freute sich „über diese Ehre“ und erklärte, wie wichtig es sei, die Erinnerung an die Landjuden an der Sieg wach zu halten. Ebenfalls neu gewählt wurde der Kassenwart Hans-Achim Dohmen, der Marita Mayer ablöste. Neu dabei ist Manuel Seligmann. Der Enkel der Stifterin Hilde Seligmann wurde in den Vorstand aufgenommen.

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