Staatsforst Siegburg/Lohmar Frische Luft für den Teichboden

SIEGBURG/LOHMAR · Zurzeit sind die meisten Teiche im Staatsforst zwischen Siegburg-Stallberg und der Lohmarer Stadtgrenze abgelassen. Nur ein schmales Rinnsal des jeweiligen Zu- und Ablaufs zeugt davon, dass hier überhaupt Teiche angelegt sind. Sehr tief sind sie auch nicht, wenn sie mit Wasser gefüllt sind.

In der Regel einen Meter tief, denn "wir nutzen lediglich die produktive Schicht des Wassers, wo Licht einfallen kann, die von der Sonne erwärmt wird und wo sich Plankton und kleine Grünalgen bilden", erklärt Fischwirtschaftsmeister Andreas Pilgram. Bei tieferen Gewässern beginne ab der darunter liegenden sogenannten Sprungschicht die Tiefenzone, wo pflanzliches Leben nicht mehr möglich sei.

Jedes Jahr muss bei den Teichen im Staatsforst normalerweise das Wasser abgelassen werden, da sich zu viele organische Abfälle wie Blätter am Grund ablagern. "Das ist vergleichbar mit einem Gartenteich. Der muss auch gereinigt werden, sonst kippt er", erklärt Pilgram, der bereits in der fünften Generation zwei Ketten mit 35 Teichen bewirtschaftet, die zum Teil vom Rothenbach gespeist werden, zum Teil von einem namenlosen Zulauf. Gepachtet hat er sie vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft.

Wenn der Boden frei liege, gelange Sauerstoff daran und die Flächen könnten remineralisieren. "Bei Frost ist das noch wirkungsvoller, weil der Boden aufbricht und Sauerstoff bis in die tieferen Regionen gelangt", erklärt der Teichwirt. Früher sei auch schweres Gerät zur Reinigung eingesetzt worden, heute sehe man aus naturschutzgesetzlichen Gründen davon ab. Erfolge das Ablassen nicht regelmäßig, hätte das eine schleichende Verlandung der Teiche zur Folge.

Im vergangenen Herbst blieben ausnahmsweise mehr Teiche gefüllt als in den Jahren davor. Der finanzielle Aufwand für die Reinigung wäre höher gewesen als der Ertrag durch abgefischte Karpfen, Schleien, Rotaugen, Hechte und Zander, die hier gezüchtet werden. "Unser Hauptfeind ist der Kormoran, der bei uns einen gedeckten Tisch vorfindet", schildert Pilgram das Problem. Wenn ein Teich einmal nicht entleert würde, sei das weder für die Gewässer noch für die darin schwimmenden Fische tragisch. "Wir züchten rund 600 000 Fische pro Jahr, die in Flüssen eingesetzt werden, also nicht zum Verzehr bestimmt sind", erklärt der Lohmarer. Ein Teil werde ohnehin für die weitere Zucht bis zu drei Jahren behalten. Fische aus den abgelassenen Teichen überwintern in tieferen, beispielsweise in denen an den Zwölf-Apostel-Buchen im Lohmarer Wald.

Neben den gefräßigen Kormoranen bereiten Pilgram aber auch die Menschen Sorgen, die "den Wald mittlerweile als ihren Vorgarten ansehen" und der Natur ins Handwerk pfuschten. So wurden bereits Netze mutwillig zerschnitten, die der Fischzüchter zum Schutz gegen die Vögel gespannt hatte. Noch mehr ärgern ihn "Naturschützer", die die "Mönche" verstopfen, um die Teiche wieder zu füllen. Ihren Namen haben diese steinernen U-förmigen Bauwerke, über die das Ablassen und der Zulauf des Wassers durch Schieber reguliert werden, von ihren Erfindern, den Benediktinermönchen im Mittelalter. Sogar mit dicken Steinen wurde ein Ablaufrohr schon verstopft, ein Taucher der Feuerwehr musste es wieder freilegen. Für so einen bewussten Eingriff in die Natur habe er kein Verständnis, so Pilgram.

Je nach Niederschlag kann ein Teich nämlich in eineinhalb bis zwei Tagen wieder volllaufen. Pilgram appelliert daher an die Spaziergänger, alles so zu lassen wie es ist. "Wir arbeiten komplett mit der Natur wie schon die Menschen vor Jahrhunderten." Jeder Eingriff schade dem Ökosystem.

Gar nicht daran denken möchte Pilgram, welche Folgen die ins Auge gefasste Wiederansiedlung des Dämme bauenden Bibers im Staatsforst für die Teiche hätte.

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