Umzug der Berufspraxisstufe zur Steyler Mission? Bedarf an Förderschulen im Rhein-Sieg-Kreis steigt

Rhein-Sieg-Kreis · Die Zahl der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf wächst. Und damit der Bedarf an Platz. Der Rhein-Sieg-Kreis prüft den Umzug der Berufspraxisstufe in die frei werdenden Räume der Theologischen Hochschule in der Steyler Mission.

 Steigende Schülerzahlen meldet die Heinrich-Hanselmann-Schule in Sankt Augustin.

Steigende Schülerzahlen meldet die Heinrich-Hanselmann-Schule in Sankt Augustin.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

Der Bedarf an Förderschulen steigt im Rhein-Sieg-Kreis stetig. Das stellten Dezernent Thomas Wagner und der Leiter des Amtes für Schule und Bildungskoordinierung, Hans Clasen, im Kreisschulausschuss am Montag dar. In einigen Schulen stiegen und steigen die Schülerzahlen erheblich – so wie etwa in der Vorgebirgsschule in Alfter, in der man schon zum Schuljahr 2018/19 mit fast 18 Prozent mehr Schülern arbeiten musste, und für das kommende Schuljahr sei „erneut mit einem deutlichen Anstieg“ der Anmeldungen zu rechnen, hieß es. Letztlich steigt auch der Bevölkerungszuwachs – laut Statistischem Landesamt (IT.NRW) bis 2040 um sechs Prozent. Die zur Verfügung stehenden Klassenräume werden jedenfalls nicht mehr ausreichen. Die Verwaltung prüfe zurzeit, wie der Raumnot zu begegnen sei.

Schulen befinden sich an der Kapazitätsgrenze

Ähnliches gab es auch zur Heinrich-Hanselmann-Schule in Sankt Augustin mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zu berichten. Schulleiter Christoph Wegener erwarte für das kommende Schuljahr circa 240 Schüler. Clasen sagte, die Schule sei aber seinerzeit für maximal 220 Schüler ausgerichtet gewesen. Die Einrichtung hatte in den 70er Jahren mit 160 Aufnahmen gestartet und konnte später aufgrund der Kapazitäten noch die 30 Schüler der Paul-Moor-Schule aus Oberpleis aufnehmen, die inzwischen aufgelöst wurde.

Gleichzeitig ist auch die Förderschule in Windeck-Rossel an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt, die bislang Schüler aus Sankt Augustin aufnehmen konnte. Jetzt muss also eine kurzfristige Lösung her. Die Verwaltung prüft, ob ein Schulcontainer aufgestellt werden könnte.

Michael Solf (CDU) brachte indes eine andere Idee in die Diskussion ein: Warum nicht die Berufspraxis­stufe, für die eh ein Neubau überlegt wird, aus der Heinrich-Hanselmann-Schule in die Steyler Mission ausgliedern? Bekanntlich soll die Theologische Hochschule, die im Februar vom Erzbistum übernommen worden war, zum Sommersemester 2021 von Sankt Augustin nach Köln ziehen. Räume würden dort also frei. Zudem, so Solf, liegt die Immobilie vis-à-vis auf der anderen Seite der Arnold-Janssen-Straße. Dann würden in der Hanselmann-Schule Kapazitäten frei.

Wagner nahm den Vorschlag gleich als Prüfauftrag an die Verwaltung mit. Auch aus den anderen Fraktionen wurde Zustimmung signalisiert. Tatsächlich gäbe es nach GA-Informationen noch eine weitere Option: Denn die gleich benachbarte LVR-Frida-Kahlo-Schule mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung platzt ebenfalls aus allen Nähten und will nach Möglichkeit einen Neubau an anderer Stelle verwirklichen. Entsprechende Verhandlungen mit der Stadt Sankt Augustin über einen Grundstückstausch laufen bereits seit zwei Jahren. Unter Umständen wäre also auch eine Erweiterung an dieser Stelle möglich.

Raumangebot im Vorgebirge reicht vorerst aus

Noch nicht konkret abzusehen ist Wagner zufolge die Entwicklung der Schülerzahl an der Schule An der Wicke in Alfter-Gielsdorf und in Meckenheim-Merl. Aber das Raumangebot am Hauptstandort in Gielsdorf, der umfänglich saniert ist, und in der Gemeinschafts-Grundschule in Merl, an die der Teilstandort der Schule An der Wicke bereits seit vielen Jahren angegliedert ist, wird wohl ausreichend sein.

Relativ konstant ist dem Kreis zufolge die Schülerzahl an der Rudolf-Dreikurs-Schule in Siegburg. Außerdem sei die Anzahl der Plätze in der Fördernden Offenen Ganztagsschule (FOGS) in den vorangegangenen Jahren regelmäßig vergrößert worden.

Zum geplanten neuen Teilstandort in Windeck-Herchen (Nähe Bodelschwingh-Gymnasium) liege eine Entwurfsplanung vor. Der Bauantrag soll in der kommenden Woche eingereicht werden.

Der Kreis unterhält zudem zwei Förderschulen mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung (ES). Clasen sagte in der Ausschusssitzung, dass die Sanierungskosten für die Waldschule in Alfter-Witterschlick wohl doch höher ausfallen, als zunächst angenommen. Deshalb werde zurzeit auch ein möglicher Neubau in Betracht gezogen. Die beiden Finanzierungsmodelle sollen dem Finanzausschuss und dem Bau- und Vergabeausschuss in der kommenden Woche vorgelegt werden.

An der Richard-Schirrmann-Schule in Hennef-Bröl seien die Schülerzahlen zurzeit zwar noch „stabil“, allerdings können nicht mehr alle Elternwünsche erfüllt werden. Clasen erwartet „eine deutliche Entspannung“ nach Fertigstellung des neuen Förderschulstandortes in Windeck-Herchen.

Noch eine gute Nachricht gab es für die Eltern und Schüler, die im Linksrheinischen Platz für eine ES-Förderschule für die Sekundarstufe I suchen. Denn die Bonner können den Bedarf aus dem Vorgebirge/der Voreifel schon seit geraumer Zeit nicht mehr decken. Es wurde lange nach einem geeigneten Gebäude gesucht. Ende April bot die KSK-Immobilien dem Kreis ein Gebäude in einem Gewerbegebiet in Bornheim an, das indes für schulische Zwecke umgebaut werden müsste. Der Eigentümer habe zugesagt, dass alles in eigener Regie durchgeführt werde. Die Trägerschaft übernehme die Caritas Jugendhilfe-Gesellschaft Sankt Ansgar.

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