Interview mit dem Bonner Stadtförster "Feuer ist eine mächtige Waffe"

Rheinbach/Bonn · Feuer machen ohne Streichhölzer oder Feuerzeug: Für Sebastian Korintenberg ist das kein Problem. In einem Kursus in Rheinbach (siehe Kasten) gibt der Bonner Stadtförster sein Wissen an Jugendliche weiter. Darüber und über das richtige Verhalten im Wald sprach er mit Christoph Meurer.

 Stadtförster und Waldpädagoge: Sebastian Korintenberg.

Stadtförster und Waldpädagoge: Sebastian Korintenberg.

Foto: Christoph Meurer

Was lernen die Jugendlichen in Ihrem Kursus?
Sebastian Korintenberg: Ganz grundsätzlich geht es darum, wie man ohne Feuerzeug und Streichhölzer Feuer macht. Wir erklären verschiedene Methoden, etwa mit Feuersteinen oder dem Holzbogen, den man in einer Holzschale dreht. Ebenso zeigen wir, welche Stoffe gut brennbar sind, und wie man ein sogenanntes Nest baut, um Funken darin einzufangen und zur Feuerstelle zu bringen.

Geht es dabei auch um Sicherheit und Gefahrenabwehr?
Korintenberg: Natürlich. Gerade Jugendlichen erklären wir genau, dass man beispielsweise nicht zu stark in das Nest pusten darf, weil es sonst sofort zu brennen beginnt. Auch erklären wir Sicherheitsabstände und haben selbstverständlich einen Verbandskasten dabei.

Sie bieten diesen Kursus nicht zum ersten Mal an. Besteht denn überhaupt noch Interesse an so etwas Altmodischem wie Feuermachen?
Korintenberg: Ein sehr großes Interesse sogar, weil da auch ein bisschen Abenteuer mitschwingt. Es soll ja auch nicht darum gehen, kleine Brandstifter auszubilden. Wir vermitteln auch, warum Menschen in früheren Zeiten Feuer gemacht haben. Wir wollen jedes Jahr ein anderes Modul einer ganzen Reihe anbieten, darunter fallen Themen wie essbare Pflanzen oder das Übernachten in der Natur.

Nun sollen die Jugendlichen ihr erlerntes Feuer-Wissen nicht direkt im Wald anwenden, oder?
Korintenberg: Im Wald ist Feuer machen generell verboten. Es gilt sogar ein Abstand von einhundert Metern zum Wald. Das steht im Landesforstgesetz von Nordrhein-Westfalen. Gerade im Sommer gibt es sogenannte Waldbrandstufen. Da darf man nicht einmal im Wald rauchen, was im Winter mitunter erlaubt ist. Wir versuchen, den Kindern und Jugendlichen zu erklären, wie man das Grillfeuer zu Hause oder auch ein Lagerfeuer entzündet. Es geht darum, Respekt zu vermitteln. Feuer ist eine mächtige Waffe, die man gut bedienen muss.

Inwieweit spielt die Gefahrenabwehr bei Ihrer Arbeit als Förster eine Rolle?
Korintenberg: Eine ganz große Rolle. Bei den Waldbrandwarnungen passen meine Mitarbeiter und ich auf, dass die Menschen im Wald nicht rauchen. Wir klären über Gefahren auf. Wir entdecken auch immer wieder die Reste von Grillstellen im Wald. Brände kommen ebenso immer wieder vor. Funkenflug wird oft unterschätzt.

Wie sollten die Menschen sich zur Brandvermeidung verhalten?
Korintenberg: Sie sollten sich mit großer Umsicht und gesundem Menschenverstand in der Natur bewegen. Beispielsweise kann es auch nach einem mehrstündigen Regenschauer unter den Bäumen noch trocken sein. Eigentlich sollte für jeden Naturliebhaber klar sein, dass man im Wald kein Feuer macht und die Zigarette besser noch auf dem Parkplatz raucht.

Welche Grundsätze sollten Menschen generell im Wald beachten?
Korintenberg: Das Wichtigste ist das Miteinander. Wanderer, Radfahrer, Geocacher, aber auch Jäger und Förster können aufgrund verschiedener Interessen schnell aneinandergeraten. Es geht darum, darüber nachzudenken, was die anderen Menschen und man selbst im Wald beabsichtigt.

Stichwort Geocaching. Darf man die Waldwege denn einfach verlassen?
Korintenberg: Generell ja. Solange man sich nicht im Naturschutzgebiet, sonstigen speziellen Biotopen oder im Nationalpark aufhält. Diese sind speziell ausgewiesen.

Können Sie, der in und mit der Natur arbeitet, sich eigentlich vorbehaltlos an ihr erfreuen?
Korintenberg: Nicht immer. Manchmal drängt sich die Arbeit doch zu sehr in den Vordergrund. Allerdings gibt es einen ganz einfachen Trick: Man sollte dort, wo man arbeitet, nicht seine Freizeit verbringen. Aber es gibt ja viele schöne Gegenden, etwa in der Eifel. Dort kann ich gut abschalten. Wobei ein Förster den Wald immer mit anderen Augen sieht. Es ist ja sein Baby.

Zur Person

Seit Oktober 2010 ist Sebastian Korintenberg (33) Bonner Stadtförster. Der Diplom-Forstingenieur hat an der FH in Göttingen studiert. Zu seinen Aufgaben gehören unter anderem die Führung der Stadtförsterei, die Betreuung des städtischen Wildgeheges, Naturschutz und Waldpädagogik. Dazu bietet er in seiner Freizeit Veranstaltungen in und mit der Natur an.

Kursus "Feuer machen"

Feuer ohne Streichhölzer und Feuerzeug zu entfachen, können Jugendliche ab 14 Jahren und junggebliebene Erwachsene am Sonntag, 29. Juni, vom Bonner Stadtförster Sebastian Korintenberg lernen. Erklärt und selbst ausprobiert werden unterschiedliche Arten des Feuermachens. Zum Abschluss wird über dem selbst entfachten Feuer Stockbrot gebacken. Der Kursus dauert von 14 bis 16 Uhr. Veranstaltungsort ist das Naturparkzentrum Himmeroder Hof, Himmeroder Wall 6 in Rheinbach. Die Kosten betragen pro Person zwölf Euro, inklusive Material und Stockbrot. Anmeldung erforderlich unter 02226/2343 oder an naturparkzentrum@naturpark-rheinland.de. naturparkzentrum@naturpark-rheinland.de.

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