"Aktenzeichen XY"-Preis "Es ist selbstverständlich zu helfen"

BORNHEIM-MERTEN · Am 13. Dezember 2010 schnappte sich Moussa einen damals 24 Jahre alten Räuber, der einer jungen Frau die Handtasche entrissen hatte. Aufgrund seiner Zivilcourage ist er nun für den XY-Preis der Sendung "Aktenzeichen XY" nominiert.

 Brachte einen Dieb zu Fall, ohne viel nachzudenken: Hossni Moussa, der in Merten eine Schneiderei besitzt.

Brachte einen Dieb zu Fall, ohne viel nachzudenken: Hossni Moussa, der in Merten eine Schneiderei besitzt.

Foto: Schmitt

Der 13. Dezember 2010 ist Hossni Moussa noch sehr gut in Erinnerung. "Es war sehr kalt, und es lag Schnee", sagt der 35 Jahre alte Bonner, der in Merten eine Schneiderei besitzt. "Ich war ja ohne Jacke rausgerannt und konnte es draußen kaum aushalten." An diesem Tag schnappte sich Moussa einen damals 24 Jahre alten Räuber, der einer jungen Frau die Handtasche entrissen hatte. Aufgrund seiner Zivilcourage ist er nun für den XY-Preis der Sendung "Aktenzeichen XY" nominiert.

Mit dem Preis werden seit 2002 jedes Jahr Menschen ausgezeichnet, die dank ihrer Courage Verbrechen verhindert haben. Am Abend wird Moussa, der 2001 aus Syrien nach Deutschland kam, in der Sendung mit einem Film vorgestellt. "Es ist für mich selbstverständlich zu helfen", sagt er im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Er habe er gar nicht nachgedacht. "Es war ein Reflex, das kam automatisch."

Den Überfall beobachtet Hossni Moussa 2010 von seinem Geschäft aus, das direkt gegenüber der Sparkasse in Merten liegt. Die junge Frau kommt aus der Bank, als ein Mann auf sie zu geht. "Auf den ersten Blick dachte ich, die kennen sich. Aber plötzlich habe ich einen Schrei gehört, und dann war klar: Da stimmt was nicht", erzählt der 35-Jährige. Er rennt aus dem Geschäft und sieht wie der Räuber mit einem Fahrrad und der gestohlenen Handtasche davonfährt.

"Sein Fahrrad hatte er an einen Zaun neben der Sparkasse angelehnt." Weit kommt der Dieb aber nicht: Moussa sprintet hinter ihm her, denkt kurz darüber nach, den Mann festzuhalten. Weil er sich dann aber hätte verletzen können, überlegt er es sich anders. Er gibt noch einmal Gas und schubst ihn vom Rad. Der Täter stürzt und wirft die Handtasche weg, schnell rappelt er sich aber wieder auf und läuft in einen Feldweg. "Ich hab' dann gemerkt, die Luft ist bei ihm raus."

Von hinten tritt Moussa dem Dieb schließlich zwischen die Beine. Der damals 24-Jährige fällt bäuchlings hin und Hossni Moussa kann ihn gemeinsam mit einem zweiten Mann festhalten, bis die Polizei eintrifft. Bei der Verfolgungsjagd hilft Moussa vor allem die gute Kondition, die er als Fußballspieler hat. Mehrmals die Woche trainiert er zu der Zeit beim SSV Rösberg, ist als Mittelfeldspieler aktiv. "Wenn ich keine Luft gehabt hätte, dann hätte es nicht gereicht." Auch heute spielt er dort noch Fußball, allerdings weniger als früher. "Es hat sich zeitlich viel geändert."

Über den Verein wird er schließlich auch für den Preis vorgeschlagen: Sein ehemaliger Trainer Andreas Müller wendet sich an den Fernsehsender. Moussa kann es noch immer nicht richtig glauben. "Als der Anruf kam, hab ich nur gedacht: Ups, was ist das denn jetzt." Und dann standen auch schon die Dreharbeiten für den Film an, in dem er die Hauptrolle spielt. "Das hat richtig Spaß gemacht." Dennoch ist er froh, dass es seit der Verfolgungsjagd 2010 vor dem Fenster seines Geschäfts ruhig geblieben ist. Weitere Verbrechen hat er nicht gesehen. Hossni Moussa lacht und sagt: "Es traut sich hier keiner mehr."

Mittwochabend um 20.15 Uhr wird Moussa bei "Aktenzeichen XY" im ZDF vorgestellt. Ob er einen der drei Preise bekommt, entscheidet sich im Herbst. Am 8. Oktober werden die Preise in Berlin vom Bundesinnenminister überreicht.

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