Familienhilfe in Sankt Augustin Ein neutraler Raum für Scheidungskinder

SANKT AUGUSTIN · Besuchs-Café in Menden öffnet jeden dritten Samstag vormittags. Elternrolle gemeinsam wahrnehmen.

 Der Kinderschutzbund und das Jugendamt haben ein Besuchs-Café für getrennt lebende Eltern und deren Kinder eingerichtet. FOTO: HEINEMANN

Der Kinderschutzbund und das Jugendamt haben ein Besuchs-Café für getrennt lebende Eltern und deren Kinder eingerichtet. FOTO: HEINEMANN

Foto: Thomas Heinemann

Wenn zwei sich Streiten, leidet der Dritte – das gilt zumindest für Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien. Nicht jede Trennung verläuft reibungslos, die gemeinsamen Kinder können schnell unter Reibungsverlusten leiden. Um sich an die neue Familiensituation anzupassen, ist es für Kinder wichtig, einen kindgerechten, konfliktfreien Raum für gemeinsame Treffen mit den getrennten Elternteilen zu haben, sagt Ingrid Jendreck, die fortan einmal im Monat eine solche neutrale Zone gemeinsam mit einem ehrenamtlichen Helfer betreut.

Ab dem 19. März wird das „Besuchs-Café“ jeden dritten Samstag von 10 bis 12 Uhr seine Pforten im Obergeschoss der Kindertagesstätte „Die Grashüpfer“ an der Kirchstraße in Menden öffnen. Ermöglicht wird dies Dank einer Kooperation des Deutschen Kinderschutzbundes in Sankt Augustin und dem städtischen Jugendamt. Eine kindgerechte, angenehme und familiäre Atmosphäre sei für ein solches Angebot besonders wichtig, sagt Birgit Hund-Heuser, Projektleiterin des Cafés: „Deshalb ist es wichtig, dass sich Eltern vorher kurz anmelden, damit wir die Räume entsprechend herrichten können.“ Bislang mussten Eltern für ein solches Angebot nach Siegburg fahren, sagt Sibylle Friedhofen vom Kinderschutzbund. „Manche Elternteile fahren, wenn sie ihr Kind besuchen, ins Kino oder in einen Freizeitpark, aber irgendwann sind die Möglichkeiten oder auch das Budget erschöpft. Manchmal ist auch die Wohnung eines Elternteils einfach zu klein oder zu weit weg. Daher ist ein solcher Raum so wichtig“, sagt Ingrid Jendreck, die Eltern im Besuchs-Café zur Seite steht: Manchmal müsse man Eltern „anstupsen“, ihnen Vorschläge für gemeinsame Spiele machen. „Aber das ist eine Begleitung, keine Aufsicht“, stellt Sankt Augustins Beigeordneter Marcus Lübken klar, dessen Jugendamt das Projekt organisatorisch beim Bezirkssozialdienst angegliedert hat.

Dieser bietet gemeinsam mit der Familienberatungsstelle eine Bandbreite an bedarfsgerechten Hilfen für getrenntlebende Eltern und ihre Kinder an. Mit dem Besuchs-Café wurde dabei eine Lücke geschlossen, erklärt Jugendamtsleiterin Sandra Clauß: „Auf der einen Seite gab es die völlig freiwillige Beratung, auf der anderen Seite die „angeordnete Begleitung“. Dazwischen gab es nichts und waren daran interessiert, möglichst flexible Angebote machen zu können.“ Da das Besuchs-Café in das breite Spektrum der Jugendhilfe nach dem Sozialgesetzbuch falle, könne die Stadt das Angebot sogar finanziell unterstützen – mit 900 Euro jährlich. Doch eigentlich sei ein derartiges Angebot unbezahlbar für Kinder und deren Familien, lassen Clauß und Jendreck durchblicken. „Heute ist es viel normaler als früher, dass Eltern nach Trennung und Scheidung ihre Elternrolle gemeinschaftlich wahrnehmen“, sagt die Jugendamtsleiterin, „und das ist wichtig: Alleinerziehende haben ein viel größeres Risiko, in schwierige Situationen und Überforderungen zu geraten. Genau das wollen wir mit dem Besuchs-Café verhindern. Das Angebot trägt also dazu bei, dass auch der 2. Elternteil wieder mit in die Familie geholt werden kann. Die Elternrolle wird dadurch stabilisiert.“ Und das, spricht Ingrid Jendreck aus Erfahrung, stabilisiere die gesamte Familie, „und damit auch das Kind. Denn ein Kind braucht beide Eltern.“

Das Besuchs-Café öffnet jeden dritten Samstag im Monat, ab 19. März. Eltern können sich bei Birgit Hund-Heuser beim Kinderschutzbund anmelden unter 0 22 41/2 80 00.

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