Einbrüche in der Region Diebe räumen Sattelkammern leer

REGION · Es ist nicht nur ein Ärgernis für Pferdebesitzer und Reitstallbetreiber, es geht auch um hohe Schadenssummen. Bis zu mehrere Tausend Euro sind Reitsättel wert - und deshalb immer wieder beliebte Beute von Dieben in der Region.

 Auch Svenja Brümmer, hier mit Eastwick, wurde auf dem Gestüt Aluta in Widdig ein Springsattel für 2200 Euro gestohlen.

Auch Svenja Brümmer, hier mit Eastwick, wurde auf dem Gestüt Aluta in Widdig ein Springsattel für 2200 Euro gestohlen.

Foto: Axel Vogel

Erst vergangenes Wochenende wurde der Euskirchener Polizei ein Fall aus Hellenthal gemeldet. Bislang unbekannte Täter stahlen nach Angaben von Polizeisprecher Norbert Hardt zwischen 1. Januar und 15. März vier Sättel sowie Steigbügel und Satteldecken im Wert von rund 5000 Euro aus einem Lagerraum an der Grenzstraße.

Die Bonner Polizei verzeichnet nach Auskunft von Sprecherin Daniela Lindemann seit Mai 2014 in ihrem Zuständigkeitsgebiet fünf Einbrüche in Gestüte und Reitställe, bei denen Sättel und anderes Zubehör gestohlen wurden. Wie der General-Anzeiger berichtete, waren am 7. Mai zahlreiche Sättel aus dem Gestüt Aluta in Bornheim-Widdig verschwunden. Betreiberin Peggy Schönenstein erzählt, dass es bereits der dritte Einbruch auf der Anlage gewesen sei. 2012 sei das Gestüt zweimal innerhalb von drei Tagen bestohlen worden. "Die meisten Reiter hatten im Mai 2014 also gerade erst anderthalb Jahre wieder neue Sättel", sagt sie. 33 Markensättel sowie Kandaren und Trensen im Wert von mehr als 100 000 Euro hätten die Täter im Mai erbeutet und dazu trotz Videoüberwachung die einzeln abschließbaren Schränke aufgebrochen. "Die nicht hochwertigen Sättel aus der Sattelkammer, die offen war, die haben sie liegen gelassen", sagt Schönenstein und meint daher: "Die wussten genau, was sie tun." Da das Gestüt einen Schwerpunkt auf Dressur lege, hätten die Täter es offenbar besonders auf die Anlage abgesehen. "Die Preise der Sättel fangen bei 5500 Euro an."

Knapp einen Monat später, in der Nacht zum 4. Juni, gab es einen Einbruch in einen Reitstall in Swisttal-Hohn, Mitte August einen weiteren in Miel, bei dem 20 Sättel verschwanden. Anfang dieses Jahres meldete die Euskirchener Polizei einen Fall aus Weilerswist-Metternich, bei dem die Täter 35 bis 40 Sättel entwendeten - ein Schaden von etwa 89 000 Euro. Ebenfalls im Januar war auch das Gut Haus Holzem in Wachtberg betroffen. Wie Betriebsleiter Tim von Wülfing berichtet, brachen die Täter eine dreifach verriegelte Tür zur Sattelkammer auf und nahmen circa 15 Sättel mit.

"Es ist kein Bonner Phänomen, sondern tritt bundesweit auf", sagt Polizeisprecherin Lindemann. "Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, zumal es ja auch um enorme Schadenssummen geht." Die zuständigen Beamten tauschten sich dazu, wie generell bei Einbruchsdelikten üblich, auch mit Kollegen benachbarter Behörden aus. Das bestätigt auch Norbert Hardt von der Polizei Euskirchen. Für die Ermittlungen setze man vor allem auf Zeugenhinweise. "Man klemmt sich mehrere Reitsättel und Zubehör ja nicht so einfach unter den Arm", sagt Hardt. Dafür sei schon ein Fahrzeug zum Abtransport vonnöten, sodass die Möglichkeit bestehe, dass Zeugen dieses gesehen hätten. "Ansonsten hoffen wir auf Kommissar Zufall, dass Sättel zum Verkauf angeboten werden, die aus einem Diebstahl stammen." Auch da seien Zeugenhinweise wichtig, betont Lindemann. Wer auf dubiose Weise Reitzubehör angeboten bekomme, solle die Polizei informieren.

Peggy Schönenstein vermutet, dass die gestohlene Ware eher im Ausland zum Verkauf gelange. Wie Johannes Brünker vom ebenfalls betroffenen Gut Hohn sagt, sei in den meisten Sätteln eine Sicherheitsnummer eingearbeitet. Würde Reitzubehör von der Polizei sichergestellt, wäre es den Besitzern also möglich nachzuweisen, dass es ihnen gehört.

Was für die Reiter obendrein ärgerlich ist: Die Versicherung ersetzt oft nur einen Teil des Kaufpreises. Und nicht zu vergessen ist auch die psychologische Komponente, die die Einbrüche mit sich bringen: Das "Ohnmächtige", das "Ausgeliefertsein" setze ihr zu, sagt Schönenstein. "Ich habe seitdem sehr, sehr viele schlaflose Nächte gehabt."

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