Hobby zum Beruf gemacht Der Koi-Experte aus dem Rheinland

MECKENHEIM · Josef Bertram aus Meckenheim hat ein Sägewerk betrieben, bevor er aus dem Hobby seinen Beruf machte. Heute züchtet er Kois. Das sind Zierkarpfen aus Japan.

 Experte: Josef Bertram mit einem Koi in seinem Betrieb.

Experte: Josef Bertram mit einem Koi in seinem Betrieb.

Foto: WOLFGANG HENRY

In Japan heißt der farbenfrohe Zierkarpfen "Nishikigoi". Er steht für Ausdauer, Zielstrebigkeit, Mut sowie Erfolg und gilt als Glücksbringer und Statussymbol. Hierzulande nennt man die beliebten Teichfische kurz "Koi" und verbindet sie mit fernöstlicher Weisheit und Gelassenheit.

"Früher habe ich auch die beruhigende Wirkung gespürt, wenn man aufs Wasser schaut und die Fische betrachtet. Doch das ist inzwischen vorbei. Jetzt sehe ich nur, wenn einem der Tiere eine Schuppe fehlt oder eines sich ungewöhnlich bewegt", verrät Josef Bertram lachend, während er am größten seiner 13 Schaubecken sitzt und das Summen der Pumpen und das Plätschern des Wasser die Geräuschkulisse prägen.

Im Becken tummeln sich zahlreiche Koi unterschiedlicher Farbschläge, öffnen ihr Maul an der Oberfläche und warten offensichtlich auf Futter. Auf dem Tisch stapeln sich fremdländische Zertifikate mit japanischen Schriftzeichen, hinter Bertram füllen ungezählte Pokale ein Regal.

Es sind Auszeichnungen für besondere Fische. Neben Bertram warten ein großer Kescher und blaue Wannen darauf, einzelne Exemplare zu separieren, um sie näher zu betrachten oder einem Kunden zu präsentieren.

Der 59 Jahre alte Meckenheimer betrieb früher ein Sägewerk, machte vor knapp 20 Jahren sein Hobby zum Beruf und eröffnete unter dem Namen "MecKoi" seinen Meckenheimer Groß- und Einzelhandel für Kois. Seine Fische lässt Bertram aus Japan einfliegen, wo er sie zuvor bei seinen zahlreichen Besuchen im Land der aufgehenden Sonne selbst ausgesucht hat.

Im Kreis der Koi-Kenner hat sich der Meckenheimer einen Namen gemacht und auch den Respekt der japanischen Züchter durch sein fundiertes Wissen erworben. So steht es zumindest im Katalog der "All European Shinkokai Koi Show", die zuletzt in Den Haag stattfand.

Dort war Josef Bertram Bewertungsrichter. Auch bei der wohl bedeutendsten Koi-Show in Tokio durfte der Experte aus dem Rheinland schon sieben Mal Fische beurteilen. Wichtig sei natürlich die Farbenpracht, sagt er.

Am beliebtesten seien nach wie vor die rot-weißen Fische, die "Kohaku". "Sanke" und "Showa" heißen dreifarbige Koi, die auch noch schwarz im Schuppenkleid tragen. Zudem gibt es metallisch-schimmernde gelbe, weiße und vorwiegend schwarze Fische.

Schuppenlose Koi stammen wohl vom deutschen Spiegelkarpfen ab und werden von den Japanern "Doitsu" genannt, erläutert Bertram. Vor allem auch die Größe sei ausschlaggebend für die Qualität.

Bei Bertram treffen schon mal Lieferungen aus Japan ein, die aus 46 Boxen bestehen. Darin sind Fische nebst Wasser und Verpackung, die Bertram sich zuvor in Japan angeschaut hat. Viele davon präsentierte er auch bei der "InterKoi", darunter das wohl größte Exemplar, das je nach Deutschland eingeführt wurde, ein 1,10 Meter großer Fisch.

Die Unversehrtheit eines Fisches sei ein Qualitätsmerkmal - und zwar ein recht vergängliches, denn schon die kleinste Verletzung kann Narben hinterlassen und den Wert des Wasserbewohners mindern, so Bertram. Und der Wert kann beträchtlich sein. Bei einer Versteigerung, bei der er kürzlich dabei war, sei ein Koi für 150.000 Euro ersteigert worden - "der wertvollste Fisch, den ich je gesehen habe", sagt Bertram.

Damit es den Fischen gut geht, kommt es vor allem auf Wasserqualität und Futter an. Jeder, der Kois halten möchte, sollte sich vorab informieren, rät Bertram. Das Wasser müsse frei von Ammoniak und Nitrit sein. Für Filtration und genügend Sauerstoff sorgen Pumpen.

Ideal sei der neutrale PH-Wert von sieben. Er selbst füge dem weichen Meckenheimer Wasser aus Japan mitgebrachte Austernschalen zu, um es aufzuhärten. Auch Futter importiert Bertram aus Japan. Zudem werden seine Fische mit Bio-Pelletfutter aus Deutschland verwöhnt.

Größte Angst hat Bertram vor Infektionen. Vor einigen Jahren hatte er aufgrund einer Viruserkrankung seinen gesamten Bestand verloren. Daher ist der Koi-Kauf für Bertram vor allem Vertrauenssache. Trotz bester Pflege lasse das Alter die Schönheit der Fische verblassen.

Bis zu 40 Jahre und älter können Koi werden, weiß Bertram. In seinem Teich zu Hause lebe der Europa-Champion aus dem Jahr 2000, der nun keinen Preis mehr gewinnen würde und sein Gnadenbrot erhalte. Die Faszination Koi bedeutet für Josef Bertram "die Sucht, den schönsten und besten Fisch zu finden."

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