Landwirtschaft in Bornheim Beheizte Tunnel für Erdbeeren

BORNHEIM · 60 Meter lang sind die Folientunnel von Landwirt Claus Ritter, die an der Schnellstraße zwischen Bornheim und Wesseling Seite an Seite stehen - 25 Stück. In ihnen ist es rund zehn Grad wärmer als in der freien Natur. Und das hat seinen Grund.

 So sehen sie aus: Otmar Schmitz, Betriebsleiter bei Claus Ritter, zeigt die Heizungsleitungen im Erdbeertunnel.

So sehen sie aus: Otmar Schmitz, Betriebsleiter bei Claus Ritter, zeigt die Heizungsleitungen im Erdbeertunnel.

Foto: Roland Kohls

Seit Anfang des Jahres führt der Roisdorfer Erdbeer- und Spargelbauer einem Teil seiner Erdbeeren künstliche Wärme zu. So ist links und rechts der in der Tunnel-Mitte gesetzten Erdbeerpflanzen jeweils ein Schlauch auf dem Damm aufgelegt, durch den das Wasser mit der Abwärme aus der benachbarten Biogasanlage läuft und für eine Bodenwärme von mindestens acht Grad sorgt. Mit 31 Grad Celsius kommt das Wasser in den Schläuchen an und läuft mit 26 Grad wieder zurück in die Biogasanlage von Betreiber Alexander Bernartz.

Sind und Zweck der beheizten Tunnel ist es, dass die Früchte schneller reifen und schon Anfang statt Ende April auf den Markt kommen. Für Landwirt Ritter ist es die erste systematische Beheizung seiner Erdbeeren. Auf den Anbau von Pflanzen im Tunnel setzt er allerdings schon länger.

50 Hektar baut er auf diese Weise an, auf zehn Hektar wachsen die üblichen Freilanderdbeeren, die Mitte Mai in den Geschäften zu finden sind. Insgesamt wachsen nur auf einem Hektar seines Bodens Erdbeeren in beheizter Erde, ein Tropfschlauch sorgt für regelmäßige Bewässerung, mit Folie und Vlies werden die Pflanzen abgedeckt und geschützt.

80 000 Euro hat die Einrichtung der neuen Tunnel gekostet, die seit Anfang des Jahres in Betrieb sind. Ein Weiteres machen die von Bernartz gemieteten Schläuche und die Heizkosten pro Saison, von Mitte Januar bis Mitte Mai, in Höhe von 6000 Euro aus. "Wir werden schon vier bis fünf Jahre brauchen bis sich die Investition rentiert", sagt Ritter. Dennoch ist er davon überzeugt, dass das Projekt ein Erfolg wird.

Die Nachfrage der Kunden sei auf jeden Fall da. Landwirt Ritter verkauft seine Erdbeeren und den Spargel an rund 30 Straßenständen zwischen Köln und Bonn, zu beiden Seiten des Rheins. "Die Kunden haben uns in den vergangenen Jahren immer wieder beim ersten Spargelkauf gefragt, wann denn die Erdbeeren reif seien. So kam uns die Idee, wie wir die Erdbeeren früher ernten könnten."

Allerdings wird es bei dem einen Hektar Fläche, auf denen die beheizbaren Tunnel stehen, bleiben. Der Grund ist einfach: Die Kapazität der Biogasanlage ist mit der Wärmeversorgung erschöpft. Für ein Pfund Erdbeeren aus der künftigen Ernte von Anfang April wird der Käufer drei bis vier Euro, je nach Qualität, bezahlen müssen. Bei den Discountern, die Ritter über einen Zwischenhändler beliefert, wird er für ein Pfund um die zwei Euro erhalten. "Die Erdbeeren werden ein wenig teurer sein als die Freilandware", erklärt der gelernte Kfz-Mechaniker.

Mit einem Ertrag von zwölf Tonnen rechnet Ritter für den neuen Hektar. "Der erwartete Umsatz müsste so um die 72 000 Euro liegen." Mit einem halben Hektar fing das Ehepaar Claus und Sabine Ritter seinerzeit an, heute bewirtschaften sie rund 150 Hektar, auf denen neben Erdbeeren und Spargel auch Feldsalat angebaut wird. Ihr Betrieb ist ein sogenanntes QS ("Qualitätssicherheit") geprüftes Unternehmen mit integriertem Pflanzenschutz.

"Wir spritzen so wenig wie möglich und so viel wie nötig. Durch den Tunnelanbau, ob beheizt oder unbeheizt, sind die Pflanzen allerdings weniger krankheitsanfällig als im Freiland." Und dennoch will sich Ritter nicht ganz auf den Tunnelanbau beschränken. "Wir brauchen das Freiland, weil wir Erdbeeren noch während der späteren Spargelzeit brauchen."

Er ist gespannt, wie das Aroma der ersten Früchte aus dem beheizten Tunnel sein wird. Es kommt dabei immer auf die Sonneneinstrahlung an, die Folie des Tunnels ist sonnendurchlässig. Aber Ritter hat schon eine Idee, wie er den Anbau im beheizten Tunnel noch weiter verbessern kann, wenn es mal keinen Sonnenschein geben sollte. Dann will er mit speziellen Lampen, deren Licht dem Sonnenlicht nachempfunden ist, das Wachstum der Beeren weiter beschleunigen.

"Das wäre ein Sahnehäubchen obendrauf. An dunklen Tagen würden die Lampen von sechs bis 21 Uhr brennen", so Ritter. Bis dahin weiß er auch, wie der Verkauf der ersten "beheizten" Erdbeeren gelaufen ist.

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