Wahl in Siegburg CDU verliert die absolute Mehrheit im Stadtrat

Siegburg · Franz Huhn bleibt Siegburger Bürgermeister. Seine Partei muss sich auf die Suche nach einem Partner machen.

Als Stefan Rosemann gegen halb neun am Sonntagabend den Ratssaal in Siegburg betritt, brandet Applaus auf. Der Applaus hält fast zwei Minuten an. Dabei hat der SPD-Bürgermeisterkandidat gegen das amtierende Stadtoberhaupt Franz Huhn verloren. Doch Rosemann, der als in der Kreisstadt nahezu Unbekannter in den Wahlkampf gegangen war, holte rund 42 Prozent – fast zehn Prozent mehr als sein Vorgänger Frank Sauerzweig vor fünf Jahren.

Franz Huhn bekam mit gut 58 Prozent die deutliche Mehrheit der Stimmen und bleibt Bürgermeister. Doch die Zeiten, in denen seine CDU im Stadtrat allein regierte, sind gezählt: Mit 47,6 Prozent verfehlten die Christdemokraten die absolute Mehrheit. Sie konnten, ebenso wie 2009, alle Wahlkreise direkt für sich entscheiden.

Im neuen Stadtrat, der voraussichtlich aus 46 Mitgliedern bestehen wird, entfallen auf die CDU 22 Sitze. Die SPD bekommt elf Sitze, die Grünen sechs. Die FDP, die deutlich an Stimmen verlor, wird mit zwei Mitgliedern im Rat vertreten sein, ebenso wie die Linke und die Alternative für Deutschland (AfD), die erstmals ins Stadtparlament einzieht. Ein Sitz entfällt auf die Volksabstimmung.

Als Huhn gut zwanzig Minuten nach seinem Gegenkandidaten mit Ehefrau Conny in den Ratssaal kommt, klatschen nur vereinzelt CDU-Anhänger im Raum. „Natürlich hatte ich gehofft, das Ergebnis von 2009 halten zu können“, sagte Huhn, der rund fünf Prozent verlor. Dennoch: „Das ist ein solides Ergebnis, das ich als Anerkennung für meine Arbeit sehe“, so Huhn. Im Rat werde es nun „politisch komplizierter, wir werden uns um einen Partner bemühen“.

Dieser Partner könnte die SPD sein, die im Vergleich zu 2009 deutlich hinzugewann. „Wir gehen davon aus, dass die CDU jetzt auf uns zukommt“, sagte Stefan Rosemann. „Wir haben den Bürgern ein anderes Angebot gemacht als die CDU, ein Angebot des Zuhörens und des Mitmachens. Das ist offensichtlich angekommen.“

SPD-Fraktionschef Frank Sauerzweig betonte: „Wir werden uns nicht billig verkaufen, ich bin gespannt, inwieweit sich die CDU von ihrem Selbstverständnis der absoluten Mehrheit lösen wird.“ Für ihn steht fest, dass die Sozialdemokraten einen stellvertretenden Bürgermeister in Siegburg stellen wollen. Als solcher nicht mehr antreten will CDU-Stadtverbandvorsitzender Martin Rosorius, der auf Listenplatz 1 nicht in den Stadtrat einzieht. „Das Amt hat mir zwar viel Freude gemacht“, sagte er dem GA, „aber aus beruflichen und privaten Gründen stehe ich nicht mehr zur Verfügung.“

Enttäuscht vom Ergebnis der CDU zeigte sich deren Fraktionschef Jürgen Becker. Für ihn war die Zusammenlegung der Kommunal- und Europa-Wahlen ausschlaggebend für den Verlust der absoluten Mehrheit. Gute Ergebnis der Linken, der starke Zuwachs der SPD und das Durchstarten der AfD hätten sich auch kommunal niedergeschlagen: „Das hat uns den Hals gebrochen.“ Nun muss die CDU in Siegburg „zusehen, wie wir mit den Verhältnissen umgehen. Wir werden mit allen reden.“

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