Wetterphänomene hautnah Familie aus Dattenberg reiste um die Welt

Siebengebirge · Fünf Monate lang wollte Familie Leyendecker aus Dattenberg zu den Wetterphänomenen der Welt reisen. Den Besuch des trockensten Ort verhindert die Corona-Krise jetzt. Die Familie erzählt von ihren Eindrücken.

 Nach vier Monaten Wetterweltreise kehrt Familie Leyendecker zurück nach Dattenberg.

Nach vier Monaten Wetterweltreise kehrt Familie Leyendecker zurück nach Dattenberg.

Foto: Frank Homann

Vier Monate lang waren Verena Leyendecker und ihr Mann Daniel Simonis auf mehreren Kontinenten unterwegs. Ihr Ziel: möglichst viele besondere Wetterphänome hautnah erleben. Weil auch ihre Kinder Naira und Marisa mit dabei waren, erforderte ihre Wetterweltreise eine sorgfältige Planung. Die Familie aus Dattenberg wollte eigentlich fünf Monate lang reisen, doch die Corona-Krise kam ihnen dazwischen.

„Wir waren in Chile ohne jeglichen Handyempfang wandern und haben die Verschärfung der Corona-Maßnahmen deswegen überhaupt nicht mitbekommen“, erinnert sich die 40-jährige Meteorologin. Eigentlich hatten sie für den Abschluss der Reise noch einen Strandurlaub in Brasilien geplant. Doch während sie gerade die trockenste Wüste der Erde, die Atacama im Norden Chiles, besuchen, ereilt sie die Information, dass immer mehr Flüge ausfallen. Die Familie nutzt die Möglichkeit zur Umbuchung und verbringt bis zu ihrem geplanten Abflug noch „mehr oder weniger entspannte Tage in der Stadt Iquique, wo wir Nebelfänger besichtigen“, wie auf ihrem Blog namens traveltheweather zu lesen ist.

Rückreise aus Chile mit Masken

Von dort aus fahren sie schließlich fünf Stunden lang mit dem Bus nach Calama und erfahren, dass ihre Flüge gestrichen wurden. Eigentlich standen noch ein paar Tage mit dem Camper in der Wüste an, doch die immer kritischer werdende Situation veranlasst die Familie dazu, einen früheren Flug zu nehmen und ihre Heimreise anzutreten. Sie bekommen einen Flug nach Santiago de Chile, von dort aus geht es weiter nach Sao Paulo und schließlich nach Frankfurt. Durch eine weitere Übernachtung in Santiago und vielen Stunden zwischen den anderen Flügen zog sich die Rückreise insgesamt über rund 48 Stunden. Von Frankfurt aus geht es mit der Bahn zurück nach Linz. „Ich habe mich in Frankfurt gewundert und war gleichzeitig erschrocken, dass in Deutschland nicht einmal die Polizei Schutzmasken trägt“, erinnert sich Leyendecker. Sie und ihre Familie hatten bereits in Chile Masken erhalten und trugen diese auch weiterhin in Deutschland, obwohl noch keine Pflicht herrschte.

Trotz des abrupten Reiseendes konnten die Vier auf ihrer Wetterweltreise viel entdecken. Alle nennen Highlights und besondere Erlebnisse, die sie wohl niemals wieder vergessen werden: „Die Kinder konnten in Indonesien auf einer kleinen Insel in glasklarem Wasser mit Schildkröten schnorcheln“, sagt Verena Leyendecker. Sie selbst war gemeinsam mit einem Guide auf einer Nachbarinsel unterwegs, um dort den Vulkan Tambora zu besichtigen. Dieser brach im Jahr 1815 aus und sorgte im darauffolgenden Jahr für ein „Jahr ohne Sommer“. „Für uns Meteorologen ist so etwas natürlich total spannend“, schwärmt die 40-Jährige. Nachts machten sie und der Guide sich auf den Weg zum knapp acht Kilometer breiten Kraterrand. „Wir standen dort ganz allein während die Sonne aufging, das war wirklich ein beeindruckender Moment.“

70 Meter hohes Eis

Ihr Mann Daniel Simonis nennt hingegen den Perito-Moreno-Gletscher in den südamerikanischen Anden. „Das Eis war dort bis zu 70 Meter hoch und man konnte den Gletscher knirschen hören“, sagt Leyendecker. Simonis und Leyendecker sind beide Meteorologen und haben ihre Reise extra so ausgerichtet, dass sie möglichst viele Wetterphänomene aus nächster Nähe erleben konnten. Darunter auch Cherrapunji und Mawsynram, die nassesten Ort der Welt im Nordosten Indiens bis hin zu Atacama, der trockensten Wüste der Erde. „Unsere Kinder fanden das natürlich nicht immer genauso spannend“, sagt die 40-Jährige und lacht. Dank einer Vereinbarung mit der Schule sorgten die beiden aber dafür, dass ihre Töchter Naira und Marisa, die die zweite und vierte Klasse der Grundschule besuchen, trotzdem von ihnen beschult wurden.

Alle Schulbücher wurden dafür eingepackt und anhand von Wochenplänen erarbeiteten sie gemeinsam mit den Kindern den vorgegebenen Stoff. „Das sind genau die gleichen Pläne, die es auch jetzt in Corona-Zeiten gibt“, sagt Leyendecker. In dieser Hinsicht ist die Familie bestens auf das Home-Schooling vorbereitet. „Auf der anderen Seite vermissen die beiden natürlich ihre Klassenkameraden, die sie aufgrund der Reise schon monatelang nicht gesehen haben“, erzählt Leyendecker.

Im nächsten Jahr geht´s in die Eifel

Obwohl die Reise all ihre Wünsche erfüllt hat, plant die Dattenberger Familie in naher Zukunft keine weiteren Flüge: „Wir möchten weniger CO2 verbrauchen und haben deswegen viele Ziele in einer Reise verbunden. Die nächsten Jahre geht es wieder in die Eifel“, betont die Meteorologin. Den trockensten Ort der Welt, Quillaqua, konnten sie aufgrund der Umstände nicht mehr besuchen. Auch in Neuseeland hätte sich die Familie noch mehr Zeit gewünscht.

Trotzdem zieht Verena Leyendecker ein absolut positives Fazit: „Ich kannte mich vorher eher mit dem Wetter in Deutschland und Europa aus. Die Folgen des Wetters auf der ganzen Welt zu sehen hat auf jeden Fall meinen persönlichen und beruflichen Horizont erweitert.“

Weitere Infos zur Reise gibt es auf dem Blog unter www.traveltheweather.de.

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