Nach Schließung von Hallenbädern Schwimmsportgemeinschaft Siebengebirge unterrichtet im Hotelpool

Siebengebirge · Nach der Schließung von gleich drei Hallenbädern in der Region sah sich die Schwimmsportgemeinschaft Siebengebirge in Existenznot. Nun kann der Schwimmunterricht auf das Dormero-Hotel ausweichen.

Übungsstunde im Dormero-Hotel: Kinder der SSGS trainieren zurzeit in Windhagen.

Übungsstunde im Dormero-Hotel: Kinder der SSGS trainieren zurzeit in Windhagen.

Foto: Roswitha Oschmann

Seit 1955 haben unzählige Kinder dank der Schwimmsportgemeinschaft Siebengebirge (SSGS) das Schwimmen gelernt. Jetzt geriet die SSGS in die Krise - unverschuldet: Drei Hallenbäder in Unkel, Aegidienberg und Königswinter, die der Verein nutzte, fielen auf einmal weg. Dass die SSGS dennoch ein abgespecktes Kursprogramm bieten kann und nicht komplett baden gegangen ist, verdankt sie Patric von Buttlar. Der Hotelmanager überlässt dem Verein auf unbegrenzte Zeit dreimal in der Woche das Schwimmbad des Dormero-Hotels in Windhagen. "Dafür sind wir sehr dankbar", sagt die Vorsitzende Claudia Profitlich."Plötzlich waren wir ohne Wasser", beschreibt SSGS-Vize und Trainerin Helene Wochnik die Situation, vor der der Verein unversehends stand.

Das Lehrschwimmbad in Aegidienberg musste Anfang 2019 von einem auf den anderen Tag geschlossen werden, inzwischen wurde es abgerissen. "Damals betreuten wir in dem Bad gerade 120 Kinder." Das Hallenbad in Unkel wird seit Juni renoviert, und in Königswinter wird demnächst neu gebaut. Also klapperten die beiden SSGS-Vorsitzenden die Hotels mit Pool ab. Bei Patric von Buttlar mit Erfolg. Claudia Profitlich: "Er war sofort bereit, uns aufzunehmen. Mit der Miete kam er uns darüber hinaus sehr entgegen, sie ist sogar günstiger als bisher in den städtischen Hallen."Und die Pänz fühlen sich wohl, wie man beim Unterricht beobachten kann. Übungsleiterin Anne Profitlich dirigiert die Schwimmkinder, die Brust-, Kraul- und Rückenschwimmen erlernen. Jährlich 300 bis 400 Kinder nehmen an den SSGS-Kursen teil. Bis Mitte des Jahres gab es noch eine kleine Wettkampfmannschaft. Die Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse, das Babyschwimmen und Aquafitness im Dormero-Hotel seien "ein sehr gutes, aber überschaubares Angebot", so Claudia Profitlich, deren Töchter Anne und Eva auch Übungsleiterinnen sind. "Wir haben sehr gut ausgebildete Übungsleiter und Trainer, achten auf sauberen Schwimmstil, bieten den Teilnehmern die Möglichkeit, ihr Können auszubauen", so Profitlich. "Dieser Verein besteht seit mehr als 60 Jahren, wir möchten ihn erhalten." Aber das wird schwer für einen Schwimmsportverein ohne Wasserflächen. 2018 zählte die SSGS 170 Mitglieder, jetzt sind es noch 64, im kommenden Jahr wird sich die Zahl durch bereits vorliegende Kündigungen noch einmal halbieren. "Wir haben unseren Mitgliedern ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt", erläutert Helene Wochnik. "Wir konnten ja keine Kurse mehr durchführen - weder Anfänger-, noch Fortgeschrittenen-Kurse für Kinder und Erwachsene, auch kein Aquafitness und Aquajogging." Auch langjährige Mitglieder verließen den Verein, der ihnen nicht mehr das Gewohnte bieten konnte, und gruben somit der Gemeinschaft weiter das Wasser ab. Denn die Mitgliedsbeiträge fehlen natürlich in der Kasse."Wir waren unter den alten Bedingungen bereits an der Grenze", so Wochnik über die finanzielle Situation.

Als vor drei Jahren der Jahresbeitrag für Einzelmitglieder von 108 auf 148 Euro angehoben wurde, traten rund 200 Mitglieder aus. Familien zahlen gestaffelte Beiträge - das erste Familienmitglied 148, das zweite 128, das dritte 108 Euro. Ein Anfängerschwimmkursus kostet 169 Euro."Ob wir diese Beitragshöhe aufrechterhalten können, wenn die renovierten Bäder wieder öffnen, ist fraglich. Die Miete dürfte dann teurer werden." Die beiden Spitzenfrauen der SSGS sehen also auch der Zeit, in der die drei Schwimmbäder wieder zur Verfügung stehen werden, nicht sorgenfrei entgegen: "Es wird schwer, die Mitglieder dann wieder zurückzugewinnen." Sie haben mit dem Steuerberater die Situation des Vereins beleuchtet. Der sah nur zwei Optionen: die Auflösung des Vereins oder ihn ab 2020 zeitweise ruhen zu lassen. Wie es weitergeht, hängt von Gesprächen mit dem Finanzamt ab - und natürlich vom Votum einer außerordentlichen Mitgliederversammlung.

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