Rolls-Royce-Fans im Siebengebirge Wie einst bei Herrn Spinat

KÖNIGSWINTER · Vor der Kulisse von Schloss Drachenburg gaben sich Freunde von Luxusautos ein Stelldichein: Wo einst der Schlossherr selbst seinen "Silver Shadow" parkte, trafen sich die Mitglieder des Bentley und Rolls Royce Online Clubs.

 Luxus auf vier Rädern: Rolls-Royce- und Bentley-Besitzer fuhren ihre Schätzchen vor Schloss Drachenburg auf.

Luxus auf vier Rädern: Rolls-Royce- und Bentley-Besitzer fuhren ihre Schätzchen vor Schloss Drachenburg auf.

Foto: Frank Homann

John Lennon besaß einen, und Elvis hatte gleich mehrere in der Garage stehen. König Hussein von Jordanien lässt sich in ihm zu Terminen chauffieren und auch der Sultan von Brunei. Zu den vielen Reichen und Prominenten, die einen Rolls Royce ihr Eigen nennen, zählte einst auch Paul Spinat, der seinen goldfarbenen „Silver Shadow“ gerne vor dem Portal seines Schlosses Drachenburg parkte.

Am Sonntag rollten sogar gleich mehrere der Luxuslimousinen durch das mächtige Tor: Anlass war allerdings nicht etwa ein Staatsempfang oder ein Treffen der Schönen und Reichen, vielmehr war Schloss Drachenburg Ziel einer gemeinsamen Ausfahrt des Bentley und Rolls Royce Online Clubs (kurz BRROC). Drei Monate hatten 60 Spezialisten vor 14 Jahren an dem nachtblauen Rolls Royce Cabriolet gebaut, das heute der ganze Stolz von Thomas Oschika aus Moers ist. „Selbst die Türen sind handgedengelt.“ Der blitzblanke Luxusschlitten ist sogar unter Rolls-Royce-Fahrzeugen etwas ganz Besonderes: „Er war mit einst 380 000 Schweizer Franken das teuerste Fahrzeug, das Rolls Royce gebaut hat.“

Und zudem das letzte, das 2002 das Stammwerk im britischen Crewe vor der Übernahme durch BMW verlassen hat. Nur 374 Stück wurden in der Baureihe V angefertigt – Oschika hat das schicke Gefährt vor zwei Jahren aus den USA reimportiert. „Er hatte dort jahrelang vernachlässigt rumgestanden.“ Nach längerem Aufenthalt in der Werkstatt erstrahlt der Corniche nun in neuem Glanz – für Oschika ist es der schönste Wagen, den Rolls Royce je gebaut hat. Ob er sein kostbares Schätzchen jeden Tag selbst wienert? Um Himmels willen – nein. Lediglich die Fliegen werden, wenn nötig, vorsichtig mit einem Lappen entfernt, ansonsten ist die Reinigung Sache für eingefleischte Profis.

Jeder Rolls Royce trägt die Handschrift der Monteure

Die Begeisterung für die Technik, für die technische Handschrift der Rolls-Royce-Monteure, die jedes einzelne Fahrzeug trägt, verbindet die Clubmitglieder, unter denen viele gar nicht selbst Besitzer eines eigenen Rolls Royce oder Bentley sind. Für sie stehen Spaß und Geselligkeit bei gemeinsamen Treffen, Ausfahrten und Ausflügen im Vordergrund. Bei den üblichen „Benzingesprächen“ werden die Freundschaften, die sich durch die gemeinsame Leidenschaft entwickelt haben, gepflegt und ausgebaut. Der Verein dient zudem als Plattform zum Austausch von Informationen zu den Fahrzeugmarken Bentley und Rolls Royce.

Ein eigener Rolls Royce, genauer gesagt ein „Silver Shadow“, ist auch der Traum von Vereinsmitglied Guido Jüssen – ein Kindheitswunsch, der für den Bad Honnefer bald vielleicht sogar in Erfüllung geht. „Herr Spinat hatte ja auch so einen, und als Kind habe ich über besondere Kontakte dieses Fahrzeug kennenlernen können.“ Seitdem ist die Begeisterung für die Marke, die wie wohl keine andere für Luxus steht, vorhanden.

Lange Jahre hat sich Jüssen allerdings zunächst ganz seiner weiteren Leidenschaft, nämlich der für Vélosolex, gewidmet. Die historischen Mofas sind unter Zweirädern ebenso rar und ausgefallen wie der Rolls unter Automobilen. Über dieses Hobby ist Jüssen dann vor drei Jahren an den BRROC gekommen. Um Besitzer eines eigenen Rolls Royce zu werden, muss man übrigens nicht unbedingt Millionär sein: Die Preise für ein gebrauchtes Modell starten je nach Art und Ausstattung in der „Golf“-Klasse, reichen allerdings aufwärts bis hin zur gut ausgestatteten Villa.

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